Ladenburg, 27. September 2013. (red/pm) Der „Arbeitskreis JĂŒdische Geschichte“ lĂ€dt anlĂ€sslich des EuropĂ€ischen Tages der JĂŒdischen Kultur am Sonntag, den 29. September, zu einer zweistĂŒndigen kostenlosen FĂŒhrung ein. Ingrid Wagner und Dr. JĂŒrgen Zieher werden Schicksale ehemaliger jĂŒdischer BĂŒrger vorstellen und Einblicke in die Geschichte der ehemaligen Kultusgemeinde vom Mittelalter bis 1940 vermitteln. Treffpunkt ist um 14:00 Uhr am Marienbrunnen auf dem Ladenburger Marktplatz. MĂ€nnliche Teilnehmer werden gebeten, eine Kopfbedeckung mitzubringen.
Schicksale ehemaliger jĂŒdischer BĂŒrger
Vortrag ĂŒber Architektur zwischen Nicht-Adel und Adel
Ladenburg, 22. Februar 2013. (red/pm) Am kommenden Mittwoch, den 27. Februar 2013 findet um 19.30 Uhr im Domhof ein Vortrag zur Architektur im Mittelalter und der frĂŒhen Neuzeit statt. Prof. Dr. Kurt Andermann erklĂ€rt, wie Ritter und niederer Adel in Döfern und StĂ€dten lebten.
Information des Landratsamtes Rhein-Neckar:
„In der Vortragreihe des Kreisarchivs Rhein-Neckar-Kreis in Zusammenarbeit mit der VHS Ladenburg-Ilvesheim e.V. und dem Heimatbund Ladenburg findet am kommenden Mittwoch, 27. Februar 2012, um 19.30 Uhr, im Domhof Ladenburg (Hauptstr. 7) ein interessanter Vortrag zur Architektur im Mittelalter und der frĂŒhen Neuzeit statt. [Weiterlesen…]
JĂŒdisches Leben in Ladenburg

Foto: Wikipedia, National Park Service
Ladenburg, 30. August 2012. (red/pm) Der „Arbeitskreis JĂŒdische Geschichte“ lĂ€dt anlĂ€sslich des Tages der EuropĂ€ischen Tages der JĂŒdischen Kultur am Sonntag, den 2. September 2012, zu einer zweistĂŒndigen kostenlosen FĂŒhrung ein.
Information der Stadt Ladenburg:
„Ingrid Wagner und Dr. JĂŒrgen Zieher werden Schicksale ehemaliger jĂŒdischer BĂŒrger vorstellen und Einblicke in die Geschichte der ehemaligen Kultusgemeinde vom Mittelalter bis 1940 vermitteln. Auf dem Rundgang wird auch die jĂŒdische Abteilung des Lobdengaumuseums besichtigt.
Treffpunkt ist um 14 Uhr am Marienbrunnen auf dem Ladenburger Marktplatz. MĂ€nnliche Teilnehmer werden gebeten, eine Kopfbedeckung mitzubringen.“
Liebe. Schlösser. Ladenburg

"Engelchen" und sein "BĂ€rle" haben ihre Liebe fest angeschlossen.
Ladenburg, 06. Oktober 2011. (red) Ein Leser hat uns auf „Liebesschlösser“ an der BrĂŒckenstraĂe aufmerksam gemacht. Und tatsĂ€chlich, etwas mehr als ein Dutzend Liebespaare haben dort auf Ladenburger Seite ihre Liebe fest angeschlossen.
Von Tillmann Bross
Was haben Ladenburg und Paris gemein? Beides sind StÀdte der Liebe. Ok, Paris ist in dieser Hinsicht vielleicht ein bisschen bekannter.
Stellen wir uns vor, wir sind in Paris, Pont des arts, 19.30 Uhr.
Ein dunkelroter Sonnenuntergang am Wasser, leise Chansons im Hintergrund, zwei Verliebte. Sie sehen nicht die Girlanden der Touristikschiffe, die wie GlĂŒhwĂŒrmchen ĂŒber dem Wasser schwebend unter ihnen her schwirren und auch die leise Tanzmusik aus dem CafĂ© hinter ihnen nehmen sie nicht wahr. Sie selbst sind sich genug.

Liebesschlösser an der Pont des Arts in Paris. Bild: Trissotin, CC by-sa
Denn diese laue Sommernacht ist der perfekte Zeitpunkt, sich die ewige Treue zu schwören. Wie seit jeher in der Tradition der Verliebten in Paris, bringen auch sie ihr Schloss am Gitter der Pont des arts an, und solange es dort hÀngt, soll auch ihre Liebe halten.
Szenenwechsel: Ladenburg, BrĂŒckenstraĂe, 19.30 Uhr.
Die Sonne geht unter, und auch die Schiffe, die unter der BrĂŒcke hindurchfahren, sind nur noch schemenhaft zu erkennen. Leise Chansons sind hier nicht zu hören, aber wer braucht das schon, wenn man mit dem oder der Liebsten das Symbol der ewigen Herzenstreue am Zaun ĂŒber dem Neckar anbringen will?
Ladenburg mit seinen FachwerkhÀusern und der wunderschönen Altstadt ist ein romantisches StÀdtchen. Und definitiv als lokale Stadt der Liebe geeignet.
Das haben auch Nico und Lena erkannt oder „Engelchen & BĂ€rle“ und andere, die ihre Liebe durch StahlbĂŒgel sichern wollen. Man findet an der BrĂŒckstraĂe auf Ladenburger Seite Schlösser in verschiedenen GröĂen. Mit Aufschriften und Gravuren. Schön geschwungen vom Profi graviert oder auch selbst mĂŒhevoll verziert.

Noch sind es nicht viele Liebesschlösser - das wird sich aber bestimmt Àndern.
Die Symbolik des Schlosses im Kontext der unsterblichen Liebe gab es bereits in der Minne des Mittelalters und fĂŒgt sich perfekt in die gelassene AtmosphĂ€re der historischen Römerstadt ein. Auch wenn bisher nur rund ein Dutzend Schlösser dort hĂ€ngt, lĂ€sst sich doch ein deutlicher Trend feststellen, meint auch die Polizei, die bestĂ€tigt, dass die Idee der Liebesschlösser in Ladenburg noch recht neu ist.
Von einer verbotenen Handlung oder BeschĂ€digung öffentlichen Gutes war auch bei der Polizei keine Rede: „Das ist doch eine ganz hĂŒbsche Idee“, hieĂ es im Revier. Man darf sich also „trauen“.
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Anmerkung:
Tillmann Bross (17), ist Gymnasiast (12. Klasse) aus Bad DĂŒrkheim und absolviert zur Zeit ein Kurzpraktikum beim Ladenburgblog.de.
Lesetipp: Isenhart – spannender Mittelalterkrimi mitten unter uns

Spannend, nachdenklich, tiefgrĂŒndig: Holger Karsten Schmidts DebĂŒtroman "Isenhart" ist ein Schmöker und ein nachdenkliches Buch. Quelle: KiWi
Rhein-Neckar, 15. September 2011. (red) Heute beginnt der Verkauf von Isenhart (Kiepenheuer&Witsch). Der Autor Holger Karsten Schmidt ist gebĂŒrtiger Hamburger. Die Idee zu seinem Roman ist in Mannheim entstanden. Vor mehr als zwanzig Jahren. Der erfolgreiche Drehbuchautor (Grimme-Preis 2010 fĂŒr „Mörder auf Amrum“) legt einen mitreiĂenden Schmöker vor, der mehr als nur Unterhaltung ist.
Die Geschichte von Isenhart ist ein spannender und unterhaltsamer Krimi. Aber auch ein sehr nachdenkliches Buch. Der Konflikt zwischen freiem Denken und herrschenden Gewalten durchzieht die Handlung. Es geht um Verstand und Wissen, Liebe und Schmerz, Ehre und Verrat, UnterdrĂŒckung und Befreiung. Es geht um die Freiheit des Denkens und der GefĂŒhle.
Die SchauplĂ€tze der Handlung reichen bis ins (damals sehr) ferne Toledo – die Kerngeschichte allerdings findet im Raum Rhein-Neckar statt. Die Handlung spielt im Mittelalter – doch das ist gar nicht so fern, könnte man meinen.
Von Hardy Prothmann
Ich warte schon seit ĂŒber zwanzig Jahren darauf, endlich den âIsenhartâ erstens lesen und zweitens besprechen zu können. Im Sommerurlaub hatte ich dazu Gelegenheit mit einem „Vorabexemplar“. 816 Seiten, Hardcover, aufwendig gestaltet.
Irgendwann 1989 oder 1990 hat mir Holger Karsten Schmidt von Isenhart erzÀhlt. Einem Mittelalter-Roman, den er schreiben wollte. Holger hat Isenhart geschrieben. Ab heute ist das Buch im Handel erhÀltlich.
Wir studierten damals Germanistik in Mannheim. In irgendeinem Seminar der MediĂ€vistik stieĂ Holger auf das Adjektiv âisenhartâ. Und dieses kleine Wort hat eine Geschichte in seinem Kopf in Gang gesetzt.
Holger hat schon damals viel geschrieben. Nein, eigentlich hat Holger immer geschrieben. Seit ich ihn kenne und davor – wenn er keine Schreibmaschine oder spĂ€ter einen Computer in der NĂ€he hatte, dann beobachtete er die Menschen und hörte, was sie sagten und ĂŒberlegte, wie man das Erlebte in einer Geschichte dramaturgisch umsetzen könnte.
Viele Geschichten
Um ĂŒber die Runden zu kommen fuhr er Taxi – da trifft man viele Menschen, hört viele Geschichten.
Isenhart ist nicht sein erster Roman, wohl aber der erste veröffentlichte, der den erfolgreichen Drehbuchautor mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Buchautor machen wird.
Die spannende Geschichte um Isenhart beginnt mit einem unerhörten Ereignis. Ein Kind wird geboren, verliert die Mutter und stirbt ebenfalls. Ein mysteriöser fremder Mann taucht auf und haucht dem Kind neues Leben ein. Ein weiterer Mann, Walter von Ascisberg, will das Kind töten, schafft es aber nicht und beschlieĂt es Isenhart zu nennen, sofern der schwĂ€chliche SĂ€ugling den Winter ĂŒberleben sollte. Es gibt eine Verbindung zwischen dem Fremden und Ascisberg und Isenhart – der Roman erzĂ€hlt diese Geschichte spannend bis zum Schluss.
Isenhart erweist seinem Namen alle Ehre, nĂ€hrt sich an der Brust einer fremden Frau und wĂ€chst fortan als Sohn eines trunksĂŒchtigen Schmieds auf. Und er findet in der Burg der Laurins einen Freund, den FĂŒrstensohn Konrad. Die Freundschaft der beiden wird immer wieder teils harten PrĂŒfungen unterzogen. Konrad ist adelig, Isenhart ein Knappe, aber viel schlauer als der körperlich ĂŒberlegene und vom Stand dominante Konrad.
PrĂ€zise und wortreich – herzlich und tödlich
Holger Karsten Schmidt portrĂ€tiert die ungleichen Charaktere sehr genau – seine prĂ€zise, wortreiche Sprache reiĂt den Leser mitten in die Abenteuer, die die beiden erleben. Man fĂŒhlt den Schmerz, die Verzweiflung, die Hoffnung. Verstand und Herz sind im Wettstreit. Der Verstand öffnet den Personen im Buch die Welt, das Herz umarmt sie. Immer, wenn das Herz fehlt, geht es grausam zu. Kalt. Tödlich.

Der erfolgreiche Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt (45) erzĂ€hlt in seinem DebĂŒtroman das Abenteuer von Isenhart wortreich und prĂ€zise - die Spannung lebt in den Figuren und dem, was sie denken. Foto: Ira Zehender
Holger Karsten Schmidt ist mit Isenhart ein Schmöker im besten Sinne gelungen. Der Autor verzettelt sich nicht in verschwurbelten Beschreibungen und epischen Ausbreitungen. Schmidt erzĂ€hlt eine spannende Abenteuergeschichte und treibt sie voran – die Rahmenhandlung ist ein Krimi.
Schmidt forder die Leser heraus
Ein grausiges Verbrechen geschieht – ein Unbekannter schneidet der Schwester von Konrad von Laurin das Herz heraus, nachdem er dem MĂ€dchen zuvor die Brust abgetrennt hat. Dem jungen Isenhart wird brutal und unersetzlich seine erste und fĂŒr lange Zeit einzige Liebe geraubt.
Dann wird die Burg der Laurins ĂŒberfallen. Vermeintlich wegen einer rechtsmĂ€Ăigen Fehde. Der FĂŒrst Sigimund fĂ€llt im Kampf, seine Frau Mechthild vergiftet sich, viele werden gemeuchelt, Konrad lebensgefĂ€hrlich verletzt. Isenhart rettet den Freund in letzter Sekunde – nachdem auch er einen Gegner erschlagen und einem anderen die Gurgel durchgeschnitten hat. Schmidt fordert die Leser heraus. Man muss viel Ungerechtigkeit ertragen und auf eine glĂŒckliche Wendung hoffen. Die kommt, aber nicht ohne Verluste.
Trotzdem strahlt das Buch eine Hoffnung aus, die man unbedingt lesen möchte. Seite um Seite.
Isenhart ist, obwohl ganz ĂŒberwiegend flĂŒssig und spannend zu lesen, kein einfaches Buch – wer sich auf die Gedanken des Autoren einlĂ€sst, spĂŒrt den existenzialistischen Einfluss des groĂartigen Philosophen Albert Camus. Nicht umsonst zitiert Schmidt den Dramatiker Victor Hugo am Ende des Romans. Der Autor verbirgt nicht, wer und was ihn beeindruckt. Er lĂ€sst uns Leser teilhaben an seinem Inneren. Und diese Offenheit ist die gröĂte StĂ€rke dieses Buchs.
Schauder ĂŒber Schauer
Mitunter gibt es sehr eindringlich anmutende Gewaltschilderungen, die aber niemals den Eindruck erwecken, der Autor habe SpaĂ am Schock. Die erzĂ€hlerischen und dramaturgischen Mittel wĂŒrden einem Drehbuchautor Schmidt jederzeit ausreichen, die Gewaltszenen âauszuschmĂŒckenâ. Doch als Romanautor tut er das nie. Er schildert gnadenlos nĂŒchtern, wie brutal âNahkĂ€mpfeâ nun einmal sind, wenn es um Leben und Tod geht und wie lebensbedrohlich aus heutiger Sicht âbehandelbareâ Verletzungen im Mittelalter waren.
Wirklich schaudern machen einen dagegen eher die anderen Gewalten, die herrschen – die der Kirche und ihrer nahezu absoluten Macht, das freie Denken zu verbieten. Das ist weitaus brutaler.
Besonders stark ist der Roman in der Schilderung der Zwischenmenschlichkeit, da, wo Ruhm und Ehre eine untergeordnete Rolle spielen. Stand und Schönheit, Reichtum und Macht angesichts der Liebe und der Zuneigung, der Vertrautheit und des gemeinsamen Lebens zurĂŒcktreten mĂŒssen.
Die Geschichte von Isenhart ist die eines Mannes, der neugierig auf die Welt ist und sie ergrĂŒnden will. Nicht einfach möchte, sondern ganz klar will. Immer wieder stöĂt er an Grenzen, die Kirche und Adel und die damalige Gesellschaft ihm teils schier unĂŒberwindbar anmutend aufwerfen.
Gottesfurcht und Neugier
Holger Karsten Schmidt versteht sein Handwerk. Er ist ein geschickter ErzĂ€hler. Ein Vater-Sohn-Konflikt, die unerfĂŒllte Liebe, die Sehnsucht nach Erkenntnis, die unbekannte Gefahr, die scheinbar ausweglose Situation und die glĂŒckliche FĂŒgung – er bedient die dramatischen Momente des (Er-)Lebens gekonnt und stilsicher.
Wer den Autor kennt, erfĂ€hrt ihn in dem Buch, wer ihn nicht kennt, lernt ihn kennen. So gegensĂ€tzlich Isenhart und Konrad nach Stand, Abstammung und Verstand sind – beide lernen den christlichen Glauben mittels SchlĂ€gen auf die Knöchel. Isenhart verliert spĂ€ter durch ein Urteil des Bischofs zu Spira einen kleinen Finger – eine glimpfliche Strafe angesichts der Tatsache, dass Konrad seine Familie wegen der Habsucht eines Abts verlieren musste.
Beide Protagonisten sind auf eine Art âgottesfĂŒrchtigâ, aber auch beseelt – durch Anteilnahme und vor allem durch ihre charakterliche Entwicklung. Einer ihrer schlimmsten Gegenspieler ist die Religion – vor allem die christliche.
Liebe und Freundschaft vs. Gott und entzĂŒndete DĂ€rme
Holger Karsten Schmidt, der Anfang zwanzig, zu der Zeit, als ihm Isenhart in den Sinn kam, aus der evangelischen Kirche ausgetreten ist, lĂ€sst keinen Zweifel daran, wie kritisch er der Kirche als selbstherrlicher Verwaltungsinstitution des Glaubens und des daraus resultierenden Lebens gegenĂŒber eingestellt ist. Den Bischof, der stĂ€ndig Probleme mit einem entzĂŒndeten Darm hat, die vermutlich auf âFingerĂŒbungenâ eines Ministranten- mit Dreck unter den NĂ€geln zurĂŒckzufĂŒhren sind, lĂ€sst er dann spĂ€ter auch an einer DarmentzĂŒndung sterben.
Der Roman ist vor dem ekelhaften, bekannt gewordenen Missbrauch von katholischen Geistlichen an Schutzbefohlenen entstanden und thematisiert doch genau diese Vergehen wider die Menschlichkeit. So schlimm das anmutet, ist das groĂe Thema des Buchs aber die UnterdrĂŒckung des Urteilsvermögens. Und der Kampf um die Kraft des eigenen Verstands, der bis heute durch Kirche und „Glauben“ in der Gesellschaft eine so groĂe Rolle einnimmt. Und den Isenhart beharrlich fĂŒhrt, bis er erkennt, dass es nichts besseres auf dieser Welt zu wissen gibt, als Liebe und Freundschaft. Gott spielt dabei keine Rolle mehr.
Auch zum Ende des Buches, als das dramatische Finale durch ein âGottesurteilâ entschieden wird, muss man sich fragen, was Gott damit zu tun haben soll.
Schmöker und AufklÀrung
Obwohl Isenhart ein spannend zu lesender Schmöker ist, gelingt es Holger Karsten Schmidt seine Faszination fĂŒr die Logik, fĂŒr die Mathematik, die Philosophie und die Lust am Wissen, am Kennenlernen des Unbekannten immer wieder fast beilĂ€ufig einzustreuen. Auch ĂŒber die Sprache, die wir selbstverstĂ€ndlich benutzen und doch oft nicht wissen, warum wir sagen, was wir sagen. Wer nicht weiĂ, warum man âalles ist in Butterâ sagt, wird ganz nebenbei âaufgeklĂ€rtâ.
Man merkt dem Buch eine umfangreiche Recherche an – sehr genau werden viele Details des mittelalterlichen Lebens beschrieben, die teils seltsam, oft lustig, immer interessant und manchmal auch verwunderlich wirken. So mutet der Vollzug einer Hochzeit unter Beisein eines Geistlichen wie eine Live-Sex-Show auf der Reeperbahn an – allerdings ohne jeden Schmuddel. So gesehen war das Mittelalter unserer Zeit um einiges voraus.
Ob Isenhart und Konrad in Norditalien tatsĂ€chlich âFĂ€den aus Teigâ gegessen haben, wird der Autor nicht beweisen können – allerdings kann man nicht mit Sicherheit wissen, ob die Spaghetti nicht doch schon erfunden waren. Das Mittelalter ist wie die Zeit davor eine ĂŒberwiegend mĂŒndlich tradierte Geschichte – viele Geheimnisse werden sich nie auflösen lassen, âWissenâ wird alle Jahre durch neue Erkenntnisse ebenso neu definiert.
Schicht um Schicht
Isenhart ist kein Historienroman, sondern ein Krimi. Leider muss man kritisch anmerken, dass die Verlagswerbung vom âfrĂŒhen Profilerâ im Mittelalter, der einen âSerienmörderâ ĂŒberfĂŒhrt, reichlich zweifelhaft ist.
Isenhart ist kein âProfilerâ, sondern einer, der seinen Verstand benutzt und dem oft der Zufall hilft – und mindestens genauso oft das Schicksal ĂŒbel mitspielt. Und der angebliche Serienmörder tötet zwar in Serie – das macht ihn aber noch lange nicht zu einem Serienmörder. Letzlich ist er eine tragische Figur.
Ganz im Gegenteil gelingt es Schmidt das klassischste aller Dramenmotive, das Dilemma, gekonnt zu entwickeln, aufzubauen, Schicht um Schicht zu schĂŒrzen und letztlich ist der Knoten aus vielfĂ€ltigen Verwerfungen des Lebens so dick, dass man ihn nur noch zerschlagen kann – mit Gewalt versteht sich. Als Leser ist man an dieser Stelle so weit, dass man das will und versteht – auch wenn die Folgen fĂŒrchterlich sind. Das Buch zwingt die Leser, Leid und im Mitleid Milde zu erfahren. So gerĂ€t die Kritik am Christentum zur christlichsten aller Handlungen. Ganz sicher schafft Holger Karsten Schmidt diese Entwicklung ohne jede Legitimation durch die Kirche.
Am Ende bleibt kein Held ĂŒbrig, sondern viele. Und alles haben etwas verloren. Manche davon das wertvollste, was sie haben, ihr Leben.
Trotz aller Widrigkeiten
Es bleibt aber auch etwas ĂŒbrig, das man als zutiefst christlich bezeichnen könnte, wenn man nicht die Abneigung des Autoren gegenĂŒber der Kirche und ihrem unheilvollen Wirken deutlichst vorgefĂŒhrt bekommen hĂ€tte: Die Hoffnung und die Liebe. Vertrauen und Freundschaft. Trotz aller Widrigkeiten des irdischen Lebens.
Mehr soll nicht verraten werden, denn das Buch will gerne gelesen werden.
Nach der LektĂŒre hoffe ich sehr, nicht noch einmal zwanzig Jahre auf den nĂ€chsten Roman warten zu mĂŒssen – Holger hat mir verraten, dass in seinem Kopf mindestens zwei weitere BĂŒcher gerade entstehen. Auf die bin ich mehr als gespannt.
Man darf ebenfalls gespannt sein, wie der renommierte Verlag Kiepenheuer&Witsch seinen neuen Autor und das Buch voranbringen wird. Mittelalterkrimis sind neu fĂŒr den Verlag und sicher ein Experiment. Mit Holger Karsten Schmidt als Autor geht der Verlag sicher kein Risiko ein – mit dem Stoff schon eher. Der ist neu fĂŒr die Leserschaft. Doch nicht umsonst haben sich KiWi und Schmidt getroffen. KiWi hat einen seriösen Autoren unter Vertrag genommen, der weiĂ, wofĂŒr er steht. Verlag und Autor fordern die Kraft des Denkens heraus und die Lust am Lesen. Eine bessere Kombination ist kaum vorstellbar.

Holger Karsten Schmidt hat aus mittelalterlicher Sicht eine Abenteuerreise hinter sich: Der gebĂŒrtige Hamburger lebt im schwĂ€bischen Asperg.
Zum Autor:
Holger Karsten Schmidt (Jahrgang 1965) ist in Hamburg geboren und aufgewachsen.
1989 hat er in Mannheim Germanistik und Politikwissenschaften studiert, 1992 abgebrochen, um in Ludwigsburg an der Filmakademie Drehbuch zu studieren.
Nach erfolgreichem Abschluss hat er dort ebenfalls unterrichtet. Mit â14 Tage lebenslĂ€nglichâ ist ihm 1996 der Durchbruch gelungen. Seitdem zĂ€hlt er zu den renommiertesten Drehbuchautoren Deutschlands.
Der mehrfach preisgekrönte Autor wurde bereits fĂŒnf Mal fĂŒr den Grimme-Preis nominiert. 2010 hat er ihn fĂŒr âMörder auf Amrumâ erhalten.
Isenhart erscheint im hochwertigen Hardcover am 15. September 2011 bei Kiepenheuer & Witsch, Köln. Preis: 19,99 Euro. ISBN: 978-3-462-04332-7
Ortskunde:
Isenhart wĂ€chst in der Burg Laurin auf, ziemlich genau da, wo der Autor Holger Karsten Schmidt mit seiner Frau Ira wohnt und lebt: Am FuĂe der Festung Hohenasperg.
Walter von Ascisberg (Asperg) lebt in Tuttenhoven, heute bekannter unter dem Namen Dudenhofen, westlich von Speyer, das im Roman Spira heiĂt.
Das Kloster in Sunnisheim ist Sinsheim. Und Muhlenbrunn ist selbstverstÀndlich was? Sie werden darauf kommen. Bruchsal ist Bruchsal. Weinheim ist Weinheim. Regensburg ist Regensburg. Das unbedeutende Dorf Mannenheim (damals 700 Einwohner) ist heute das Oberzentrum Mannheim. Cannstadt ist die Keimzelle des heutigen Stuttgart.
Helibrunna ist selbstverstĂ€ndlich Heilbronn. Worms und Mainz sind wie geheiĂen. Und Hammerburg ist der Geburtsort von Holger Karsten Schmidt, nĂ€mlich Hamburg.
Heiligster hingegen ist eine Erfindung von Schmidt, irgendwo in der NĂ€he von Heiligenstein am Rhein – um die Ecke vom Römerberg. Viel SpaĂ bei der Spurensuche. Es handelt sich um vereinzelt gelegene Höfe.
Transparenz:
Holger Karsten Schmidt und Hardy Prothmann sind seit ĂŒber zwanzig Jahren Freunde im Geiste. WĂ€hrend des Studiums gab es intensive Kontakte, danach sah man sich „regelmĂ€Ăig“ alle paar Jahre, telefonierte ab und an und blieb in Kontakt – das letzte persönliche Treffen liegt gut acht Jahre zurĂŒck.
Video: Ausgrabungen an der Merian-Realschule
Guten Tag!
Ladenburg, 29. Mai 2010. Die Grabungen an der Merian-Realschule dauerten sechs Monate – nur vier Monate konnte tatsĂ€chlich gearbeitet werden, denn das Wetter machte die Grabungsarbeiten oft unmöglich. Eine kleine MĂŒnze aus der „Karolinger“-Zeit gilt als bedeutender Fund. DarĂŒber hinaus haben die ArchĂ€ologen viele kleinere wichtige Funde gemacht und wieder etwas ĂŒber Ladenburg und seine Bedeutung gelernt. Ortstermin GrabungsstĂ€tte.
Von Hardy Prothmann
Rund 100 LadenburgerInnen kamen am Donnerstag zur GrabungsstĂ€tte an der Merian-Realschule. Frau Dr. Britta Rabold vom Landesamt fĂŒr Denkmalpflege beim RegierungsprĂ€sidium Karlsruhe prĂ€sentierte den GĂ€sten einen Ăberblick ĂŒber die Erfolge der Grabung und deren Bedeutung.
Eingeladen hatten die Stadt Ladenburg und der Heimatbund.

Jede Menge GrÀber und Skelette brachte die Ausgrabung ans Tageslicht. Bild: ladenburgblog
Klar wurde: Ladenburg ist nicht nur eine alte römische Stadtsiedlung, auch im Mittelalter spielte Ladenburg eine gewichtige Rolle. Es wurden keine sensationellen Funde gemacht, aber bedeutende. Neben der Realschule gab es wohl einen Markt mit Wirtschaften, eventuell eine Kirche, ganz sicher einen Friedhof. Nahezu 80 Gebeine konnten geborgen werden.
Es gab Katastrophen: Brandfunde zeugen davon. Vermutlich gibt es Spuren von Fachwerksbebauung. Die Grabung erfolgte unter groĂen Zeitdruck und verstĂ€rkte den auf die Arbeiten fĂŒr den Anbau der Merian-Schule.
Der Gemeinderat hatte fĂŒr den Mai einen weiteren Monat fĂŒr die Grabungsarbeiten genehmigt. Ab kommender Woche gehen die Arbeiten fĂŒr den Anbau weiter – auĂer, die Bagger fördern etwas zutage, was einen erneuten Baustopp rechtfertigt….
Einen schönen Tag wĂŒnscht
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