Dienstag, 28. März 2023

Kampfmittelräumung im Anne-Frank-Kindergarten

Gefährliche „Riechtöpfe“ unter dem Pferd

Angelika Gelle und Bürgermeister Rainer Ziegler präsentieren die Fotos vom Fundort.

Ladenburg, 06. August 2012. (red/la) Vergangenen Mittwoch sollte der Anne-Frank-Kindergarten ein neues Federpferd zum Spielen erhalten. Doch beim Aufstellen fanden die Arbeiter sechs uralte Dosen. Es handelte sich um Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg – die bereits ohne Zwischenfälle entsorgt werden konnten. Der Außenbereich bleibt aber trotzdem gesperrt. Ab dem 20. August wird das Gelände nochmals untersucht.

Von Reinhard Lask

Eigentlich wollten die Mitarbeiter des Bauamts am vergangenen Mittwoch auf dem Spielgelände des Anne-Frank-Kindergartens nur ein neues Spielgerät aufstellen. Die Kinder sollten ein neues Sitzpferd erhalten. Dazu hoben die Arbeiter hoben ein 50 Zentimeter tiefes Loch aus. Nachdem das Pferd seinen neuen Platz bekommen und das Loch zugeschüttet ist, entdecken sie im ausgehobenen Erdreich sechs Dosen. Sie waren einige Jahrzehnte alt und ungewöhnlich geformt. Keine Coladosen also.

Schnell kam der Verdacht auf, dass die Dosen aus dem Zweiten Weltkrieg stammen und gefährlich sein könnten. Bauamtsmitarbeiter und die Erzieher um Kindergartenleiterin Angelika Gelle reagierten schnell: Die Kinder durften nicht mehr in den Außenbereich des Kindergartens und die Polizei wurde hinzugerufen. Die Beamten vermuteten, dass es sich um gefährliche Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg handelt – und hatten Recht.

Sechs „Riechtöpfe“

Ein Telefonat mit dem Referat 62 des Regierungspräsidiums Stuttgart – zuständig für die Räumung von Kampfmitteln – und das Kampfmittelräumkommando verschaffte am Donnerstagmorgen Klarheit. Die Dosen sind „Riechtöpfe“ – Behälter mit denen Soldaten vor 70 Jahren trainierten, Kampfgase zu erkennen. Die Dosen wurden bei Übungen per Zündmechanismus aktiviert und stießen kurze Zeit später eine Rauchwolke aus, der das entsprechende Kampfgas beigemischt war. Die Soldaten mussten mindestens zehn Meter entfernt anhand des Geruches erkennen, um welches Gas es sich handelt. In dieser Entfernung war die Gasmenge so gering, dass sie nicht mehr schädlich, aber „riechbar“ war.

Welche Gase die gefundenen Dosen enthielten, konnte das Räumkommando nicht mehr feststellen, da die dafür nötigen Markierungen unlesbar waren. Aufgrund der Dosenform engte sich der Kreis auf Diphosgen, Diphenylchlorarsin, Senfgas und Chloracetonphenon ein. Je nach Kampfstoff schwankt die Menge pro Dose zwischen 1 und maximal 3,13 Gramm.

Keine weiteren Funde bisher

Nachdem das Räumkommando die Dosen am Donnerstag entsorgt hatte, suchte das Kommando die oberen 30 Zentimeter des Geländes mit Metalldetektoren ab. Glücklicherweise ohne weiteren Fund. Doch dabei soll es nicht bleiben: „Ab dem 20. August wird ein privater Kampfmittelsuchdienst den Fundort noch gründlicher und weiträumig untersuchen“, sagt Ziegler. Weitere böse Überraschungen im Erdreich sollen unbedingt ausgeschlossen werden.

Wie lange die Untersuchung dauern wird, wollte Bürgermeister Ziegler nicht schätzen:

So lange wie es nötig ist. Die Sicherheit der Kinder steht dabei an oberster Stelle.

Seit dem Fund am Mittwoch spielen die Kinder auf der anderes Seite des Hauses oder unternehmen Ausflüge in die städtischen Grünanlagen.

Eltern reagieren gefasst

In einem Brief haben Ziegler, Leiterin Gelle und Johanna Hingmann vom Kirchengemeinderat als Träger des Kindergartens, die Eltern und Anwohner über Fund, Sicherheitsmaßnahmen und das weitere Vorgehen aufgeklärt. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen, sagt Kindergartenleiterin Gelle:

Wir haben drei besorgte Anrufe von Eltern erhalten. Alle anderen haben die Nachricht sehr gefasst aufgenommen.

Die Kinder hätten mit der Situation gar keine Probleme gehabt. „Die fanden das alles erstmal ganz aufregend und spannend.“

Obwohl eine Dose durch Verrosten stark beschädigt gewesen sei, haben laut Ziegler die Spezialisten aus Stuttgart auch für das Erdreich Entwarnung gegeben. Das Gas verflüchtige sich zu schnell, sodass eine Kontamination des Erdreichs ausgeschlossen sei.

 

 

Kampfmittel - wenn auch nur bedingt gefährlich.

 

Anscheinend ist der Boden jetzt "geräumt" - zur Sicherheit gibt es aber eine weitere Untersuchung.

 

Das Gelände des Anne-Frank-Kindergartens wird nochmals gründlich nach Kampfmitteln abgesucht.

 

Vor einiger Zeit ein Feuer im Haus - jetzt Kampfmittel im Garten. Viel "Aufregendes" im Anne-Frank-Kindergarten.

 

Dank des neuen Pferdespielzeug wurden die Gasdosen entdeckt.

 

 

 

Stadt will handeln

Angriff auf die Sauf-Parties

Bier, Wein, Schnaps - es wurde ordentlich gekippt rund ums Drachenboot-Festival. Die Stadt will dagegen vorgehen. Wie, ist noch unklar.

 

Ladenburg, 20. Juli 2012. (red) Hinter den Kulissen gibt es Bewegung – eine „gezwungene“. Die haltlosen Sauf-Parties auf Schulgelände, Spielplätzen oder anderen Orten im Umfeld des Drachenboot-Festivals sollen künftig nicht mehr geduldet werden. Wie man die negative Entwicklung stoppen kann, ist unklar – dass die Entwicklung negativ ist, nicht.

Von Hardy Prothmann

Nach uns vorliegenden Informationen ist die Stadt, respektive Bürgermeister Rainer Ziegler, entschlossen zu handeln. Die Vorkommnisse rund um das Drachenbootfestival hätten sich in den vergangenen Jahren zunehmend negativ entwickelt.

Strategien gegen das jugendliche Saufen

Die Stadt plant, das Netzwerk der in der Jugendarbeit Beteiligten „zusammenzurufen, um über Strategien“ zu beraten. Stadt, Sozialpädagogen, Jugendgemeinderat und Polizei sowie Schulen und Lehrer sollen hier gemeinsam „Lösungen entwickeln“.

Auf Anfrage äußert sich Bürgermeister Rainer Ziegler, dass „man das Thema nicht dramatisieren muss“. „Alkoholkonsum von Jugendlichen“ sei „präsent“ – allerdings nicht in der „jetzt erlebten Dimension“.

Klar ist: Bei der Masse von Teilnehmern an den Sauf-Parties kamen viele von „außerhalb“. Uns liegen Informationen vor, nach denen auch viele Ladenburger Jugendliche, die teils engagierte Positionen innerhalb der Jugend einnehmen, ebenfalls beteiligt waren.

Klar ist auch, dass gerade diese „engagierten Personen“ überhaupt kein Interesse haben, erkannt zu werden – würde das doch ein „negatives Bild“ auf sie werfen.

Klar ist noch mehr, dass es eine Zeit der Besinnung im Schatten des besinnungslosen Besaufens geben muss.

Juristische Konsequenzen

Fest steht auch, dass wir im Zuge unserer Berichterstattung mit „juristischen Konsequenzen“ bedroht worden sind. Eltern (darunter ein vorgeblicher „Journalist“) und Sauf-Party-Teilnehmer haben uns zum Löschen von Fotos aufgefordert. Die Begründung: Wir hätten „Persönlichkeitsrechte“ verletzt.

Wir sind dem nachgekommen – nicht in Anerkennung des Vorwurfs -, sondern zur Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten und weil unser Anwalt gerade im Urlaub ist und wir nach dessen Rückkehr die Fotos prüfen lassen.

(Anm. d. Red.: Die Betroffenen werden von uns vor einer Veröffentlichung informiert und können also zeitnah eine Unterlassung fordern. Eine „vorbeugende“ Unterlassungsforderung ist nicht „notwendig“ und wird nicht akzeptiert.)

Null Einsicht bei den „Ehrenwerten“

Erstaunlich ist, dass die Abmahner sich mit keinem Wort von der unhaltbaren Tatsache distanziert haben, dass die Beteiligten auf dem Gelände einer Grundschule für Dreck und Scherben gesorgt und ihre Sauf-Utensilien zurückgelassen haben. Dass es keine Entschuldigung oder irgendeine Äußerung von Bedauern gab, dass man der Stadt und dem Steuerzahler Kosten aufbürdet und riskiert, dass sich kleine Kinder verletzen oder vielleicht aus einer der „limo-mäßig-aussehenden“ Alko-Pop-Flaschen ein Schlücklein wagen. Das interessiert die Abmahner nicht im geringsten. Ihr Eigeninteresse steht vor dem aller anderen. Sie sind Ego-Assis.

Um eins klar zu stellen: Wir reden nicht über „sozial-schwache“ Menschen am „Rande der Gesellschaft“, sondern von angeblich „vorbildlichen“ Ladenburger Schülerinnen und Schülern, deren Eltern sich ebenso „vorbildlich“ engagieren und die angeblich selbst „vorbildliche“ Positionen innehaben. Wir reden also von „ehrenwerten“ Teilen der Ladenburger Gesellschaft. Wir reden von Personen, die ein Bild „vorgeben“ und gegen Bilder, die „aufgenommen“ wurden und der „Eigendarstellung“ widersprechen, mit Klage drohen.

Recht brechen – Recht fordern

Also von Leuten, die selbstverständlich „Rechte einfordern“, nachdem sie oder deren Kinder Gesetze, Verordnungen oder einfach nur die „guten Sitten“ einfach missachtet und weggesoffen haben. Irgendeine Form von Schuldbewusstsein, Scham oder Verantwortungsgefühl gibt es in eigener Sache nicht. Wer das dokumentiert oder danach fragt, wird mit „juristischen Schritten“ bedroht. Die Logik: Auf öffentlichen Plätzen zu saufen und die Ordnung zu stören ist O.K. – das öffentlich zu dokumentieren ist eine „Persönlichkeitsrechtsverletzung“. Na, denn: Prost. Man „kennt“ also vermeintlich seine „Rechte“.

Haben Grundschüler ein Recht auf einen sauberen Hof ohne Scherben und sonstigen Dreck? Hat die Öffentlichkeit ein Recht, sich nicht durch Horden besoffener Jugendlicher verunsichert zu fühlen?

Offensichtlich ist das gewissen „vorbildlichen“ Mitgliedern der Ladenburger Gesellschaft mehr als egal.

Zwickmühle oder klarer „Zug“?

Die Drachenbootabteilung des FV 03 muss sich diesem Problem abseits aller „vorbildlichen“ Absurditäten stellen. Denn der Verein ist der Veranstalter des Events und in dessen Umfeld „passieren“ diese überaus unerfreulichen und für den Ruf Ladenburgs schädlichen „Ereignisse“.

Das hat sicher auch damit zu tun, dass das Drachenboot-Festival immer härter auf den Event-Charakter als auf das sportliche Ereignis getrimmt worden ist. Ganz sicher ist der Verein gut beraten, hier „zurück zu paddeln“, um nicht in „unbefahrbares Wasser“ zu geraten.

Vorbild „Römerman“

Ein Beispiel könnte man sich am Römerman nehmen. Die nach Teilnehmern rund drei Mal größere Veranstaltung der LSV setzt auf das, was das Vereinsziel ist: Sport. Und zwar von der Jugend an über Spitzensport bis hin zu Breitensport.

Dieses noch viel größere Mega-Event kommt seit Jahren ohne Skandale aus, rühmt den Ruf der Sportstadt Ladenburg und ist eine durchweg positive Veranstaltung.

Auch hier gibt es eine „Finisher“-Party. Die ist immer gesittet und vollständig unproblematisch. Es gibt keine „Begleit-Sauf-Parties“ und auch wenig Beschwerden über „Verkehrs-Assis“.

Der Römerman ist allerdings auch durchweg als vereinsorganisiertes Sport-Event geplant. Für das Drachenboot-Festival muss man diesen Anspruch im Vergleich in Frage stellen.

Der Arbeitskreis in Sachen „Alkohol-Exzesse“ wird das mit berücksichtigen müssen und eins wird klar sein müssen: Eine Steigerung der aktuellen Entwicklung bedeutet das Aus fürs Drachenboot-Festival.

Das wäre zum Kotzen. Aber unausweichlich, wenn zuviel gesoffen wird.

Persönliche Note

Persönlich ist für mich klar: Wir sind alle keine Heiligen und sollten die Kirche im Dorf lassen. Jugendliche müssen sich ausprobieren und ihre Grenzen finden. Ein oder zwei „Bierchen“, mal mehr Wein als gut tut oder auch mal die Grenzen durch Schnapsgenuss kennenzulernen – wer von uns Erwachsenen hat da nicht aus „was zu erzählen“?

Es geht aber um Respekt – vor sich selbst und vor anderen. Auf dem Schulhof einer Grundschule, auf Spielplätzen Scherben und Dreck zu hinterlassen, ist respektlos und unverantwortlich. Und ganz sicher nicht im Sinne von „Erfahrungen sammeln“ zu tolerieren.

Schon gar nicht, wenn 14- und 15-jährige Kinder buchstäblich auf der Strecke bleiben und besinnungslos besoffen „eingesammelt“ werden müssen.

Dann hört der „Spaß“ ganz einfach auf.

Die Vertreter der „ehrenwerten“ Gesellschaft haben wir diesmal nicht benannt – nach dem Motto: „Einen Fehlgriff hat jeder frei“.

Für die Zukunft ist klar, dass sich die Exzesse nicht mehr wiederholen dürfen, weil sonst viele Menschen aufgrund der Dummheit von wenigen – und seien sie noch so „ehrenwert“ –  Schaden nehmen.

 

 

 

 

 

Kurzfristige Pressekonferenz

„Vorkommnisse beim Drachenbootrennen“

Ladenburg, 16. Juli 2012. (red) Bürgermeister Rainer Ziegler und die Polizei haben kurzfristig für heute Nachmittag zu einer Pressekonferenz „wegen der Vorkommnisse während des Drachenbootrennens“ eingeladen. Wir werden unmittelbar im Anschluss berichten.

Jugendgemeinderat eröffnete einen zweiten Beachvolleyballplatz

Sommer, Strand und Volleyball

Bürgermeister Rainer Ziegler mit den Jugendgemeinderäten Sören Ueberrein und Lukas Reiss (rechts), Erhard Schollenberger und Lehrling Dennis Garbaczok (mitte), Bademeister Jörg Leppert und Bauamtsleiter Herbert Felbek (links)

Ladenburg, 06. Juli 2012. (red/cr) Bei sommerlichem Wetter übergab der Jugendgemeinderat den neuen Beachvolleyball-Platz seiner Bestimmung. Die Baukosten betrugen etwa 7.000 Euro.

Bürgermeister Rainer Ziegler und Erhard Schollenberger waren sich einig. Nicht der Gemeinde oder den Spendern gilt der Dank für die Umsetzung des Projekts, sondern der Jugend.

Oft hatte es in den letzten Jahren Streit gegeben, wer wie lange das Feld benutzen darf. Deshalb traten einige Jugendliche an den Jugendgemeinderat heran und fragten, ob man nicht ein weiteres Feld anlegen könne. Im Grunde kein Problem, könnte man denken, benötigt man doch nur etwas Sand, zwei Stangen und ein Netz.

Wie sich aber zeigte, ist dafür mehr zu tun. Mehrere Tonnen Erde mussten ausgehoben, die Netzstangen mit Beton im Boden verankert und das Feld anschließend mit Sand aufgefüllt werden. Erhard Schollenberger stellte Material und Arbeitsleistung im Wert von 5.000 Euro bereit. Im Winter wurde gearbeitet.

Angenehm ist was anderes.

Das meint Azubi Dennis, der an den Arbeiten bei winterlichen Temperaturen von bis zu minus 15 Grad beteiligt war.

Die Stadt zahlte den Sand, der auch 1.000 Euro kostete, und beteiligte sich mit 800 Euro an weiteren Kosten. Für die beiden Jugendgemeinderäte Sören Ueberrein und Lukas Reiss wurde ein Projekt für die Jugend verwirklicht. Es war ihnen ein wichtiges Anliegen, das Freibad für die Jugendlichen noch attraktiver zu machen.

Ballonfestival 2012 findet nicht statt

Die Luft ist raus

Ladenburg, 02. Juli 2012. (red/pro) Das Ballonfestival 2012 findet nicht statt. Es sei nicht gelungen, einen Ersatz für die LSV-Fußballer zu finden, nachdem diese sich als Partner zurückgezogen hatten.

Kommentar: Hardy Prothmann

Bürgermeister Rainer Ziegler bestätigte heute, was viele schon lange vermutet haben: Das Ballonfestival findet in diesem Jahr nicht statt. Seit dem Rückzug von Michael Bering und seiner Firma Heidelberg-Ballon steht das Ballonfestival unter keinem guten Stern.

2005 hatte Bering das Ballonfestival im Rahmen des Grünprojekts etabliert. 2010 überwarfen sich Bering und Herbert Rittlinger, Abteilungsleiter bei der LSV. Michael Bering wollte das Festival mit weiteren Catering-Angeboten aufwerten und kommerziell erfolgreicher machen. Die LSV streubte sich dagegen und beharrte auf dem alleinigen Recht fürs Catering. Doch gerade das stand ebenfalls in der Kritik – durch ein veraltetes „Bon“-System und ein absolutes Standard-Angebot.

Bering stellte die Kooperation mit der LSV ein und wechselte in den Mannheimer Luisenpark, wo er seitdem sehr erfolgreich ein Ballonfestival durchführt.

Als Nachfolger von Heidelberg-Ballon übernahm der Maxdorfer Ballonfahrer Uwe Hilzendegen. 2010 scheiterte das Festival an zu starkem Wind, 2011 an zu starkem Regen. Natürlich sind Ballonfahrten vom Wetter abhängig – aber vielleicht hätte man das mit einem „sicheren“ Termin an einem anderen Wochenende besser im Griff – in Mannheim starteten die Ballone.

Selbstverschuldet.

Selbstverschuldet ist allerdings der vollständig unprofessionelle Umgang mit der Veranstaltung. 2010 wurde der „Krach“ zwischen Bering und Rittlinger publik – zwei Sturköpfe knallten hier aufeinander. Vor einigen Wochen kündigte die LSV dann an, sich als Partner zurückzuziehen. Viel zu spät, um neue Partner zu finden, wie sich jetzt endgültig herausstellt.

Als wäre das nicht peinlich genug, kündigte der Verein einige Tage später an, man würde doch mitmachen, aber nicht mehr verantwortlich. Als neue Partner wolle man Ladenburger Gastronome gewinnen, hieß es dann. Doch die scheinen nicht gewollt zu haben – nach unseren Informationen wegen zu heftiger Geldforderungen durch Uwe Hilzendegen.

Unterm Strich ist das Ergebnis ganz einfach: Die Luft ist raus aus dem Ballonfestival. Und ob es kommendes Jahr wie jetzt angekündigt wieder stattfinden wird, wird man dann sehen, wenn es tatsächlich so weit ist. Ein Argument für einen Ausfall des Festivals fällt definitiv weg: Man habe zu wenig Zeit gehabt, einen Partner zu finden. Dafür ist jetzt über ein Jahr Zeit – wir sind gespannt, ob es dann wieder stattfindet und in welchem Rahmen und zu welchem Termin.

Denn auch das dürfte sicher sein: Der für 2012 vorgesehene Termin eine Woche nach dem Altstadtfest war mindestens so unglücklich wie der ganze Rest dieses Trauerspiels.

Sie können alle Artikel zum Thema hier nachlesen.

Gewichtheberin nimmt an Olympiade teil

Christin Ulrich verabschiedet sich nach London

(von links) BM Ziegler, die Olympionikin Christin Ulrich, Martha Roß und der ASV-Abteilungsleiter Thomas Roß. Heut wird noch gelächelt, im Juli wird es ernst. Christin Ulrich ist ehrgeizig, will unter die ersten zehn Besten kommen - und vielleicht... darüber macht sie sich keine Gedanken, sondern setzt auf ihre persönliche Leistung. So mag man SpitzensportlerInnen.

 

Ladenburg, 26. Juni 2012. (red) Noch ist die Atmosphäre locker unter den 20 Gästen, die Christin Ulrich im Rathaus verabschieden. Doch es ist die Ruhe vor dem Sturm. In einem Monat wird viele Ladenburger spätestens am 30. Juli das olympische Fieber gepackt haben. Dann werden in der South Arena 3 der Londoner Excel-Arena alle Kameras auf die Gewichtheberin des ASV Ladenburg gerichtet sein. Am 23. Juli fliegt sie zu den Olympischen Spielen nach London. Die zierlich wirkende 21-jährige Gewichtheberin gilt als „Medaillenhoffnung“.

Auf den ersten Blick wirkt die mehrfache Deutsche Meisterin zierlich. Sie wiegt nicht mal 58 Kilogramm, aber ist doch ein richtiges Kraftpaket. 113 Kilo hat sie bei der Europameisterschaft im April gestemmt. Im Training schaffte sie bereits 116. Eine unglaubliche Leistung. Allein die muskulösen Arme lassen vermuten, was ihr Körper leisten kann. In London will sie alles geben: „Ich stelle mir vor, dass es für einen Sportler von der Atmosphäre her das Größte sein muss, an der Olympiade teilzunehmen“, sagt Bürgermeister Rainer Ziegler.

Ulrich nickt leicht. Doch bis sie die Atmosphäre genießen kann, ist noch viel zu tun. In den kommenden Wochen wird sie kaum etwas anderes als das Trainingslager sehen oder Vorbereitungstreffen besuchen. Privatleben und gerade ihr Freund werden in den kommenden Wochen ganz hinten anstehen müssen. Es ist der normale Preis, den Leistungssportler zahlen. Und wenn die Leistung für eine Medaille reichen soll, steigt der entsprechend:

Einmal werde ich in den kommenden Wochen zum Wäschewaschen noch heimkommen, dann geht’s ab nach London.

Strebt sie eine Medaille an, rechnet sie sich Chancen aus? Die starke Frau antwortet erst bescheiden und dann ehrgeizig:

Ich will Bestleistungen zeigen. Das ist mir das Wichtigste. Mein erstes Ziel ist, unter die zehn Besten zu kommen und wieder einen neuen Deutschen Rekord aufstellen.

Zwei davon hat sie im April bereits eingestellt. Neben den 113 Kilo im Stoßen stellte sie mit 203 Kilo auch den Deutschen Rekord im Zweikampf der Damen ein. Beide Rekorde hatte sie zuvor selbst aufgestellt.

Doch auch wenn kein Rekord purzelt, werden und wollen der ASV und wahrscheinlich sehr viele Ladenburger feiern. Allein, dass sich Ulrich qualifiziert hat, stimmt euphorisch, allen voran den Bürgermeister:

Dass sie es nach London geschafft hat, da kann ich nicht laut genug jubeln.

Mehrmals nennt er die 21-Jährige „Botschafterin der Sportstadt Ladenburg“. Doch solche Lorbeeren scheinen der jungen Frau etwas viel zu sein. Man merkt, wie schwer gerade diese Erwartungshaltung auf ihr lastet.

Geboren im thüringischen Schmalkalden trainiert sie seit 2007 bei der Bundeswehr-Sportfördergruppe Leimen. 2009 holte sie der ASV nach Ladenburg:

Auch wenn ich keine gebürtige Tochter dieser Stadt bin, ist es mir eine große Ehre, sie in London zu vertreten.

„Wirst eingebürgert!“, ruft einer dazwischen. Alle lachen. „Ich bin sehr dankbar für die großartige Unterstützung“, fährt Ulrich fort.

Als zweite Botschafterin Ladenburgs wird ASV-Vereinskollegin Martha Roß nach London reisen. Die 17-Jährige wurde ins Deutsche Olympische Jugendlager berufen, in dem 60 junge deutsche Sportler die Spiele miterleben, sich mit jungen Athleten aus anderen Ländern zu Workshops treffen, gemeinsam Sport treiben und nicht nur sportliche Kontakte knüpfen sollen. Roß will am 30. Juli auch im Stadion sein, um ihre Kollegin anzufeuern. „Ich war schon immer begeistert von ihrem sportlichen Ehrgeiz“, sagt Roß. „Wir schauen mal, ob wir am 30. Juli ein Public Viewing organisiert bekommen“, sagte Bürgermeister Ziegler.

Doch egal wie das Ergebnis aussehen wird, gab es beim Abschied schon ein Versprechen: Ulrich wird bei ihrer Rückkehr aus London in Ladenburg einen Riesenempfang bekommen – „egal ob mit oder ohne Medaille“, fügte Ziegler hinzu.

Anm. d. Red.: Noch steht nicht fest, wann Christin Ulrich am 30. Juli antritt. Wir werden rechtzeitig darauf hinweisen, wann das ZDF die Wettkämpfe überträgt.

160 Teilnehmer des Feuerwehr Unterkreises Ladenburg zelten über Pfingsten

Fotostrecke: Jugendwehren „belagern“ Römerstadion

Ladenburg, 26. Mai 2012. (red/local4u) Rund 160 Teilnehmer der Jugendfeuerwehren aus Ladenburg, Dossenheim, Schriesheim-Stadt, Schriesheim-Altenbach, aus Edingen und Neckarhausen, Ilvesheim, Heddesheim zelten über Pfingsten im Ladenburger Römerstadion.

Der Jugendwart der Feuerwehr Ladenburg, Daniel Benz, begrüsste die anwesenden Jugendfeuerwehrleute, die unter dem Klang des Badner-Liedes Aufstellung bezogen haben. Nach einer kurzen Rede von Bürgermeister Rainer Ziegler wurde durch ein Mitglied der Jugendfeuerwehr Dossenheim das Zeltlager offiziell durch das Entzünden des Lagerfeuers eröffnet.

Übers Wochenende veranstalten die Jugendwehren Ralleys durch die Stadt und verschiedene sportliche Aktivitäten. Das Bereichszeltlager ist ein kleines Zeltlager mit beschaulichem Charakter, das Programm ist nicht so straff wie bei dem alle zwei Jahre stattfindenden Kreiszeltlager. Hier kennt noch jeder jeden und letzendlich wird hier schon der Grundstein für die spätere Zusammenarbeit in den aktiven Wehren gelegt.

[nggallery id=235]

Die Parteien sind gefordert - vor allem CDU und SPD

NPD-Verbot vs. Zivilcourage

Die Nazis sind unter uns: NPD-Funktionär Jan Jaeschke (Bildmitte) lebt in Weinheim.

 

Ladenburg/Rhein-Neckar, 11. Mai 2012. (red) Ein türkischstämmiger Schriesheimer brachte es in Ladenburg bei der Veranstaltung „NPD-Verbot jetzt – Ja oder nein?“ auf den Punkt: Er appellierte an die Parteien, aktiver für demokratische Strukturen zu werben und vor allem sich nicht selbst ausländerfeindlicher Sprüche zu bedienen, um (rechte) Wähler zu fangen. Verbote legen vielleicht zunächst Strukturen lahm, aber nicht rechtsextremes Gedankengut.

Kommentar: Hardy Prothmann

Am Dienstagabend sitzt der Landtagsabgeordnete Gerhard Kleinböck (SPD) auf dem Podium und ist auch ganz klar für ein Verbot der NPD, wenn das denn möglich sein sollte. Und er stellt fest:

Wir können das Problem nur kleinschrittig lösen. Hat jeder hier sein Möglichstes getan, um die Entwicklungen zu verhindern?

Das ist eine gute Frage und als erster sollte sich Herr Kleinböck diese stellen. Vor ziemlich genau einem Jahr war der Rechtspopulist Thilo Sarrazin mit SPD-Parteibuch in Mannheim, um der Mittelklasse, also den gut und sehr gut „Gebildeten“ sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ vorzustellen. (Siehe hier unsere Berichte.)

Parteiliche Probleme der Zivilcourage

Wir haben im Vorfeld Herrn Kleinböck, die SPD-Rhein-Neckar sowie die Ortsverbände angeschrieben, was sie über Sarrazin denken und wie man sich in Sachen Ausländerpolitik hier vor Ort engagiert. Das Ergebnis: Null. Wir haben keine einzige Antwort, weder telefonisch, noch schriftlich, noch persönlich erhalten. Daraufhin erschien unser Bericht: Nix sehen, nix hören, nix sagen – Die SPD vor Ort macht die drei Affen.

Seitdem reagieren viele SPD-ler „verschnupft“ auf uns. Später haben wir aus SPD-Kreisen erfahren, dass dieses Verhalten verabredet war. Die SPD-Spitzen einigten sich auf einen Boykott unserer redaktionellen Anfrage.

Ist es das, was Herr Kleinböck unter „sein Möglichstes tun“ versteht? Sieht so „Zivilcourage“ aus? Sich zum Schweigen zu verabreden? Oder sagt man lieber nichts, aus Sorge, ein Wähler mit rassistischen Ressentiments könnte verschreckt werden? Diese Frage kann man auch Herrn Wacker stellen, der als CDU-Mann in einer Partei ist, die ständig durch ausländerfeindliche Äußerungen auffällt und die in Baden-Württemberg eine stramme rechtskonservative Tradition hat und pflegt.

Bei der NPD-Demo am 01. Mai habe ich keinen der Herren gesehen, um die Mannheimer Gegendemonstranten zu unterstützten – und man kann sicher sein, dass politische Entscheidungsträger dafür sorgen, gesehen zu werden. Mannheim ist für jeden der NPD-Gegner innerhalb von 15 Minuten zu erreichen, aber nicht deren Wahlkreis und der 01. Mai war ein herrlicher Sonnentag.

Die Nazis sind unter uns

Rund 2.000 Menschen haben gegen die NPD demonstriert, die mit immerhin 300 Teilnehmern aufgetreten ist. Und der Protest hatte Erfolg – die Gegen-Demo führte zum vorzeitigen Ende der rechtsextremen Demo. Hauptredenschwinger war übrigens der NPD-Funktionär und Kreisvorsitzende Jan Jaeschke. Der agiert von Weinheim aus – der Heimatstadt des grünen Landtagsabgeordneten Uli Sckerl und der größten Kommune im Wahlkreis 39 von Kleinböck, Skerl und Wacker.

Zudem gibt es ein sehr aktives braunes „Aktionsbündnis Rhein-Neckar“, das im Dreiländereck wirkt, wie der Verfassungsschutz herausstellt.

Keine Frage, die Abgeordneten sind ganz sicher alle aufrechte Demokraten – die Frage ist, was sie tun, um den rechtsextremen Gedankendreck aufzuräumen? Sicher kann man dafür auch als einfacher Demo-Teilnehmer persönlich einstehen. Und ganz sicher kann man auch eine Meinung dazu haben und diese äußern, auch wenn es peinlich ist, wenn ein prominenter Parteigenosse mit seinen ausländerfeindlichen „Thesen“ 1,5 Millionen Bücher verkauft und damit zeigt, wie tief fremdenfeindliche Ressentiments in der Bevölkerung verwurzelt sind.

Rund 20 Prozent der Bevölkerung zählen dazu. Gar fast 60 Prozent wollen die Religionsausübung für Muslime beschränken. Nimmt man solche Zahlen zur Hand, die Popularität der Rechtsaußen-Politiker beim Volk und in den eigenen Parteireihen von SPD und CDU, dann kann man mehr als nachdenklich werden.

Verfassungsfeinde

Verfassungsfeindliche, rechtsextremistische Parteien wie die NPD sind aber mehr als fremdenfeindlich. Sie lehnen die freiheitlich demokratische Grundordnung ab. Sie wollen das System auch mit nicht-demokratischen Mitteln übernehmen.

Zur freiheitlich demokratischen Grundordnung gehören aber auch die Chancengleichheit für alle politischen Parteien mit dem Recht auf verfassungsmäßige Bildung und Ausübung einer Opposition. Sicher – es fällt schwer, dies auch dem braunen Gesocks zuzubilligen. Aber wir leben in einem Rechtsstaat, der alle verfassungsmäßigen Mittel parat hat, um sich gegen Verfassungsfeinde zu wehren.

Auch mit dem Verbot einer Partei, die verfassungswidrig agiert (Artikel 21 GG). Auf gar keinen Fall darf dabei aber der Eindruck entstehen, dass man politisch unliebsame Meinungen unterdrückt. Damit würde eine Saat gelegt, deren Auswüchse man sich nicht vorstellen will. Deswegen müssen die juristischen Mittel absolut einwandfrei geeignet sein, eine Partei wie die NPD zu verbieten.

Das ist eine Frage, die Juristen entscheiden. Ich persönlich bin Laie, aber nach meinen Recherchen ist die Faktenlage nicht so klar, wie Uli Sckerl sie darstellt. Sonst müsste man nicht bis Ende 2012 mit einer Entscheidung „ob Klage oder nicht“ warten.

Verbot muss „zweifellos“ sein

Hardy Prothmann ist Redaktionsleiter und bezweifelt einen positiven Effekt eines NPD-Verbots.

Sollte das Verbotsverfahren, sofern angestrengt, wieder scheitern, wäre das eine weitere Bestätigung der „unverbietbaren Partei“, wie die NPD sich nach dem Scheitern des Verbots 2003 genannt hat.

Und wenn ein Verbot erfolgreich wäre, werden sich die Parteikader als Opfer des herrschenden Systems darstellen und sich anders organisieren.

Ein Dilemma also, das man am besten löst, indem man nicht den Auswuchs ausreißt, sondern die Wurzeln bekämpft.

Dass die NPD als Partei rund fünf Millionen Steuergelder jährlich kassiert, also von dem Staat alimentiert wird, den sie abschaffen will, ist bitter und für jeden Demokraten unerträglich. Aber auch dies regelt unsere starke Verfassung und unsere Gesetzgebung.

Bei allem Verständnis für den Wunsch, die braune Partei zu verbieten, muss klar bleiben, dass unser Rechtssystem ein gerechtes ist. Jeden Zweifel daran wird die braune Bande ausnutzen.

Ob es im Zusammenhang mit der klaren Ablehnung der NPD sinnvoll ist, dass die Stadt Ladenburg zum Totengedenken des Bundes der Vertriebenen einlädt – auch darüber kann man diskutieren. Gründungsmitglieder des BdV waren unter anderem Nazi-Größen und bis heute gilt der Verein als rechtskonservativ bis reaktionär. Zudem wird dem BdV vorgeworfen, durch die Stilisierung der Opferrolle der deutschen Vertriebenen, das geschichtliche Erinnerung an das Terrorregime der Nazis und deren Gräueltaten zu verwässern.

Ladenburg: Landtagsabgeordnete diskutieren Verbots-Antrag

NPD-Verbot: Einhelliges Ja, aber…

Im Prinzip für ein NPD-Verbotsverfahren - Landtagsabgeordnete in Ladenburg.

Ladenburg/Rhein-Neckar, 11. Mai 2012. (red) So viel Einmütigkeit ist selten: Gerhard Kleinböck (SPD), Uli Sckerl (Bündnis90/Die Grünen) und Georg Wacker (CDU) wollen die NDP verbieten lassen, wenn es genug belastende juristisch wasserdichte Fakten gibt. Der Ladenburger Verein „Wir gegen rechts“ hatte die drei Abgeordneten sowie den früheren MdL Hagen Kluck (FDP) zur Diskussion mit dem Publikum eingeladen. Das Publikum ist unentschieden in der Verbotsfrage – ein türkischstämmiger Bürger wirft den etablierten ausländerfeindliche Parolen vor.

Von Hardy Prothmann

Es sind rund 70 Besucher in den Domhofsaal nach Ladenburg gekommen – darunter viele bekannte Gesichter, die auch die Informationsveranstaltung zu rechtsextremen Frauen vor einigen besucht haben. Der überwiegende Teil gehört der Generation der jungen Älteren an, ein Teil ist mittleren Alters, ganz wenige junge Leute sind am Dienstagabend zu sehen.

Bürgermeister Rainer Ziegler begrüßt die Gäste und stellt fest:

Wir müssen gerade in den Keimzellen des Staates klar machen, dass Rechtsradikale keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Ich bin für ein Verbot dieser Partei, auch wenn mir klar ist, dass man damit die demokratiefeindlichen Gedanken nicht aus den Köpfen bekommt.

Der ehemalige Verwaltungsrichter Dr. Rudolf Lutz (FDP-Stadtrat) führt in die schwierige juristische Materie des Parteiverbots ein.

Obwohl vier Parteivertreter am Tisch sitzen, die sich sonst nicht besonders gut verstehen, ist man sich in der Frage einig. Die NPD soll verboten werden. Nur wie, das ist nicht ganz klar. Zur Einführung geben die Politiker ihre Einschätzungen ab. Georg Wacker sagt:

Die NPD ist inakzeptabel, sie ist antidemokratisch und rassistisch und gehört meiner Meinung nach verboten. Das ist meine Meinung. Die Bundes-CDU ist derselben Auffassung, aber die juristischen Hürden sind extrem hoch. Die schwache Demokratie der Weimarer Republik war nicht wehrfähig gegenüber den Nazis. Wenn ein Verbotsverfahren nicht durchkommt, werden die Rechten wie damals den Staat lächerlich machen, davor habe ich große Angst.

Weiter meint Herr Wacker, man solle sich nicht auf das Verbot konzentrieren, sondern anderen Feldern widmen, um dem Rechtsradikalismus zu begegnen.

Uli Sckerl sagt:

Ich bin klar für ein Verbot. Es gibt genug Erkenntnisse dafür, die Politikwissenschaft ist sich weitgehend einig. Es reicht nicht aus, eine extreme Haltung zu haben, sondern es braucht auch Aktivitäten, die den Staat beschädigen und abschaffen wollen. Die NPD hat sich für andere Gruppierungen wie Skinheads und Kameradschaften geöffnet – die Rolle dieser Partei hat sich stark verändert und es gibt genug gewaltbereites Potenzial, um ein Verbotsverfahren zu begründen. Wir wissen von mehr als einer personellen Verflechtung der rechtsterroristischen NSU.

Weiter sagt der Grünen-Politiker, dass die V-Leute abgeschaltet seien, um das Risiko eines Scheiterns des Verbots zu minimieren. 2003 scheiterte ein Verbotsverfahren daran, dass nicht klar war, ob V-Leute des Verfassungsschutzes oder Parteimitglieder für verfassungswidrige Inhalte verantwortlich waren. Nach Meinung von Herrn Sckerl „darf es kein zweites Scheitern geben“.

Hagen Kluck sagt:

Für die FDP gibt es keine Zweifel, dass die NDP eine rechtsextreme Partei ist. Doch reichen die Beweise? Das Bundesverfassungsgericht wird diese verlangen. Schnellschüsse sind nicht zu empfehlen. Es unterscheidet unseren Rechtsstaat von anderen, dass man nicht von oben herab jemanden verbietet. Dieser Staat ist gefestigt. Und alles hat auf dem Boden der Verfassung zu stehen.

Hagen Kluck hat die größten Bedenken am Tisch und betont mehrfach, dass die Verfassung und der Staat sich als wehrbar erwiesen haben.

Gerhard Kleinböck sagt:

Mit was müssen wir rechnen, wenn das Verbot scheitert? Ich würde sie auch gerne verbieten lassen, aber viel wichtiger ist es doch, dem Rechtsextremismus den Boden zu entziehen. Eine menschlichere Gesellschaft macht den Nährboden für diese Kreise dünner.

Das Publikum ist gefragt. Einige sind unumwunden für eine NDP-Verbotsklage, viele sehen aber die Gefahr, dass sich die Rechtsextremisten entweder im Untergrund radikalisieren oder zu anderen rechtsextremen Partein abwandern:

Wenn man sie verbietet, dann kommen sie unter anderem Namen wieder.

Auch türkischstämmiger Schriesheimer ist gegen ein Verbot – er fordert, dass die etablierten Parteien bei sich anfangen sollten und nicht mit ausländerfeindlichen Parolen auf Stimmenfang gehen. Als Beispiel nennt er den früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU). Herr Kleinböck und Herr Wacker, beides „Bildungspolitiker“, fordern, dass es mehr Bildung und Auflärung geben müsse. Eine Besucherin erweitert das Thema und erzählt von ihren eigenen Erfahrungen:

Ich hatte den Nazi Deckert als Lehrer. Der hat im Unterricht Handzettel verteilt, nach denen Schwarze dümmer sind als Weiße.

Joachim Loose, stadtbekannter ASV-ler, sagt:

Es ist doch mehr die Politik gefordert, den Menschen Chancen zu geben.

Dr. Peter Hilger, Stadtrat der Freien Wähler äußert sich verächtlich über die Parteien:

Dummheit lässt sich nicht abschalten oder verbieten. Wenn diese Parteien uns wieder eine Heimat geben könnten, dann wäre viel anderes. Ich kann mich mit keiner Partei identifizieren. Sie sollten sich mal refomieren, damit sie attraktiver für die Bevölkerung sind. Denn sonst treiben sie den extremen Parteien die Leute zu.

Aus dem Publikum werden Fragen ans Podium gestellt, beispielsweise zu den Strukturen und Finanzen der NDP. Der grüne Innenpolitiker Uli Sckerl zeigt sich als einziger faktensicher und schätzt, dass die NDP jährlich rund fünf Millionen Euro aus Steuergeldern erhält. Sein Ziel: Der rechtsextremen Partei durch ein Verbot die Mittel entziehen und damit die Strukturen zu schädigen:

Wir werden auch mit Bildung diese Leute nicht erreichen – die sind entschlossen, den Staat bis aufs Messer zu bekämpfen. Wenn der Rechtsstaat gefährdet wird, muss man ihn entschlossen verteidigen, auch über Verbote. Ich bin als Demokrat nicht mehr bereit, diesen Verfassungsfeinden die Logistik zu bezahlen. Wenn man die Strukturen zerschlägt, brauchen die Jahrzehnte, um sich wieder zu organisieren.

Rund 70 Besucher interessierte das Thema NPD-Verbot.

Er fordert am Klarsten das Verbot, weil er überzeugt ist, dass die Fakten reichen. Ende des Jahres werden die Innenminister zusammenkommen und über einen Verbotsantrag entscheiden. Die von Sckerl vorgetragenen Argumente der personellen Verflechtungen von verfassungsfeindlicher Partei und verfassungswidrigem Verhalten von Personen, beispielsweise politisch motivierte Gewalttaten wie die des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), sind faktisch gegeben. Ob sie ausreichend sind, muss geprüft werden. Und es bleibt die Frage der Verhältnismäßigkeit zu erörtern. Die NPD spielt auf Bundesebene keine Rolle – auch das könnte zu einer Ablehnung aus Verfahrensgründen führen.

Und Verbote sind nicht immer die beste Lösung: In den neuen Bundesländern erfuhr die NPD nach dem Verbot mehrerer „Kameradschaften“ viel Zulauf. Danach schaffte sie es in die Landtage von Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern und in dutzende Gemeinderäte.

NPD stagniert - Kreisverband Rhein-Neckar sehr aktiv

NPD-Verbot: Verfassungsschutz sieht „Schulterschluss“ mit gewaltbereiten Neonazis

NPD-Demo in Mannheim am 01. Mai 2012.

 

Ladenburg/Rhein-Neckar, 11. Mai 2012. (red) Am 08. Mai diskutierten Landtagsabgeordnete und Bürger im Ladenburger Domhof über ein NPD-Verbot. Heute hat der Verfassungsschutz seinen Jahresbericht vorgelegt. Die NPD stagniert demnach, übt aber zunehmend Einfluss auf andere rechtsextreme Gruppen aus und hat 2011 eine Vielzahl von Demonstrationen organisiert.

Von Hardy Prothmann

Die Aufdeckung der Mordserie des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds im November 2011 habe zu einer veränderten Einschätzung des rechtsextremistischen und gewaltbereiten Lagers geführt. Eine derartige terroristische Vorgehensweise habe sich im Bereich der rechtsextremistischen politisch motivierten Kriminalität bis dato nicht gezeigt.

Mangelhafte Aufklärung

Der erste Satz des Verfassungsschutzberichts zeigt, dass die Aufklärungsarbeit der Verfassungsschützer mangelhaft war. Über Jahre konnte die Terrororganisation „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) ausländische Mitbürger umbringen.

Immerhin haben die Sicherheitsbehörden verstanden, dass dieser Terror eine andere Gewaltdimension hat, als die linksautonome Szene. In Baden-Württemberg zählte der Verfassungsschutz 2011 laut Innenminister Reinhold Gall rund 690 gewaltbereite Rechtsextreme, 20 mehr gegenüber dem Vorjahr.

Überwiegend seien es Skinheads (450), stark steigend ist aber die Zahl der „Autonomen Nationalisten“ (190), die äußerlich eher wie Linksautonome wirken, aber stramm neonazistisch sind und mittlerweile in der rechten Szene als „etabliert“ gelten. Insgesamt waren 2011 35 rechtsextremistisch motivierte Gewalttaten registriert worden – ein leichter Rückgang gegenüber 39 im Jahr 2010. Die Gesamtzahl der rechtsextremistisch motivierten Straftaten sei jedoch von 917 auf 988 gestiegen. Zur Personengruppe der Rechtsextremisten zählt der Verfassungsschutz in Baden-Württemberg rund 2.000 Personen.

Die Zahl der Demonstrationen von Rechtsextremisten hat deutlich zugenommen: von fünf im Jahr 2010 auf 13 im Jahr. Die NPD stagniert zwar bei den Mitgliedern (460), ist aber anscheinend aktiver und übe einen spürbaren Einfluss auf die rechte Szene aus. Bei der baden-württembergischen Landtagswahl am 27. März 2011 konnte die NPD aber lediglich 0,97 Prozent der Wählerstimmen gewinnen – trotzdem kassiert die Partei Steuergelder. Innenminister Gall:

Diese neonazistische Großdemonstration sowie die damit zusammenhängende Kampagne ist ein eindrückliches Beispiel für den Schulterschluss der NPD bzw. ihrer Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten (JN) mit der Neonaziszene.

Die Mitgliederzahl der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) sei in Baden-Württemberg von 110 im Jahr 2010 auf 90 im Jahr 2011 gesunken. Dennoch sei es der JN mit landesweit zwölf „Stützpunkten“ gelungen, eine relativ stabile Organisationsstruktur zu etablieren.

Machen neue Aktivitäten ein NPD-Verbotsverfahren möglich?

Diese Aktivitäten werden genau beobachtet, weil sie herangezogen werden müssen, um ein NPD-Verbotsverfahren zu begründen, über das die Innenminister im Dezember 2012 entscheiden wollen. 2003 ist der Versuch wegen Einflussnahmen durch V-Leute des Verfassungsschutzes gescheitert.

Die Zahl gewaltorientierter Linksextremisten in Baden-Württemberg sei im Jahresverlauf 2011 erstmals seit Jahren wieder von 590 auf 680 Personen angestiegen. Dies sei auf vermehrte Aktivitäten und Gruppenbildungen, vor allem in Freiburg und im Bodenseeraum zurückzuführen.

Linksextremistische Gewalt sei auch 2011 in erster Linie von den sogenannten Autonomen ausgegangen. Sie betrachteten die Anwendung von Gewalt als legitimes Mittel. Auch staatliches Handeln treffe zunehmend auf gewaltsamen Widerstand.

Ein deutlicher Anstieg um 14 auf 88 Fälle sei bei linksextremistischen Gewalttaten zu verzeichnen gewesen. Ursächlich hierfür sei vor allem eine Häufung schwerer Gewalttaten in Freiburg. Dort sei es zu mehreren Brandanschlägen auf Dienstfahrzeuge der Polizei gekommen. Wie aus mehreren Bekennerschreiben hervorging, waren diese Gewalttaten eine Reaktion auf „staatliche Repression“ gegen die Szene.

Im Vergleich wird deutlich, dass die rechtsextremistische Szene deutlich mehr Straftaten begeht – viele Beobachter kritsieren, dass die linke Szene im Verhältnis viel stärker beobachtet würde. Beispielsweise soll der Mord an der Heibronner Polizistin auf das Konto des „Nationionalsozialistischen Untergrunds “ (NSU) gehen.

In Heidelberg flog ein verdeckter Ermittler im linken Studentenmilieu auf, der eine harmlose Gruppe bespitzelte.

Den Staat kosten die Extremisten viel Geld. Auf jährlich 100 Millionen Euro beziffert der innenpolitische Sprecher der Landesregierung, Uli Sckerl, die Kosten auf für Sicherungsmaßnahmen. Allein der Einsatz von 1.900 Polizisten am 01. Mai anlässlich einer NPD-Demonstration mit 300 Teilnehmern soll rund eine Million Euro gekostet haben. Die Polizei sorgte dafür, dass die Ultrarechten nicht auf Linksautonome treffen konnten – eine Straßenschlacht konnte so verhindert werden.

Hinweis: Auf dem Rheinneckarblog finden Sie hier zur NPD-Demo in Mannheim umfangreiche Berichte.

Dokumentation: Der Verfassungschutzbericht 2011 lässt sich hier downloaden.

Wie aus dem Heddesheimblog ein Netzwerk geworden ist

Mit einer Recherche hat alles angefangen…

Das war das "erste" Heddesheimblog - als Unterseite von blogger.de

 

Heddesheim/Rhein-Neckar, 07. Mai 2012. (red) Vor drei Jahren ist das Heddesheimblog.de gestartet. Zunächst als privates Blog, auf dem der Journalist Hardy Prothmann als Bürger seine Gedanken und Recherchen wegen einer umstrittenen Logistik-Ansiedlung veröffentlicht hat. Das Heddesheimblog hat sich in der Branche schnell einen Namen gemacht – als Zukunftsmodell für einen modernen Lokaljournalismus. Mittlerweile ist daraus ein Blog-Netzwerk geworden – nicht nur in Nordbaden.

Von Hardy Prothmann

Im Frühjahr 2009 war aus Sicht des Mannheimer Morgens die Welt mehr als in Ordnung. Das Viernheimer Logistik-Unternehmen „Pfenning“ plante eine angebliche 100-Millionen-Euro-Investition in dem beschaulichen Dorf. Bis zu 1.000 Arbeitsplätze, Gewerbesteuer in Hülle und Fülle, ein glücklicher Bürgermeister – die (bis dato nicht gefährdete) Zukunft des Dorfes ist gerettet. So die Botschaft der Zeitung.

Schlechter Zeitungsjournalismus als Anlass

Mir ist selten eine so unkritische Hofberichterstattung untergekommen. Kritische Fragen? Recherchen? Nichts davon war bei dieser Jubelberichterstattung zu erkennen, geschweige denn zu erahnen.

Auch die ARD ist bereits auf das Heddesheimblog aufmerksam geworden. (Klick auf das Bild führt zum Artikel)

Weil ich als Bürger in Heddesheim selbst vom starken Verkehrsaufkommen betroffen war, fing ich an, ein wenig zu recherchieren. Als erstes im Archiv des Mannheimer Morgens – so wie eigentlich ein Redakteur der Zeitung eine Recherche beginnen sollte. Und ich wurde fündig: Rund drei Dutzend Artikel gab das Online-Archiv her. Alle negativ über dieses „Familienunternehmen Pfenning“, das ohne jeden Bezug zu den kritischen Berichten als „Heilsbringer“ für Heddesheim gefeiert wurde.

Wohin mit meinen Recherchen? Dem Mannheimer Morgen als „Thema“ anbieten? Sicher nicht. Ich habe meine Texte zunächst bei blogger.de (siehe Foto oben) eingestellt. Der erste Text erschien am 28. Aprl 2009: „Alles gut oder alles schlecht mit Pfenning in Heddesheim?“ Und ist nach wie vor sehr lesenswert.

Großes Interesse – wachsende Zugriffszahlen

Die Zugriffszahlen gingen binnen weniger Tagen so schnell nach oben, dass die Seite oft nicht erreichbar war. Ich mietete deswegen eigenen Speicherplatz und veröffentlichte auch andere lokale Nachrichten.

Auch das fand Interesse und Anklag und nach wenigen Wochen reifte die Idee, ob es nicht möglich wäre, eine eigene Lokalzeitung im Internet zu gründen. Ich hatte schon von ähnlichen Projekten gehört, aber das waren oft nur „Versuche“.

Ich versuchte mit. Die erste Erfahrung war: „Mein“ Journalismus war in der nordbadischen Provinz eine Zumutung. Es enstanden schnell zwei Lager: Die einen jubelten, die anderen kotzten. Auch, weil ich kurz nach dem Start vom Heddesheimblog in den Heddesheimer Gemeinderat gewählt worden war – diese Funktion habe ich nach einem Umzug nach Mannheim aufgeben müssen.

Auch wir sind Gegenstand von Berichterstattung - gut 300 Berichte wurden über das Konzept und die Macher vom Heddesheimblog bereits verfasst.

Kritische Nachfragen? Meinungsstarke Kommentare? Investigative Recherchen? Das war man im Verbreitungsgebiet der Monopolzeitung Mannheimer Morgen nicht gewohnt. Die Zugriffszahlen stiegen rasant und auch bundesweit wurde das Heddesheimblog in der Journalistenbranche ein Begriff. „Was macht der Prothmann da?“, wurde gefragt. Ist das ein Ego-Projekt eines beißwütigen Journalisten oder vielleicht ein Zukunftsprojekt für einen neuen Lokaljournalismus?

Zahlreiche Branchenberichte

Ende 2009 wählte mich eine Jury in der Kategorie „Regionales“ auf Platz 3 unter die 100 Journalisten des Jahres 2009. Seit dem Start des Heddesheimblogs wurde ich als Redner, Seminarleiter oder Podiumsteilnehmer engagiert. Bei der Initiative Tageszeitung, dem Deutschen Journalistenverband, dem Bayerichen Journalistenverband, auf Kongresse, an Hochschulen, zu Unternehmer-Workshops.

Mittlerweile gibt es Dutzende von journalisten Studien- und Masterarbeiten, die das Heddesheimblog und andere lokale Internetmedien zum Thema gemacht haben und rund 300 Presse-Veröffentlichungen mit Bezug auf diese Form von Lokaljournalismus. Spiegel Online, FAZ, Süddeutsche, taz, Welt, ARD, NDR, Tagesspiegel, Berliner Zeitung – die Liste der „bekannten“ Medien, die über den Journalismus in der Provinz geschrieben haben, ist lang. Auch bei den Nachdenkseiten oder fefes Blog ist das Heddesheimblog Thema.

Oder das Prinzip. Das Heddesheimblog ist längst über den Ort hinausgegangen. Ende 2009 kam das Hirschbergblog.de dazu, Anfang 2010 das Ladenburgblog.de, Ende 2010 das Weinheimblog.de, Anfang 2011 das Rheinneckarblog.de, das Viernheimblog.de und seit Anfang 2012 sechs weitere Gemeinden des Wahlkreises Weinheim.

Netzwerk weitet sich aus: istlokal

Mit dem Unternehmer Peter Posztos habe ich im Herbst 2011 die Firma Istlokal Medienservie UG gegründet, weil wir unsere Erfahrungen auch anderne zur Verfügung stellen wollen. Peter Posztos macht die Tegernseer Stimme, ebenfalls eine lokale Zeitung im Internet. Seit Anfang 2012 vermarkten wir unser Produkt Istlokal OS und haben schnell neue Partner gefunden – beispielsweise in Bretten, Schweinfurt oder Weiterstadt.

Darüber hinaus gibt es ein Netzwerk von weiteren lokal arbeitenden Journalisten, wie Stefan Aigner in Regensburg oder Hubert Denk in Passau. Auch Philipp Schwörbel in Berlin hat mit seinen Prenzlauer Berg Nachrichten schon viel Aufmerksamkeit erlangt.

Immer mehr Lokaljournalisten gründen Blogs und nutzen beispielsweise wie wir die Istlokal OS-Software.

 

Uns alle vereint, dass wir guten, seriösen und vor allem kritischen Journalismus anbieten wollen. Einen Journalismus, der sich traut, Fragen zu stellen und nicht nur vorgefertigte Informationen zu erhalten. Keine Wohlfühl-Schwurbelei, sondern eine für die Demokratie herausragende Aufgabe zu erfüllen. Meinungen durch Informationen zu ermöglichen. Der Artikel 5 unseres Grundgesetzes ist die Geschäftsgrundlage.

Um diese Arbeit zu finanzieren, setzen wir auf Werbeeinnahmen – wie eh und je bei den Medien. Wir erzeugen Aufmerksamkeit und verkaufen diese. Das ist ein seriöses Geschäft.

Kleines, engagiertes Team

Zur Zeit arbeitet ein festes Team von sieben Mitarbeitern für die „Rheinneckarblogs“ – dazu weitere freie Journalisten, Kolumnisten und freundschaftlich verbundene Kollegen. Im Vergleich zur Personalausstattung der anderen Medien im Berichtsgebiet sind wir sehr klein aufgestellt – im Vergleich mit anderen setzen wir aber immer wieder Themen, die Thema sind.

Im Herbst 2011 beispielsweise mit der Fischfutter-Affäre. Der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian-Ströbele hatte uns für einen Bericht abgemahnt. Sämtliche Berliner Zeitungen berichteten über den Skandal, viele weitere Zeitungen und auch der NDR. Insgesamt wurde unser Bericht innerhalb weniger Tage gut 140.000 Mal aufgerufen, anfangs stürzte gar der Server wegen der massiven Zugriffe ab.

Zuletzt mahnte uns der Grünen-Bundespolitiker Hans-Christian Ströbele ab - und zog die juristische Attacke wieder zurück. Quelle: Die Welt

 

Die lokalen Zeitungen Mannheimer Morgen, Weinheimer Nachrichten und Rhein-Neckar-Zeitung hielten sich „zurück“, denn aus deren Sicht gibt es uns nicht. Die Fischfutter-Affäre mitten im Berichtsgebiet? Kein Thema für die „unabhängigen“ Printjournalisten.

Aus unserer Sicht gibt es die Zeitungen – und vor allem viel schlechten Journalismus. Was wir immer wieder thematisieren, wenn deren geschönte und klientelabhängige „Berichterstattung“ skandalös wird. So werden umgeschriebene Pressemitteilungen als eigene Berichte ausgegeben oder noch schlimmer – Themen häufig gar nicht berichtet, wenn sie den Zeitungen nicht „passen“. Und das betrifft beim besten Willen nicht nur uns. Was nicht berichtet wird, ist auch nicht passiert.

Juristische Attacken

Für mich persönlich hat diese Arbeit auch viele Nachteile gebracht. Seit nunmehr 21 Jahren arbeite ich als Journalist, 18 Jahre ohne jegliche juristische Streitigkeiten. In den vergangenen drei Jahren habe ich 11 Abmahnungen erhalten. Einmal habe ich eine Einstweilige Verfügung wegen widriger Umstände „akzeptiert“, einen Vergleich geschlossen, 9 Mal konnte ich die Abmahnung abwehren. Unterm Strich haben diese Prozesse gut 20.000 Euro gekostet, weil man nicht wollte, das publik wird, was öffentlich sein sollte. Und diese Prozesse kosten auch viele Nerven.

Sehr erfreulich ist der Kontakt zu den Leserinnen und Lesern. Viele unserer Artikel entstehen, weil wir Hinweise bekommen. Beobachtungen, Gedanken, Erfahrungen von Menschen, die sich Anteil haben und nehmen an unserer Gesellschaft und nicht gleichgültig sind. Diesen möchte ich stellvertretend für das Team danken.

Ebenfalls erfreulich ist die Zusammenarbeit mit vielen Behörden, die die Meinungsfreiheit hoch achten. Explizit möchte ich die sehr gute Zusammenarbeit mit der Polizei loben und in weiten Teilen auch mit den Feuerwehren. In unserem Berichtsgebiet sind zwei Namen erwähnenswert, Bürgermeister Manuel Just in Hirschberg und Bürgermeister Rainer Ziegler in Ladenburg, die sich kommunikativ sehr hervortun. Auch Bürgermeister Lorenz in Dossenheim möchte ich gerne als neuen Kontakt erwähnen, der uns beim Antrittsbesuch sehr freundlich empfangen hat. In den anderen Orten beginnen wir die Arbeit erst und die Kontakte stehen noch bevor.

Den Heddesheimer Bürgermeister Micheal Kessler muss ich leider nach wie vor als ausgewiesenen Feind der Pressefreiheit besonders hervorheben. Sein Amtsverständnis kommt in diesem Bericht sehr eindeutig zur Sprache: „Ich bin die Gemeinde.“

Unabhängige Berichterstattung

Wie unabhängig wir tatsächlich arbeiten, erkennt jeder, der unsere Berichterstattung verfolgt. Wir kritisieren „Grüne“ ebenso wie „Schwarze“, scheuen uns nicht vor „Rot“ oder „Geld“ oder „Orange“. Aber auch hier bieten wir Meinungen an: Ganz verallgemeinernd stellen wir fest, dass die CDU, die SPD und die FDP in der Region unserer Berichterstattung nicht wohlgesonnen sind.

Explizit die Ladenburger und Weinheimer CDU möchten wir lobend ausnehmen – nicht weil diese mit unser Berichterstattung „zufrieden“ sind, sondern weil sie gesprächsbereit sind. In Hirschberg explizit die Freien Wähler und in Weinheim explizit Herrn Carsten Labudda (Die Linke) und Weinheim Plus. Die genannten Personen und Parteien suchen den Ausstausch und die Kritik – was gut ist. Explizit muss auch der Grüne Landtagsabgeordnete Uli Sckerl erwähnt werden – trotz konträrer Meinungen haben er und seine Mannschaft sich immer korrekt auf unsere journalistischen Anfragen hin verhalten.

Mit Recherchen zum Logistik-Zentrum "Pfenning" hat das Heddesheimblog angefangen - unsere Berichte konnten den Bau des Klotzes nicht verhindern, aber zur Aufklärung beitragen. "Das hab ich nicht gewusst", kann keiner mehr sagen.

 

Unentschieden ist noch das Verhältnis zum Landratsamt. Nachdem wir dem stellvertretenden Landrat (Jurist) erst unter Verweis auf ein Bundesverfassungsgerichtsurteil klar machen konnten, dass wir „Presse“ sind, gibt es mittlerweile mit Stefan Dallinger (CDU) einen neuen, sehr kommunikativen (und fraktionsübergreifend gelobten) Landrat, der sich aber unser Ansicht nach noch ein wenig scheut, aktiv über unsere Blogs mehr in Kontakt mit der Bevölkerung zu treten. Wir werden herausfinden, wie es wirklich ist.

Der Kontakt zum Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz basiert auf einer gemeinsamen Vergangenheit – als freier Mitarbeiter für den Mannheimer Morgen habe ich den damaligen Stadtrat als sehr engagierte Persönlichkeit kennengelernt und ihn vor seiner Wahl zum OB porträtiert. Zuletzt hat sich dessen Engagement bei der Gegendemo zum NPD-Aufmarsch bestätigt (Hierzu unsere Reportage auf dem Rheinneckarblog: „Warten auf den rechten Pöbel„). Zu seinem Kollegen Würzner in Heidelberg besteht noch kein persönlicher Kontakt, aber das wird sich ändern.

Vernetzter Journalismus vor Ort

Die miteinander vernetztenden Ortsblogs haben ein Konzept: Wir veröffentlichen Nachrichten, die für die Menschen vor Ort wichtig sind. Und wir zeigen auf, wie die Gemeinden miteinander vernetzt sind – auf vielfältige Weise. Ob zu Verkehrs- oder Umweltschutzthemen, gemeinsamen Verbänden und Verträgen – unsere Gemeinden im Berichtsgebiet sind vielfältig verbunden, ebenso die Leserinnen und Leser.

Vielleicht vermisst man die ein oder andere Nachricht – da bitten wir um Nachsicht. Unsere Redaktion arbeitet sehr engagiert und wir müssen manchmal den Mut zur Lücke haben, weil wir (noch) nicht jeden Termin besetzen können.

Sicher ist es auch Zeit, sich auf wesentliche Dinge zu konzentrieren. Überbordende Berichte in den Zeitungen über Vereinsfeste haben Bedürfnisse geweckt, die fraglich sind. Was ist die Nachricht? „Fürs leibliche Wohl wurde gesorgt?“ Meinetwegen: Der Satz erzählt die gesamte Geschichte. Es gab zu Essen und zu Trinken. Und wenn das nicht reicht, ruft man auch höhrere Instanzen dazu: „Der Wettergott war den Gästen gnädig, der kühle Gerstensaft floß in Strömen und die Luft war erfüllt vom Duft leckerer Bratwürste“.

Gegen die Bratwurst-Berichterstattung

Das ist fettigster Bratwurst-„Journalismus“ und hat mit Journalismus nichts zu tun. Ganz klar ist es wichtig und richtig über Feste zu berichten. Wir machen das auch – bei Vereinsfesten oft nur mit kurzen Texten (Ein Fest hat stattgefunden), dafür aber mit vielen Fotos. Die erzählen die Geschichte besser als zusammengeschwurbelte Nonsens-„Berichte“.

Sie, liebe Leserinnen und Leser, können aktiv daran teilhaben, das „Produkt“ Journalismus zu bewerten. Bringen Sie sich ein – schreiben Sie uns und anderen, was gefällt und was nicht. Journalismus muss man nicht hinnehmen, man kann seit dem Internet daran teilhaben. Sie können Kommentare schreiben und viel einfacher als früher die Redaktion direkt erreichen, sich mit Hinweisen, Vorschlägen und Kritik einbringen. Jedenfalls bei uns.

Wir freuen uns über die Beliebtheit unserer Montagskolumnen, der ausgewählten Tipps & Termine und der regen Teilnahme über Kommentare auf den Blogs oder bei unseren Facebook-Seiten.

Herzlichen Dank an die Leser und Kunden

Nach drei Jahren Heddesheimblog & Co, möchte ich Ihnen sehr herzlich genau dafür danken. Für Unterstützung und Kritik – beides gab es zuhauf.

Hardy Prothmann ist seit 21 Jahren als Journalist tätig und seit drei Jahren als "Blogger".

Für die Zukunft wünsche ich mir noch mehr kritische Anteilnahme, weil wir alle gemeinsam mit unserem Interesse für etwas einstehen, was ein absolutes Privileg ist: Freiheit, vor allem Meinungsfreiheit. Ohne diese ist Demokratie nicht möglich. Da ich viel im Ausland gelebt habe und auch von dort berichtet, weiß ich unser freiheitliche Grundordnung uneres Heimatlandes sehr zu schätzen.

Deswegen freue ich mich mit Ihnen und dem Team, wenn Sie uns weiter gewogen bleiben, uns mit Interesse und Informationen unterstützen. Den anderen „Heddesheimblogs“, egal, ob am Tegernsee, im Prenzlauer Berg, in Regensburg, in Weiterstadt oder Bretten oder Schweinfurt oder in vielen anderen Orten wünschen wir viel Erfolg, immer den richtigen journalistischen Riecher und einen erfolgreichen Aufbau ihrer Angebote.

In diesem Sinne möchte ich mich bei allen Mitwirkenden bedanken, selbstverständlich sehr besonders bei meiner Frau und der Familie, für das Engagement, das Verständnis, das Interesse und die aktive Teilnahme.

Im ersten Interview zum „Heddesheimblog“ hat mich der Kollege Thomas Mrazek gefragt, warum ich das mache, was meine Motivation ist?

Meine Antwort: Ich habe den Spaß meines Lebens.

Das gilt bis heute.

Herzlichst Ihr

Hardy Prothmann

Jugendgemeinderat zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Zu wenig Einfluss

Profilbild der Facebookseite des JGR. Quelle: JGR

 

Ladenburg, 07. Mai 2012. (red/jt) Der Jugendgemeinderat bemängelt zu wenig Einfluss auf die Realpolitik und würde gerne wieder mehr Licht in die Stadt bringen – zumindest am Wochenende. Strategisch hat der Jugendgemeinderat einen Fehler beschlossen: Die Website und damit die Kommunikation mit der Öffentlichkeit wird abgeschaltet.

Am vergangenen Donnerstag ab 19:30 Uhr lud der Jugendgemeinderat Ladenburg zur öffentlichen Sitzung im Sitzungssaal 105 im Ladenburger Rathaus. Neben den Mitgliedern des Jugendgemeinderates waren auch der Sozialpädagoge Achim Kolb sowie Bürgermeister Rainer Ziegler und seine erste Stellvertreterin Gudrun Ruster (FWV) anwesend.

Auf der Tagesordnung des Jugendgemeinderates standen eine Stellungnahme zu dessen Internetauftritt, die Finanzierung eines neuen Volleyballnetzes sowie die Stellungnahme zum bereits verabschiedeten Haushalt der Stadt Ladenburg für das Jahr 2012.

Offline, dafür auf Facebook

Der Jugendgemeinderat hat beschlossen, seine alte Internetpräsenz nicht weiter zu betreiben. Das Angebot sei zu veraltet und zu schwer zu administrieren, sagte der Vorsitzende Julian Albrecht. Eine moderne, neue Alternative sei zu teuer. Diesbezügliche Angebote habe man sich eingeholt.

Die Ladenburger Jugendlichen, welche der Jugendgemeindert vertritt, sind größtenteils auf Facebook vertreten. Ebenso der Jugendgemeinderat selbst. Daher wurde beschlossen, die Seite auf Facebook zur zentralen Anlaufstelle umzufunktionieren. Dort findet man Informationen über den Jugendgemeinderat, dessen Termine sowie Beiträge und Entscheidungen.

Gudrun Ruster (FWV) erkundigte sich, was mit den Personen sei, die nicht auf Facebook vertreten sind.

Julian Albrecht und Pieter Dietrich entgegneten, bereits jetzt stünde jedem die Möglichkeit offen, auch persönlich, per Telefon oder Mail Kontakt aufzunehmen. Die Kontaktdaten seien auch auf der Internetpräsenz der Stadt Ladenburg zu finden. Bürgermeister Rainer Ziegler sagte, man könne wichtige Informationen auch auf die Seite der Stadt nehmen und im Bereich „Aktuelles“ den Menschen zugänglich machen.

Sponsoren gesucht

Zweites wichtiges Thema der Sitzung war ein neues Netz für das Volleyballfeld. Ein solches Netz schlägt mit rund 750 Euro zu Buche. Einen Sponsor habe man mit der Sparkasse bereits gefunden. Diese steuert 200 Euro bei.

Der Jugendgemeinderat hat das Netz bereits bestellt. Zum Start der neuen Saison wird es aber vermutlich noch nicht da sein.

Notfalls werde man den restlichen Betrag von 550 Euro aus dem eigenen Etat finanzieren, so Julian Albrecht. Jugendstadträtin Christine Völkel sagt:

Uns ist es lieber, wenn wir unseren knappen Etat schonen.

Nach ihrer Ansicht ist es wichtig, sinnvoll und zielgerichtet mit dem geringen Etat umzugehen, welcher dem Jugendgemeinderat zur Verfügung steht. Julian Albrecht warb im Namen des Jugendgemeinderates noch einmal um weitere Sponsoren für das Netz.

Leider kein spürbarer Einfluss

Der Einfluss des Jugendgemeinderats auf den richtigen Gemeinderat sei leider gering, wurde bemängelt. Gerade in Bezug auf die Verwendung von Mitteln für „jugendliche Belange“ würde der Jugendgemeinderat gerne intensiver mitreden. So habe man den Eindruck, sei viel auf Kosten der Jugendlichen gespart worden. Bürgermeister Rainer Ziegler sagte zu, dass der Jugendgemeinderat bei den kommenden Etat-Beratungen intensiver beteiligt werden soll.

Das Thema „Straßenbeleuchtung“ wurde ebenfalls vorgebracht. Aus Sicht der Jugendlichen wäre es sinnvoller freitags und samstags das Licht anzulassen, um das Gefühl der Sicherheit zu erhöhen. Sonntags bis donnerstags könnte man das Licht von ein bis vier Uhr abstellen, also eine Stunde länger als bisher. Der Gemeinderat werde im Mai oder Juni über den Test verhandeln, so Ziegler.

Aus dem Gemeinderat

Ordnung für Stadtarchiv beschlossen

Ladenburg, 25. April 2012. (red/jt) Um dem Landesarchivgesetz gerecht zu werden, hat die Stadt Ladenburg eine eigene Archivordnung erstellt. Der Gemeinderat stimmte nun über das Inkrafttreten dieser Archivordnung ab. Die neue Regelung wurde ohne größere Einwände angenommen.

Bisher basierte die Tätigkeit im Stadtarchiv zum einen auf archivarischen Prinzipien, zum anderen auf dem Landesarchivgesetz als Rahmengesetz. Es gab keine spezifische kommunalrechtliche Regelung.

Das Landesarchivgesetz Baden-Württemberg (LArchG) in seiner Fassung vom 1. Juli 2004 sieht jedoch vor, dass die Gemeinden und Landkreise selbst eine Archivordnung erlassen. Die Verwaltung hat nun eine Archivordnung ausgearbeitet, die sich an der Mustersatzung des Gemeindetages Baden-Württemberg und an der Archivsatzung der Landeshauptstadt Stuttgart orientiert.

Alexander Spangenberg (Grüne) erkundigte sich bei Stadtarchivar Oliver Gülck, warum in der Archivordnung eine Gebührenerhebung aufgenommen sei. Spangenberg fragte weiter, ob seitens der Stadt schon eine entsprechende Gebührenordnung vorgesehen sei und nun auf die Bürger der Stadt Gebühren bei der Nutzung des Stadtarchivs zukämen.

Gülck stellte klar, dass schon jetzt Gebühren erhoben würden, zumindest verwaltungsintern. Zudem wolle man direkt die Möglichkeit für Gebühren schaffen, das bedeute aber nicht, dass diese auch anfallen.

Stadtrat Wolfgang Luppe (FDP) äusserte die Befürchtung, dass hier unnötig ein großer Verwaltungsaufwand entstünde, so wie bei der Einführung der städtischen Polizeiverordnung. Gülck erwiderte, dass man lediglich bestehendes Landesrecht umsetze und dass dieses auch immer mehr in den Gemeinden des Landes geschehe.

Martin Georg Schmollinger (Grüne) erkundigte sich bei Bürgermeister Rainer Ziegler, wer denn in Zweifelsfällen die letzte Entscheidungsgewalt habe, wenn die in §6 der Archivordnung festgelegte Benutzungserlaubnis zu Auseinandersetzungen führe. Laut Ziegler liege diese Entscheidungsgewalt dann bei der Verwaltung, im Normalfall beim Stadtarchivar selbst.

Die neue Archivordnung wurde vom Gemeinderat einstimmig beschlossen.

 

Rathausumgebung "ungepflegt"?

Stadtbildpfelger kritisiert „jämmerliche Zustände“


Ladenburg, 20. April 2012. Im technischen Ausschuss hat Stadtbildpfleger Egon Lackner „jämmerliche Zustände“ rund ums Rathaus ausgemacht. Bürgermeister Ziegler meinte, man habe das schon auf dem Plan.

Rund um das Rathaus im Domhof gebe es zu viele Schmuddelecken, meinte Stadtbildpfleger Egon Lackner. Verrostete Eisenstangen, wucherndes Efeu, verbogene Schilder:

Das macht keinen guten Eindruck auf unsere Stadt.

Bürgermeister Rainer Ziegler entgegnete, man habe schon eine Begehung gemacht und die Stellen besichtigt:

Wir müssen das nach und nach abarbeiten. Im übrigen wundere ich mich über die Wahrnehmung. Besucher von außen loben unsere gepflegtes Stadtbild.

Familienheim darf Scheunen und Haus abbrechen und Mehrfamilienhaus errichten

Moderner Neubau statt historischem Bauernhof

Ab Juni wird das historische Gemäuer in der Feuerleitergasse abgerissen.

Ladenburg, 19. April 2012. (red) Ein Wohnhaus und zwei Scheunen werden in der Feuerleitergasse voraussichtlich ab Juni abgerissen. Die Familienheim Rhein-Neckar will an dieser Stelle bis 2013 ein Mehrfamilienhaus mit neun Wohneinheiten errichten. Der Technische Ausschuss hat beide Anträge gestern bestätigt. Stadtrat Wagenfeld kritisiert Sitzungsvorlagen.

Von Hardy Prothmann

Ist es ein Spiel oder Ernst? Der CDU-Stadtrat Uwe Wagenfeld hat gestern wieder viele Fragen zum Bauvorhaben gestellt und dabei bemängelt, dass den Gemeinderäten nur unvollständige Unterlagen vorlägen. Die weit über ein Dutzend Gäste konnten nicht entscheiden, ob sich Herr Wagenfeld nur profilieren wollte oder ob die Kritik gerechtfertigt ist. Zumindest wurden seine Fragen beantwortet.

1992 hat die Stadt Ladenburg die Immobilie an die Familienheim Rhein-Neckar verkauft, die nicht denkmalgeschützt ist. Vor zwei, drei Jahren habe die Stadt einen Rückkauf angefragt, was aber aus finanziellen Gründen nicht erfolgt ist, bestätigte uns Bürgermeister Rainer Ziegler (seit 2001 im Amt) auf Anfrage.

Mehrfamilienhaus bis 2013

Die Familienheim Rhein-Neckar wird nun das Grundstück verwerten und mit einem Neun-Familienhaus neu bebauen. Dafür werden ein Wohnaus und zwei Scheunen abgerissen. Der planende Architekt, der Ladenburger Holger Ueberrein, erläuterte in der Sitzung das geplante Projekt.

Auf der Rückseite der Kirchen werden ein Wohngebäude entstehen sowie ein Rückgebäude mit Garagen, Stellplätzen und Abstellräumen. Außerdem ist ein 30 Quadratmeter großer Spielplatz für Kinder geplant. Ingrid Dreier (GLL) regte an, diesen auf dem Gelände anders als bislang geplant unter eine dort befindliche Eiche zu verschieben, dann bräuchte man keine Beschattungsmaßnahmen. Architekt Ueberrein sagte eine Prüfung zu.

Das Wohnhaus wird aus zwei Vollgeschossen bestehen sowie zwei ausgebauten Dachgeschossen. Im Satteldach werden sich sieben Schleppgauben und zwei Zwerchhausgauben zur Feuerleitergasse hin befinden. Auf der Rückseite sind fünf Schleppgauben und ein Dachfenster geplant, das aber nur eine Ausstiegsfunktion habe.

Auch das zweigeschossige Nebengebäude erhält ein Satteldach, über den Garagen im Erdgeschoss wird es durch einen Laubengang erschlossene Abstellräume geben.

Ausnahmen genehmigt

Laut Baugenehmigung müssen 15 Stellplätze nachgewiesen werden – es sind aber nur 14. Einer muss deshalb entweder abgelöst oder an anderer Stelle nachgewiesen werden.

Zwei der historischen Keller werden erhalten, ein dritter aufgeschüttet. Eine weitere Unterkellerung ist nicht geplant. Der Technische Ausschuss stimmte weiter der Befreiung der Vorgaben der Gestaltungssatzung für die historische Altstadt zu und genehmigte eine Überschreitung der Gesamtbreite der Dachaufbauten von 35 Prozent.

Kritik kam vom Ausschlussmitglied Carolin Schuhmann, die sich im Namen des Heimatbundes gegen das Projekt aussprach:

Der Heimatbund bedauert sehr, dass eines der letzten bäuerlichen Anwesen in der Altstadt abgerissen wird.

Die Familienheim Rhein-Neckar wird hier ein Mehrfamilienhaus mit Nebengebäude errichten.

Das aktuelle Baugeschehen erinnere sie an die „Nachkriegszeit“.: „Hier wurden leider alle Chancen verpasst.“ Auch Stadtbildpfleger Egon Lackner kritisierte, ein in hohem Maße stadtbildprägendes Gebäude werde zerstört, in Zukunft müsse man hier aktiver auf den Schutz solcher Gebäude achten. Bürgermeister Ziegler entgegnete, dass in diesem Fall keine Einflussnahme möglich sei.

Die Anträge auf Abriss und Neubau wurden bei zwei Gegenstimmen von Uwe Wagenfeld (CDU) und Dr. Peter Hilger (FW) bestätigt.

Zwei weitere Bauanträge, darunter eine energetische Dachsanierung in der Trajanstraße, die Errichtung einer Doppelhaushälfte mit Carport in der Zwingertgasse wurden ohne große Diskussion ebenfalls genehmigt.

Ballonfestival vor dem Aus?

Heiße Luft

Steht das Ballonfestival vor dem Aus?

 

Ladenburg, 18. April 2012. (red) Aktualisiert. Die Stadt Ladenburg und der Ballfahrten-Unternehmer Uwe Hilzendegen haben aktuell über die neuen „Rahmenbedingungen“ für das Ballonfestival informiert. Nachdem der Förderverein der Fußballabteilung der LSV als „Caterer“ nicht mehr zur Verfügung steht, ist fraglich, ob das Ballonfestival weiter stattfinden kann.

Von Hardy Prothmann

Erinnern Sie sich noch? 2010 gab es Streit um das Ballonfestival. Der Heidelberger Initiator des Festivals, Michael Bering, wollte das Festival mit zusätzlichen gastronomischen Angeboten attraktiver gestalten. Vor allem aus ökonomischen Gründen. Denn die LSV zahlte „nur“ 4.000 Euro an den Veranstalter und hatte exklusive Catering-Rechte. Laut Bering wären private Betriebe bereit gewesen, bis zu 10.000 Euro für eine Lizenz zu bezahlen.

Bering forderte, die LSV mauerte, Bürgermeister Rainer Ziegler zeigte „Verständnis“ für beide Seiten. Auch das Ergebnis ist bekannt: Michael Bering wanderte in den Luisenpark ab, wo er das Ballonfestival sehr erfolgreich etablierte, während 2010 und 2011 das Ladenburger Ballonfestival unter schlechtem Wetter litt.

Und jetzt steigt die LSV aus und was ist die Lösung? Andere Vereine sollen sich bewerben oder ein privater Caterer soll her und ordentlich Geld an Uwe Hilzendegen zahlen. Auf dem Stand war man bereits 2010. Eine weitere Veränderung gibt es beim Termin. Der ist jetzt auf den 15./16. September verlegt, in der Hoffnung, dass man dann besseres Wetter hat. Das Problem: Dieses Wochenende folgt auf das Altstadtfest. Werden sich genug Besucher an zwei Wochenenden hintereinander in Ladenburg einfinden?

Auf einen unserer vergangenen Artikel zum Thema schrieb ein Kommentator:

Selten ein so völlig unnötiges “Event” erlebt wie dieses.Das Zusammenwürfeln von Autoausstellung , Kinderkarussel, Unterhaltungsmusik und Verköstigung auf einer Wiese ergibt nicht automatisch ein Fest.Das Fehlen eines attraktiven Konzepts ist im übrigen nicht erst seit diesem Jahr zu beklagen.

Was dem Festival fehlt, ist ein gutes Marketing. Ganz sicher kann ein Ballonfestival eine äußerst attraktive Veranstaltung sein und lässt sich gut vermarkten, wie man am Ballonfestival im Luisenpark sieht.

Im August 2010 haben wir bereits geschrieben:

Vielleicht wäre es aber besser gewesen, es für ein Jahr ausfallen zu lassen. Um sich zu sammeln, ein gutes Konzept zu erstellen, ein ordentliches Rahmenprogramm zu entwickeln und dann einen Neustart zu machen.

Der MM berichtete heute, ein weiterer „Unsicherheitsfaktor“ sei die Genehmigung durch das Regierungspräsidium in Karlsruhe. Nach „Informationen der Zeitung“ würden diese „deutlich strenger als in der Vergangenheit gehandhabt“. Das Regierungspräsidium gab uns die die Auskunft: „Wir wissen nicht, woher die Zeitung diese Information hat. Es gibt keine Änderungen, solche Anträge werden wie früher auch nach den gesetzlichen Bestimmungen erteilt. Bislang liegt uns noch kein solcher Antrag vor.“

In Ladenburg sind bis jetzt sind alle „Planungen“ heiße Luft. Und leider steht zu befürchten, dass die Luft aus dem Ladenburger Ballonfestival raus ist.

Alle Artikel zum Thema finden Sie hier.

Nachtrag, 23:00 Uhr.

Nach der Sitzung des technischen Ausschusses bat Bürgermeister Ziegler die Presse noch kurz zu einem Gespräch. Der Förderverein der Fußballabteilung LSV sei nun doch noch bereit, einen Teil des Catering zu übernehmen, nicht aber die Organisation.

Man sei weiter interessiert an Angeboten anderer Vereine oder privater Gastronomen. Wenn sich ein Privatunternehmen für das Catering interessieren sollte, sei es keine Bedingung, dass der Förderverein mit im Boot sein müsse, sagte Bürgermeister Ziegler auf unsere Nachfrage: „Die Caterer müssen sich mit dem Ballonfahrten-Organisator, Herrn Hilzendegen, einigen. Von uns gibt es keine Vorgabe.“

Die Stadt will auch weiterhin die Infrastruktur, also Strom und Wasser, stellen.

BM Ziegler kündigt Ausbau der S-Bahn bis Ende 2015 an

Ladenburg, 18. April 2012. (red) Bürgermeister Rainer Ziegler hat heute im technischen Ausschuss den Ausbau des Ladenberger Bahnhofs bis Ende 2015 angekündigt.

Die Gespräche mit der Deutschen Bahn AG seien verbindlich verlaufen. Durch Umschichtungen im Zeitplan würden die meisten Bahnhöfe der Nordachse nun doch bis Ende 2015 barrierefrei ausgebaut werden.

Aus dem Gemeinderat

Haushaltsreden und Beschlussfassung zu den Haushaltsplänen 2012

Ladenburg, 29. März 2012. (red/jt) In der gestrigen Gemeinderatssitzung hielten die Gemeinderatsfraktionen ihre Haushaltsreden. Anschließend wurde über die gut 37 Millionen Euro schweren Haushaltspläne der Stadt Ladenburg abgestimmt.

[Weiterlesen…]

Aus dem Gemeinderat

Ehrung für langjährige kommunalpolitische Tätigkeit

Ladenburg, 29. März 2012. (red/jt) Bei der Gemeinderatssitzung am 28. März 2012 wurden mehrere Stadträtinnen und Stadträte für 10 beziehungsweise 25 Jahre kommunalpolitische Tätigkeit geehrt. Die Ehrung nahm Bürgermeister Rainer Ziegler stellvertretend für den Gemeindetag Baden-Württemberg vor.

Solche "Stelen" erhielten die Stadträtinnen und Stadträte für ihre jahrelange Tätigkeit. Bild: Gemeindetag BaWü

Laut Bürgermeister Ziegler sind in Deutschland mehr als 23 Millionen Menschen ehrenamtlich engagiert. Ihre Motivation sei es größtenteils, an der gesellschaftlichen Gestaltung aktiv teilzunehmen. Dazu zählten auch die rund 300.000 ehrenamtlichen Kommunalpolitiker in Deutschland.

Ziegler bezeichnete sie als „demokratische Säulen kommunaler Selbstverwaltung“. Bisher seien für das Ehrenamt, welches den Charakter einer „Zeitspende“ aufweise, nur Ehrungen nach 20- oder 30-jährigem Engagement vorgenommen worden.

Mit der neuen Regelung erfolgen Ehrungen für jeweils 10, 20, 25, 30 und 40 Jahre. Im Zuge dieser Änderung komme es auch zur Ehrung bereits verstrichener Jubiläen.

Mit einer sogenannten „Stele“ sowie einer Urkunde wurde Prof. Dr. Rainer Beedgen für seine 25-jährige Tätigkeit als Stadtrat geehrt. Er ist bereits seit 1975 mit Unterbrechungen im Gemeinderat vertreten.

Neben Beedgen erhielten auch Karl-Martin Hoffmann, Gudrun Ruster, Steffen Salinger, Ilse Schummer und Gerhard Seidel für 10 Jahre Ehrenamt je eine Stele und eine Urkunde. Ihre Jubiläen fanden bereits 2009 statt. Steffen Salinger hatte bereits 2007 die 10 Jahre voll, da er bereits 1997 in den Gemeinderat nachrückte.

Die Erste Bürgermeisterstellvertreterin Gudrun Ruster überreichte im Anschluss der Ehrungen noch eine weitere Stele. Ziegler erhielt selbst ebenfalls eine Ehrung des Gemeindetags von Baden-Württemberg für zehn Jahre im Amt des Bürgermeisters von Ladenburg.

Technischer Ausschuss

Kein Einvernehmen für die Kinderbetreuungseinrichtung

Das ehemalige AWO-Gebäude in der Wormser Straße.

Ladenburg, 22. März 2012. (red/sap) Auf der Tagesordnung des Technischen Ausschusses standen gestern Abend fünf Bauanfragen sowie die Aussichtsplattform im Naturschutzgebiet und die Auftragsvergabe für die Türen zur Realiserung des zweiten Rettungsweges am Carl-Benz-Gymnasium. Erneute Diskussion um die Kinderbetreuungseinrichtung in der Wormser Straße.

Von Sabine Prothmann

Bei der ersten Bauanfrage ging es wieder um das ehemalige AWO-Gebäude in der Wormser Straße, in das die Kinderbetreuungseinrichtung Kinder-Laden-Burg einziehen soll. Dieser Bauantrag war in der vergangenen Ausschuss-Sitzung zurückgestellt worden.

Der Technische Ausschuss hatte der Nutzungsänderung schon im Dezember 2011 zugestimmt. In der Sitzung am 29. Februar 2012 wurde das Bauvorhaben erneut behandelt, der vorgelegten Planung konnte jedoch nicht entsprochen werden. Die gewünschten Änderungen wurde nun in die vorgelegte Planung einbezogen. Die Ausschussmitglieder mussten jetzt über den Umbau des Gebäudes entscheiden.

Zur Ausgangslage: Der Antragsteller plant, in einem bestehenden Wohn- und Geschäftshaus in den Büroräumen des Erdgeschosses eine Knderbetreuungseinrichtung für Kleinkinder (2 bis 3 Jahre, maximal 12 Kinder) einzurichten. Die Nutzfläche beträgt rund 130 Quadratmeter. Die notwendigen Sozial- und Sanitärräume sind vorhanden bzw. werden neu eingerichtet.

Im Obergeschoss soll die Balkontür vergrößert werden. Ein Teil des Daches des Nebengebäudes soll rückgebaut werden. Im Dachgeschoss sollen zwei Schleppgauben verbunden und zu einer überdachen Terrasse erweitert werden. Auf der Straßenseite sollen zwei Dachflächenfenster als bauliche Rettungswege aus dem Dachgeschoss dienen. Auf der Hofseite sollen weitere Dachflächenfenster sowie eine Loggia im zweiten Dachgeschoss eingebaut werden.

Das Treppenhaus soll getrennt werden. Der Zugang zur Kinderbetreuungseinrichtung im Erdgeschoss wird über die Wormser Straße erfolgen. Der Zugang zum Treppenhaus zu den anderen Etage erfolgt über den Hof.

Gemäß der „Stadtbildsatzung für die Umgebung der Altstadt“ sind charakteristische Dachaufbauten zu erhalten. Dies wurde durch die vorliegende Planung erreicht.

Die vorliegende Planung ist mit der Verwaltung und dem Stadtbildpfleger abgesprochen.

Die Mitglieder des Technischen Ausschusses zeigten sich einverstanden mit den Umbaumaßnahmen im Dachgeschoss, aber die rückwärtige Bebauung, vor allem die Teilüberdachung des Hofes, stieß auf viele kritische Stimmen

Die Bezeichnung „Dachterrasse“ sei nur durch „Teilüberdachung“ ausgetauscht worden, meinte Dr. Rudolf Lutz (FDP). Einer solchen werde er seine Zustimmung verweigern. Zudem sei weiterhin mit einer Dachterrasse zu rechnen, was von den Nachbarn abgelehnt würde.

„Über die Zukunft habe ich heute nicht zu befinden“, erklärte Bürgermeister Rainer Ziegler. Auch wenn durch eine Email an die Stadtverwaltung das Vorhaben eine Terrrasse zu errichten, schon angekündigt worden sei, stehe diese Absicht am heutigen Tage nicht im Raum.

Stadtrat Dr. Peter Hilger (FW) kommentierte:

Sehe ich das richtig, wir stimmen über eine ganze Salami ab, auch wenn es heute nur um eine Scheibe geht?

Auch Uwe Wagenfeld (CDU) und Steffen Salinger (SPD) lehnten die Zustimmung ab.

Eine Teilüberdachung gäbe es schon, ebenfalls sei die Betonmauer schon vorhanden, „deshalb sehe ich keine Veränderung für den Nachbarn“, erklärte Ingrid Dreier (GLL), und demnach keinen Grund für eine Ablehnung.

Ziegler wies darauf hin, „versagen wir das Einvernehmen, wird das Baurechtsamt dies ersetzen.“

Der Verwaltungsvorschlag, dem vorliegenden Bauantrag zuzustimmen, folgten nur der Bürgermeister und Ingrid Dreier – damit ist das Baurechtsamt gefragt.

Die übrigen Mitglieder des Technischen Ausschusses versagten das Einvernehmen zum rückwärtigen Bereich, was die Überdachung und den Rückbau betrifft, stimmten aber dem Umbau des Dachgeschosses zu.

Ein „Hoffnungsschimmer“ für den Verein

Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es um die Einrichtung einer Versammlungsstätte in den Geschäftsräumen eines Wohn- und Geschäftshauses in der Hauptstraße. Es handle sich dabei um den türkisch-islamischen Kulturverein, erklärte Bürgermeister Ziegler.

Der Verein war bislang im alten Feuerwehrhaus untergebracht und habe über einen langen Zeitraum intensiv nach neuen Räumlichkeiten gesucht. Die Versammlungsstätte sei auf fünf bis zehn Personen begrenzt und die Räumlichkeit in der Hauptstraße könne nur eine vorübergehende Lösung sein, so Ziegler.

Dies sei ein „Hoffnungsschimmer“ für den Verein, so Ingrid Dreier (GLL).

Die Örtlichkeit, direkt am Eingang der Altsstadt, bezeichnete Steffen Salinger (SPD) als ungeignet, zudem sei es schwierig, dieses Thema in einer öffentlichen Sitzung zu diskutieren, da könne man leicht falsch verstanden werden. Bürgermeister Ziegler sagte:

Es ist nicht die beste Lösung, aber eine Lösung, die dem Verein für eine gewisse Zeit Heimat bietet, ansonsten kann der Verein nicht mehr existieren.

Bei zwei Gegenstimmen (Günter Bläß, Steffen Salinger) wurde der Nutzungsänderung zugestimmt.

Milchviehstall in Neubotzheim

Im nächsten Bauantrag ist die Errichtung eines Milchviehstalls für 165 Tiere in Neubotzheim. Das Gebäude soll freistehend neben der bereits vorhandenen Biogasanlage errichtet werden. Die anfallende Gülle soll in die geplante Vorgrube und im Anschluss in die bestehende Biogasanlage eingeleitet werden. Hierbei handle es sich um den Hof der Familie Maas. Dies sei eine Zukunftsinvestition und auch die beiden Söhne seien im landwirtschaftlichen Betrieb. Bürgermeister Ziegler:

Wir begrüßen dieses Bauvorhaben.

Das Bauvorhaben ist mit dem Amt für Landwirtschaft und Naturschutz abgestimmt. Ohne Gegenstimmen stimmte der Technische Ausschuss diesem Bauvorhaben zu.

Befreiung bevor Bebauungsplan in Kraft tritt

In einem Kenntnisgabeverfahren planen die Antragsteller die Errichtung eines Doppelhauses, eines Carports sowie eines Fahrradunterstandes. Das Gebäude soll voll unterkellert werden. Das um 46 Grad geneigte Satteldach soll auf der Nordseite im ersten Dachgeschoss mit einer Schleppgaube und im zweiten Dachgeschoss mit zwei Dachflächenfenstern elichtet werden. Auf der Sseite des Gebäudes soll im ersten Dachgeschoss eine Terrasse eingebaut werden.

Das Bauvorhaben liegt im Geltungsbereich des Bebauungsplans „Zehntstraße“, im Geltungsbereich Altstadtsatzung, im Grabungsschutzgebiet sowie in der Gesamtanlage Ladenburg.

Es wurde ein Antrag auf Befreiung von den bauordnungsrechtlichen Festsetzungen des Bebauungsplans für den mit einem Gründach bedeckten Carport beantragt. Die Ausführung als Flachdach – anstelle eines im Bebauungsplan vorgesehenen geneigten Daches – vermeidet sowohl die Sichteinschränkung auf die Giebelfassade der Zehntscheuer als Dach auf die Südfassade des geplanten Doppelhauses.

Stadtrat Lutz (FDP) kritisierte, dass man schon eine Befreiung verabschieden sollte, bevor der Bebauungsplan überhaupt in Kraft trete.

Der Technische Ausschuss stimmte dem Antrag einstimmig zu.

Im nächsten Bauantrag ist die Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit Garagen in der Zehentstraße geplant. Es sollen sieben Wohnungen mit insgesamt rund 820 Quadratmetern Wohnfläche entstehen. Das Gebäude wird mit einem Satteldach bedeckt. Insgesamt belichten sechs Gauben das Dachgeschoss. Sieben Garagen werden im Erdgeschos untergebracht, die restlichen fünf Stellplätze entstehen auf dem Hof. Ein Kinderspielplatz ist für die nördliche Grundstücksseite vorgesehen.

Das Bauvorhaben liegt ebenfalls im Geltungsbereich des Bebauungsplans „Zehntstraße“, im Geltungsbereich Altstadtsatzung sowie im Grabungsschutzgebiet. Die jeweiligen Festsetzungen werden eingehalten.

Das Vorhaben ist mit dem Stadtbildpfleger, der Denkmalschutzbehörde und der Stadtverwaltung abgesprochen, alle Anregungen wurden berücksichtigt. Die notwendigen Stellplätze werden nachgewiesen.

Das Bauvorhaben enstpreche in vollem Umfang den Vorgaben und Vorstellungen der Verwaltung und des Stadtbildpflegers, „wir haben eine optimale Lösung gefunden“, erklärte Bürgermeister Ziegler. Das Gebäude von 2012 füge sich wunderbar in die Altstadt ein.

Auch Uwe Wagenfeld (CDU) lobte das Ergebnis, das „nach langem hin und her“ für das Mehrfamilienhaus gefunden wurde.

Der Technische Ausschuss stimmte dem Vorhaben einstimmig zu. Die Details, wie Balkon, Mauern, Farben etc., müssen noch abgestimmt werden.

Mit der Maßnahme, eine Aussichsplattform im Naturschutzgebiet zu errichten, war der Technische Ausschuss einverstanden.  Erfreulicherweise koste dass die Stadt kein Geld, da die Plattform vom der Werkstatt des Wasser- und Schifffahrtsamtes Heidelberg gebaut würde, so Ziegler.

Außer Bauhofleistungen haben wir keine Kosten.

Als letzter Punkt stand die Auftragsvergabe für die Türen zu Errichtung eines zweiten baulichen Rettungswegs am Carl-Benz-Gymnasium.

Den Zuschlag erhielt die Firma Heinen Innenausbau aus Ilsfeld. Mit rund 26.000 Euro legte sie das günstigste Angebot vor. Der Technische Ausschuss stimmte dem einstimmig zu.