
Angelika Gelle und Bürgermeister Rainer Ziegler präsentieren die Fotos vom Fundort.
Ladenburg, 06. August 2012. (red/la) Vergangenen Mittwoch sollte der Anne-Frank-Kindergarten ein neues Federpferd zum Spielen erhalten. Doch beim Aufstellen fanden die Arbeiter sechs uralte Dosen. Es handelte sich um Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg – die bereits ohne Zwischenfälle entsorgt werden konnten. Der Außenbereich bleibt aber trotzdem gesperrt. Ab dem 20. August wird das Gelände nochmals untersucht.
Von Reinhard Lask
Eigentlich wollten die Mitarbeiter des Bauamts am vergangenen Mittwoch auf dem Spielgelände des Anne-Frank-Kindergartens nur ein neues Spielgerät aufstellen. Die Kinder sollten ein neues Sitzpferd erhalten. Dazu hoben die Arbeiter hoben ein 50 Zentimeter tiefes Loch aus. Nachdem das Pferd seinen neuen Platz bekommen und das Loch zugeschüttet ist, entdecken sie im ausgehobenen Erdreich sechs Dosen. Sie waren einige Jahrzehnte alt und ungewöhnlich geformt. Keine Coladosen also.
Schnell kam der Verdacht auf, dass die Dosen aus dem Zweiten Weltkrieg stammen und gefährlich sein könnten. Bauamtsmitarbeiter und die Erzieher um Kindergartenleiterin Angelika Gelle reagierten schnell: Die Kinder durften nicht mehr in den Außenbereich des Kindergartens und die Polizei wurde hinzugerufen. Die Beamten vermuteten, dass es sich um gefährliche Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg handelt – und hatten Recht.
Sechs „Riechtöpfe“
Ein Telefonat mit dem Referat 62 des Regierungspräsidiums Stuttgart – zuständig für die Räumung von Kampfmitteln – und das Kampfmittelräumkommando verschaffte am Donnerstagmorgen Klarheit. Die Dosen sind „Riechtöpfe“ – Behälter mit denen Soldaten vor 70 Jahren trainierten, Kampfgase zu erkennen. Die Dosen wurden bei Übungen per Zündmechanismus aktiviert und stießen kurze Zeit später eine Rauchwolke aus, der das entsprechende Kampfgas beigemischt war. Die Soldaten mussten mindestens zehn Meter entfernt anhand des Geruches erkennen, um welches Gas es sich handelt. In dieser Entfernung war die Gasmenge so gering, dass sie nicht mehr schädlich, aber „riechbar“ war.
Welche Gase die gefundenen Dosen enthielten, konnte das Räumkommando nicht mehr feststellen, da die dafür nötigen Markierungen unlesbar waren. Aufgrund der Dosenform engte sich der Kreis auf Diphosgen, Diphenylchlorarsin, Senfgas und Chloracetonphenon ein. Je nach Kampfstoff schwankt die Menge pro Dose zwischen 1 und maximal 3,13 Gramm.
Keine weiteren Funde bisher
Nachdem das Räumkommando die Dosen am Donnerstag entsorgt hatte, suchte das Kommando die oberen 30 Zentimeter des Geländes mit Metalldetektoren ab. Glücklicherweise ohne weiteren Fund. Doch dabei soll es nicht bleiben: „Ab dem 20. August wird ein privater Kampfmittelsuchdienst den Fundort noch gründlicher und weiträumig untersuchen“, sagt Ziegler. Weitere böse Überraschungen im Erdreich sollen unbedingt ausgeschlossen werden.
Wie lange die Untersuchung dauern wird, wollte Bürgermeister Ziegler nicht schätzen:
So lange wie es nötig ist. Die Sicherheit der Kinder steht dabei an oberster Stelle.
Seit dem Fund am Mittwoch spielen die Kinder auf der anderes Seite des Hauses oder unternehmen Ausflüge in die städtischen Grünanlagen.
Eltern reagieren gefasst
In einem Brief haben Ziegler, Leiterin Gelle und Johanna Hingmann vom Kirchengemeinderat als Träger des Kindergartens, die Eltern und Anwohner über Fund, Sicherheitsmaßnahmen und das weitere Vorgehen aufgeklärt. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen, sagt Kindergartenleiterin Gelle:
Wir haben drei besorgte Anrufe von Eltern erhalten. Alle anderen haben die Nachricht sehr gefasst aufgenommen.
Die Kinder hätten mit der Situation gar keine Probleme gehabt. „Die fanden das alles erstmal ganz aufregend und spannend.“
Obwohl eine Dose durch Verrosten stark beschädigt gewesen sei, haben laut Ziegler die Spezialisten aus Stuttgart auch für das Erdreich Entwarnung gegeben. Das Gas verflüchtige sich zu schnell, sodass eine Kontamination des Erdreichs ausgeschlossen sei.

Kampfmittel - wenn auch nur bedingt gefährlich.

Anscheinend ist der Boden jetzt "geräumt" - zur Sicherheit gibt es aber eine weitere Untersuchung.

Das Gelände des Anne-Frank-Kindergartens wird nochmals gründlich nach Kampfmitteln abgesucht.

Vor einiger Zeit ein Feuer im Haus - jetzt Kampfmittel im Garten. Viel "Aufregendes" im Anne-Frank-Kindergarten.

Dank des neuen Pferdespielzeug wurden die Gasdosen entdeckt.
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