Sonntag, 07. August 2022

Deutliche Kritik am Musikfestival

Scheingefecht um Schlachtfeld?

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Schlachtfeld oder hinnehmbarer Schaden aus Stadtmarketing-Gründen?

 

Ladenburg, 07. Juni 2013. (red/pro) Es hätte eine kurze, wenig spannende Sitzung des Technischen Ausschusses am Mittwoch werden können – den drei Tagesordnungspunkten wurden zügig abgestimmt. Dann kam der Punkt „Verschiedenes“ und für Ladenburger Verhältnisse ging es rüde zu. Der ramponierte Zustand der Festwiese nach den Konzerten mit Xavier Naidoo und Sean Paul sorgte für Ärger. [Weiterlesen…]

"Im Arsch" - Teil 2. Die seltsamen Regeln von Demi-Promotion

„Ihre Aufmerksamkeit ehrt einem schon fast“

Dokumentation: Das Bild oben ist nicht "nach den Regeln" entstanden. Unten im Bild Demi-Chef Dennis Gissel (rechts). Quelle: Ladenburger Zeitung

Ladenburg/Hirschberg/Rhein-Neckar, 09. Juli 2012. (red) Unser Bericht über die Einschränkungen der Pressefreiheit durch Manager und Veranstalter hat eine sehr hohe Aufmerksamkeit bei den Leserinnen und Lesern gefunden. Der Ausfall des Demi-Chefs Dennis Gissel nach wie vor unverständlich. Noch unverständlicher, dass er Regeln einfordert, die keine sind, weil sie nicht für alle gelten.

Von Hardy Prothmann

Im Anschluss an unsere Berichterstattung sendete uns Demi-Chef Dennis Gissel eine E-Mail und wünschte uns „viel Erfolg“. Wobei, ließ er offen. Aktuell haben wir Herrn Gissel angeschrieben, weil die Ladenburger Zeitung ausführlich über den von der Hirschberger Demi Promotion veranstalteten Konzertsommer in Ladenburg berichtete.

Das Problem dabei: In der Ladenburger Zeitung wurde mindestens ein Foto veröffentlicht, dass nach den „ersten drei Liedern“ entstanden ist. Zur Erinnerung: Der Veranstalter führte die Pressefotografen „geschlossen“ in den Bühnengraben, wo während der ersten drei Lieder fotografiert werden durfte. Danach waren Pressefotos „streng“ untersagt – angeblich eine Vorgabe des Managements der Künstler.

Von Ehre und Aufmerksamkeit

Anscheinend gilt das nicht für den Ladenburger Journalisten Axel Sturm, der die Konzertatmosphäre beim Dieter Thomas Kuhn-Konzert aus dem Wasserturm heraus ablichtete. Demi-Chef Dennis Gissel stand Sturm auch für ein langes Gespräch zur Verfügung. Die „Berichterstattung“ ist insgesamt fast wie ein PR-Text zu lesen. Eine schöne Werbung für Demi und sein Musikfestival, verpackt als „journalistischer“ Bericht.

Wir haben Herrn Gissel angeschrieben und folgende Fragen gestellt:

  • Ist Ihnen bekannt, dass die Ladenburger Zeitung in der aktuellen Ausgabe (27/2012) ein Foto veröffentlicht hat, dass im Anschluss an die ersten drei Lieder vom Wasserturm aus gemacht worden ist?
  • Könnte es sein, dass die so vehement von Ihnen vorgetragenen Regeln für Herrn Sturm nicht gelten, weil dessen Tochter bei Ihnen beschäftigt ist?
  • Finden Sie es nicht auch, sagen wir mal „unglücklich“, dass Herr Sturm ohne einen Hinweis auf seine mögliche Befangenheit einen Text in der Art über das Musikfestival veröffentlicht hat?

Herr Gissel hat folgende Antwort geschrieben:

Ihre Aufmerksamkeit ehrt einem (sic!) schon fast. Haben Sie wirklich keine aktuelleren Themen mehr?

Wir haben jede Menge Themen – wir finden es hochinteressant, wie der lokale Filz zusammenarbeitet. Wie gering Demi die Pressefreiheit achtet – obwohl gerade (unabhängige) Presseberichte sehr wichtig für einen Veranstalter sein sollten. Aber anscheinend gilt das bei Demi nur für „schön geschriebene“ Berichte. Mit den Partnern Mannheimer Mogen, Rhein-Neckar-Zeitung und Nussbaum-Medien (Anzeigenblätter) hat Demi ja auch entsprechende Partnerschaften.

Ob dortige „Berichte“ nun „journalistisch wertvoll“ oder bloße PR-Texte sind – darüber kann sich jeder selbst eine Meinung bilden.

Und ob die anderen Presseorgane und -fotografen „amüsiert“ sind, wenn sie erfahren, dass „Regeln“ nicht für alle gleich gelten? Nach unseren Informationen wurde der Pressetross geschlossen in den Graben und dann zum Ausgang geführt. Nur nicht Axel Sturm. Dessen Tochter ist bei Demi angestellt und war für die „Presseführung“ eingeteilt. Sie ging mit dem „Papa“ in Richtung Wasserturm, wo Papa von oben seine Fotos „ganz exklusiv“ machen durfte. Vielleicht gilt die Regel ja auch für Herrn Sturm aus dem Grund nicht, weil er nicht als „Journalist“ wahrgenommen wird – das könnten wir dann verstehen, aber das ist ein anderes Thema.

Tags drauf ging Demi-Chef Dennis Gissel aggressiv auf mich los, wollte die Kamera konfiszieren und machte abfällige Handbewegungen. Hier der frühere Artikel: “Im Arsch” – kein Bericht zu Jan Delay.

Akkreditierungsbedingungen schränken Pressefreiheit ein

„Im Arsch“ – kein Bericht zu Jan Delay

„Im Arsch“ – feat. Udo Lindenberg.

 

Ladenburg/Rhein-Neckar, 02. Juli 2012. (red/pro) Jan Delay ist aus unserer Sicht der Top-Star der deutschen Musikszene. Trotzdem veröffentlichen wir keine Konzertkritik zum Auftritt in Ladenburg. Der Grund ist eine unerfreuliche Auseindersetzung mit dem Veranstalter Demi Promotion und der pressefeindliche Umgang mit unabhängigen Journalisten.

Von Hardy Prothmann

Nach dem Jan-Delay-Konzert stehe ich noch auf dem Platz. Plötzlich kommt ein Mann, will mich sprechen. Wie ich dazu käme, mich „nicht an die Regeln zu halten“. Ich hätte mir „unrechtmäßig“ Zugang verschafft. Mein Verhalten sei „asozial“ gegenüber anderen Journalisten. Ich solle sofort alle Bilder auf meiner Kamera löschen. Es gebe „klare Regeln“ und an die habe sich jeder zu halten. Der Mann hat sich nicht vorgestellt, ich frage deshalb, wer er eigentlich ist: „Gissel, ich bin der Veranstalter.“ Der Wutausbruch von Dennis Gissel dauert gute zehn Minuten, er heißt mich dies und jenes, zum Ende läuft er weiter und macht eine wegwerfende Handbewegung.

Indiskutable Einschränkung der Pressefreiheit

Der Grund für die Aufregung: Ich habe während des Konzerts ein paar Fotos gemacht – so wie die meisten anderen Gäste auch. Weil ich aber „professionell“ bin, ist das mir nur während der ersten drei Lieder erlaubt. Wer das vorschreibt, ob der Künstler, dessen Management oder der Veranstalter, ist relativ egal. Es handelt sich dabei um eine leider mittlerweile fast „normale“ Einschränkung der Pressefreiheit. Eigentlich vollkommen indiskutabel – weil viele Medien sich diesen unzumutbaren Diktaten aber beugen, kommen viele Management-Firmen und Veranstalter damit durch.

Der Hintergrund für das Verfahren: Das Interesse für den Künstler „dürfen“ Medien schon haben. Und über Pressemitteilungen versucht man gezielt und gesteuert Werbung durch Aufmerksamkeit für den Künstler zu machen. Aber die Vermarktung oder Imagesteuerung soll voll im Griff des Managements und der Veranstalter bleiben – ebenso die eigene künstlerische Arbeit der Journalisten.

Wer kritisch berichtet, wird auch schon mal nicht mehr „zugelassen“. Wer sich auf Unabhängigkeit beruft, wird in Kenntnis gesetzt, dass eine Veranstaltung privat ist und damit der „Hausherr“ bestimmt, was er zulässt und was nicht.

Eine paradoxe Situation: Ohne Öffentlichkeit ist alle Kunst nichts – aber die öffentliche Meinung soll sich nur so bilden, wie es den Künstlern und/oder deren Vermarktungsfirmen passt. Wer eine solche Haltung vertritt, hat das hohe Gut der Pressefreiheit nicht verstanden.

Unabhängige Journalisten „nehmen anderen Künstlern“ nichts weg, sondern erarbeiten hart eigene Inhalte und bereichern damit die öffentliche Meinung und durch positive Berichte auch das Ansehen der Künstler. Negative Berichte können Künstler als „Warnzeichen“ sehen, dass etwas schief läuft, und wenn sie klug sind dazu nutzen, um sich und ihre Kunst zu verbessern.

Urheber beschneiden Urheber

In der Konsequenz beschneiden damit Urheber andere Urheber: Musikgruppen sind Künstler, Pressefotografen ebenfalls. Die erhalten für ein Foto, das in der Tagespresse veröffentlicht wird ein Honorar, das sich nach der Auflage richtet. Bei einer Zeitung wie dem Mannheimer Morgen rund 40 bis 50 Euro. Die von der Hirschberger Agentur „Demi Promotion“ an die Fotografen übermittelten „Regeln“ besagen, dass der Fotograf nur in dem Medium veröffentlichen darf, für das er „akkreditiert“, also angemeldet und „zugelassen“ ist. Mithin hat der Fotograf keine Chance mehr, das mickrige Honorar durch weitere Verkäufe zu einem einigermaßen anständigen Honorar zu machen.

Manche Künstler zeigen dann gewisse Kostüme oder Show-Einlagen erst, wenn die Runde für die Pressefotografen vorbei ist. Jetzt übernehmen Fotografen, die vom Management oder Veranstalter gebucht sind. Deren Bilder sind „exklusiv“ und werden für sehr viel mehr Geld als Pressefotografen für ihre Arbeit erhalten, an Medien verkauft. Die machen das Spiel mit, weil sie keinen Fotografen vor Ort haben oder eben das „exklusivere“ Bild bringen wollen.

In der Vergangenheit ist dieses Vermarktungssystem teils vollends pervertiert. Künstler oder deren Management gingen sogar so weit, jedes zu veröffentlichende Bild erst genehmigen und alle Bilder für sich selbst honorarfrei (!) verwenden zu wollen.

Knebelverträge

Ob Robbie Williams, Coldplay, Bon Jovi, Destiny’s Child, Fleetwood Mac, Bob Dylan und Böhse Onkelz oder Silbermond – nach Informationen der Journalistengewerkschaft DJV legen diese und andere „Knebelverträge“ vor nach dem Motto: Friß oder stirb. Das heißt für Pressefotografen: Du hälst die an die „Regeln“ oder bist draußen.

Für wirklich journalistische Pressefotografen, also nicht die Eventknipser, die unkritisch alles mitmahcen, kommt diese „Regelung“ einer beruflichen Kastration gleich. Denn deren „Sprache“ ist das Bild – will ein Fotojournalist ein Geschehen, also das Konzert „beschreiben“, muss er die Möglichkeit haben, vom Anfang bis zum Ende zu – um damit „seinen Blick“ zu dokumentieren. Wenn er das nicht kann, wäre das so, als würde man auch schreibenden Journalisten „Regeln diktieren“, sie dürfen nur über die ersten drei Lieder schreiben oder die ersten drei Kapitel eines Buches besprechen oder das erste Drittel eines Kunstwerks. Das wäre absurd – aber für Fotografen ist das in der Veranstaltungsbranche die „Normalität“.

Dagegen gab es schon früher Proteste: Beispielsweise blieben Agenturfotografen Konzerten fern. Der Druck wirkte – sie wurden wieder für die volle Länge zugelassen. Aber nur sie – andere Fotografen nicht. „Solidarität“ ist unter Journalisten oft ein Fremdwort.

Schädliche Vermarktungsgier

Aus Sicht der Künstler oder auch Sportler (gerade beim Fußball geht es noch heftiger zu) mag die Vermarktungsgier zunächst in Ordnung sein – doch langfristig schadet man sich selbst, fehlt doch eine unabhängige und kritische Berichterstattung in Wort, Ton, Bild und Video. Der „scherzende“ Löw bei der EM ist ein gutes Beispiel, wie Manipulationen Tür und Tor geöffnet sind.

Gerade beim Sport entwickeln sich daraus mafiöse Systeme (aktuell in Italien, Tour de France, Boxsport usw.) und ausgerechnet die Künstler, die freie Systeme nutzen, um durch Gesten, Kleidung, Verhalten und ihre Musik auch Freiheit zu provozieren, wollen die Freiheit anderer Künstler einschränken? Das ist pervers. Und dumm.

In Ländern, wo es keine freie Presse gibt, hätten diese Künstler keine Chance, die meisten von ihnen würden unterdrückt und bis zum Tode bedroht (Salman Rushdie, Shahin Najafi). Die aufgestellten „Regeln“ bedrohen in unserer „freien“ Welt gerade kleine Medien oder freie Journalisten ebenfalls existenziell.

Wir haben das Management von Jan Delay angeschrieben und uns erkundigt, ob es wirklich der Wille des Künstlers ist, dass diese „Regeln“ durchgesetzt werden – vielleicht behauptet das ja nur der Veranstalter Demi Promotion um ein wenig „großer Veranstalter“ zu spielen? Wenn nicht, bin ich absolut enttäuscht von Jan Delay, dessen Musik und Performance ich als „Fan“ sehr schätze. Er ist ein ganz großartiger Künstler. Aber ich wäre sehr enttäuscht von ihm, wenn er tatsächlich die Pressefreiheit so gering achtet.

Für Jan Delay müssen aber „nur 2.500 Gäste“ ebenfalls enttäuschend gewesen sein – der Mann bekommt mit seiner tollen Band woanders weit mehr Zuschauer zusammen – ob hier die „Vermarktung“ des Veranstalters Demi Promotion nicht funktioniert hat? Wer weiß.

Demi Promotion haben wir übrigens schon mehrfach angeboten, bei uns Werbung für ihre kommerziellen Veranstaltungen zu schalten. Es gab nie eine Reaktion, dafür aber immer eifrig die Zusendung von „Presseinformationen“, die die Veranstaltungen kostenlos bewerben sollen.

Einerseits tut man also so, als sei man Veranstalter eines für die Öffentlichkeit interessanten Events, dann aber ist man wieder „privat-kommerziell“ – eine seltsame „Auffassung“. Es geht bei solchen Konzerten sicher nicht ums Gemeinwohl, sondern klar ums Geschäft.

Unabhängiger Journalismus vs. „Partnerunwesen“

Vielleicht war Herr Dennis Gissel auch deswegen so ungehalten – weil wir als einzige Redaktion nicht nach seiner Marketing-Pfeife tanzen. Ob verwandtschaftliche Beziehungen von anderen Lokaljournalisten in Ladenburg und Mitarbeitern bei Demi Promotion oder die Medienpartnerschaften von Demi Promotion mit dem Mannheimer Morgen, „Lokalmatador“ und der Rhein-Neckar-Zeitung, die wir häufig für miese journalistische Leistungen kritisiert haben, auch eine Rolle spielen, darüber kann sich jeder selbst seine Gedanken machen.

Wir werden sehen, ob wir nach dieser Kritik künftig noch von Demi Promotion zu Veranstaltungen eingeladen oder zugelassen werden – auch darüber halten wir unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden. Für die nächste Zeit ist uns aber erstmal die Lust vergangen und wenn die „Regeln“ so bleiben, werden wir vermutlich weiter verzichten – klar, dass ist schade für die Fans und für alle, die unsere unabhängige Berichterstattung schätzen.

Würden alle Medien im Raum mitziehen, würden sich die „Regeln“ schnell ändern – nur leider ist es mit der eigenen Achtung der Pressefreiheit, mit der Solidarität gegenüber einem unabhängigen Journalismus und dem eigenen Selbstverständnis einer unabhängigen Berichterstattung bei vielen Medien nicht besonders weit her.

Die Geschichte nach dem Jan-Delay-Konzert ging übrigens noch weiter: Kurz vor dem Ausgang passten mich zwei muskelbepackte Ordner drohend ab und verlangten, dass ich sofort alle Bilder meiner Kamera löschen sollte. Ich habe das verweigert und die Polizei hinzugezogen. Die klärte die nicht sehr hellen Ordner auf, dass man mich des Platzes verweisen, sicher aber keine Löschung der Bilder verlangen könne. Wegen des Vorgangs wurden meine Personalien „förmlich“ aufgenommen (die Polizisten kannten mich zwar, aber das nimmt dann seinen behördlichen Lauf). Ich konnte das Gelände ohne Platzverweis dann nach weiteren 20 Minuten unseliger Diskussion verlassen.

Fotografen-Vereinigung Freelens zu „Silbermond“

Der Tagesspiegel: „Abgeblitzt“ – über unsägliche Arbeitsbedingungen für Pressefotografen

Der Deutsche Journalistenverband (DJV) über Knebelverträge

Aus gegebenem Anlass sieht die Fotostrecke so aus:

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Anm. d. Red.: Zu Dieter Thomas Kuhn, ebenfalls von Demi Promotion veranstaltet, haben wir letztmalig eine Fotostrecke gezeigt. Darauf müssen die Künstler, die Knebelbedingungen diktieren, zumindest bei uns künftig verzichten.