Ladenburg/Rhein-Neckar, 03. Dezember 2014. (red/ld) Die Landesregierung strebt an, die Inklusion von Kindern mit Behinderungen an Schulen voranzutreiben. Dafür ist für das kommende Jahr eine Änderung des Schulgesetzes vorgesehen, die bereits im nächsten Schuljahr greifen soll. Sonderschulpädagogen stehen diesen Plänen kritisch gegenüber. Ebenso Eltern von Kindern mit Behinderung. Am Dienstag kamen diese mit dem Landtagsabgeordneten Hans-Ulrich Sckerl (Grüne) zu einer Diskussionsrunde im Ladenburger Domhof zusammen. Dazu hatte der Ladenburger Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen eingeladen. [Weiterlesen…]
Sckerl: „Noch weit von Inklusion entfernt“
Gemeindehaus soll auch Wohnstätte werden
Ladenburg, 26. November 2013. (red/pm) Die Evangelische Kirchengemeinde und die Johannes-Diakonie Mosbach haben mit dem Planungsprozess für den Neubau eines gemeinsam genutzten Gebäudes in der Nähe der Ladenburger Altstadt begonnen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur evangelischen Kirche soll ein Gemeindehaus mit einer Wohnstätte für 24 Menschen mit Behinderungen entstehen. Auch Räume für sogenannte tagesstrukturierende Maßnahmen sind angedacht. [Weiterlesen…]
Nele ist ein Kind wie alle anderen – nur gehörlos

Nele und Linn Schüßler besuchen dieselbe Grundschule in Heddesheim. Ohne ihre Implantate wäre Nele (links) aber taub.
Heddesheim/Weinheim/Rhein-Neckar, 16. Oktober 2013. (red/ld) Ihre Taubheit sieht man Ihr nicht an: Sie mag Musik, egal ob laut oder leise. Sie liebt Hip-Hop und Tanzen, Voltigieren und Karate. Nele ist von Geburt an gehörlos. Trotzdem geht die Siebenjährige auf dieselbe Schule wie ihre Schwester. Seit drei Jahren haben Eltern beeinträchtigter Kinder das Recht, ihre Kinder auf eine Regel- und nicht auf die Sonderschule zu schicken. Und das wird sehr gut angenommen – trotz vieler Hürden. [Weiterlesen…]
Landtagspräsident Guido Wolf zu Besuch im Rhein-Neckar-Kreis
Ladenburg/Eppelheim, 16. April 2013. (red/pm) Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) hat die Reihe seiner Kreisbesuche im Rhein-Neckar-Kreis gestern, fortgesetzt. Zuerst besuchte er die Wild Werke in Eppelheim. Dort traf Wolf sich auch mit Landrat Stefan Dallinger und Bürgermeister Dieter Mörlein. [Weiterlesen…]
Ländle mit neuer Homepädsch
Rhein-Neckar, 04. Februar 2013. (red/zef) Seit dem 01. Februar 2013 hat das Land Baden-Württemberg eine neue Online-Plattform. Die Homepage soll neue Maßstäbe setzen, damit „sich die Bürgerinnen und Bürger mit Politik auseinandersetzen“, sagt die Silke Krebs, Ministerin im Staatsministerium. Wir haben uns die Seite angeschaut: „Neue Maßstäbe“ gilt im Vergleich mit der alten Seite bestimmt, das Design ist frisch und modern – inhaltlich und konzeptionell kann die Seite aber durchaus noch zulegen. Immerhin: In den ersten drei Stunden nach dem Start am 1. Februar haben bereits 2.500 Menschen insgesamt 15.000 Seiten aufgerufen – und das innerhalb von drei Stunden.
Von Ziad-Emanuel Farag

Oben sind die fünf strukturierenden Elemtente zu sehen, darunter der anschauliche Slider mit aktuellen Artikeln. Quelle: www.baden-wuerttemberg.de
Sofort sticht der ansprechende Slider ins Auge. Dieser präsentiert aktuelle politische Themen anschaulich. Hier kommen nicht nur Artikel, sondern auch andere Medien wie Videos oder Fotostrecken zum Einsatz Aktuelle Beispiele wären: Ein Zeitstrahl darüber,was die grün-rote Landesregierung bisher geleistet hat, die Ganztagsschule oder die Bildungsgerechtigkeit. Man kann den Slider automatisch die Artikel abspielen lassen oder einfach bequem per Pfeil in der Mitte oder der Navigationsleiste unten wechseln.
Besonders brisant wirkt der „transparente Landeshaushalt“. Hier gibt es zwar viel Zahlenwerk: Das Regierungspräsidium Stuttgart erhält 8,4 Millionen Euro für Bundesautobahnen, während Kalrsruhe 4,4 Millionen Euro erhält . Viele Fragen bleiben hier aber völlig unbeantwortet: Wieviel Geld wird in welche Autobahnen investiert? Da stehen viele Zahlen – ohne weitere Informationen sind sie kaum zu nutzen. Da steht gar nichts! Bei den Hochschulen ist der Landeshaushalt auch sehr pauschal: Einzeln aufgeschlüsselt werden die aktuellen Zuwendungen für Baumaßnahmen. Über die Verteilung der restlichen 336 Millionen Euro erfährt man nichts. Bloß keine Verteilungskritik riskieren, scheint hier die Devise zu lauten. Der „transparente Landeshaushalt“ verspricht mehr als er hält. Die Bedienung ist zudem äußerst umständlich.
Die Seite unterteilt sich ingesamt in fünf Rubriken: “Unser Land”, “Regierung”, “BW gestalten” “Service” und “Beteiligungsportal”. Die ersten vier ermöglichen eine einfache Orientierung. Legt man den Cursor auf einer dieser Buttons, wird eine umfangreiche, aber übersichtliche Auflistung der Unterpunkte angezeigt. In der Rubrik „Regierung“ gelangt man schnell zu Vorstellungen der Regierungsmitglieder und ihrer Ministerien. „Unser Land“ bietet einen Überblick über alles Erdenkliche zu Baden-Württemberg. Geschichte, Geografie, Landesverfassung, ein Quiz zur Unterhaltung, Traditionen, hier ist alles dabei.
„BW gestalten“ erklärt, wie Baden-Württemberg künftig aussehen soll: „Erfolgreiches Baden-Württemberg“ (Wirtschaftspolitik), „Schlaues Baden-Württemberg“ (Bildungspolitik), „Nachhaltiges Baden-Württemberg (Energiepolitik)“, „Bürgernahes Baden-Württemberg (Bürgerbeteiligung und Integration)“ und „Gerechtes Baden-Württemberg (Gleichstellung, Inklusion, Gesundheitspolitik)“. Dies liest sich aber zunehmend fade, irgendwann hat man dann genug von Baden-Württemberg. Wenigstens fasst die Landesregierung hierbei ihre politischen Ziele unter wenigen, verständlichen Schlagworten zusammen. In der Rubrik „Service“ erhält der Leser viele Informationen, um Kontakt zu Ämtern aufzunehmen, sich einen Überblick über Publiktationen zu verschaffen oder einfach einen Ansprechpartner zu erhalten.

Die Detailansicht in den einzelnen Rubriken. Quelle: www.baden-wuerttemberg.de
Das „Beteiligungsportal“ schließlich soll künftig “Mehr Demokratie klicken” gewährleisten. Dem müssen jedoch außer bloßen Ankündigungen Taten folgen. Dafür gibt es bereits auf der Startseite einen Textkasten, in dem man schnell eine Frage an die Landesregierung eintippen kann. Wir haben diese Funktion mit einer Frage am Freitag selbst getestet. Bis heute, den 04. Februar 2013, 17:00 Uhr haben wir noch keine Antwort erhalten. Am, Dienstag, den 05. Februar, wurde sie um 14:43 beantwortet.
Wir erinnern uns: Baden-Württemberg soll gerecht werden. „Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft. Deshalb bauen wir Barrieren und Benachteiligungen ab.“ Nirgendwo geht das schneller und einfacher als online. Eine Seite, die möglichst alle mit Behinderungen leicht nutzen können, ist unverhandelbar: Nirgendwo gibt es so wenige Barrieren wie am eigenenen Rechner. Hier scheitert die neue Homepage aber: Einige Artikel können zwar vorgelesen werden. Dies geschieht jedoch so blechern, dass man dem nicht folgen kann. Wenn doch, würde man es nicht wollen. Mit den verbreiteten Lesegeräten für Blinden fällt es diesen also deutlich einfacher, sich zu informieren. Der Button dafür ist viel zu klein. Sehbehinderte dürften ihn nicht ausmachen können. Hier wäre es ratsam, die entsprechende Funktion in der Zeile der Überschrift zu platzieren anstatt neben der Unterüberschrift.

Die Vorlesefunktion ist in dieser Zeile nur schwer zu sehen. Quelle: www.baden-wuerttemberg.de
Der neue Maßstab muss also noch ordentlich Maß nehmen, um tatsächlich überzeugen zu können. Immerhin, ein Anfang ist gemacht und man darf gespannt sein, was noch folgt.
Feuerwehr: Jahreshauptübung am „schwierigen Objekt“
Guten Tag!
Ladenburg, 24. Juli 2010. Die Jahreshauptübung der Freiwilligen Feuerwehr galt einem der schwierigsten Objekte in der Stadt: Der neuen Martinsschule. Nicht die Brandbekämpfung ist hier die größte Herausforderung – es sind die vielen jungen Menschen, oft mehrfachbehindert, die meisten Rollstuhlfahrer, die im Ernstfall gerettet werden müssen.
Von Hardy Prothmann
Einsatzleiter Ralf Tiemann rückte mit einer Mannschaft aus 35 Feuerwehrfrauen und -männern an. Brandalarm. Schwelbrand in der Holzwerkstatt der Martinsschule.
Vor Ort verschafft er sich einen Überblick – Hausmeister Friedrich Dell begleitet ihn und gibt ihm alle relevanten Informationen. Informationen sind überlebensnotwendig. Wo ist wer und was? Es gibt 32 Klassenzimmer und 16 Aufenthaltsräume – es ist ein großes, weitläufiges Gebäude.

Voller Einsatz: Immobile Person wird gerettet. Bild: ladenburgblog.de/Robin Birr
Zwei Löschgruppenfahrzeuge und ein Tanklöschfahrzeug mit 2.500 Litern Wasser rücken an. Während die Schläuche ausgerollt und verbunden werden rücken Atemschutzgeräteträger vor. Bereits im Gang bewegen sie sich am Boden – stehend könnten sie im Qualm nichts sehen und wären orientierungslos.
„Unsere primäre Aufgabe ist die Menschenrettung.“ Josef Karlberger
In der Holzwerkstatt treffen sie auf mehrere SchülerInnen – gespielt von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr. Alle sind hilflos – können sich nicht alleine bewegen und in Sicherheit bringen. Die Feuerwehrleute stülpen den in Not Geratenen „Fluchthauben“ über – eine lebenssichernde Maßnahme. Von der anderen Seite arbeiten sich die Löschtrupps vor. Ein kraftvoller Ventilator kommt zum Einsatz, um den Qualm zu vertreiben.
Zu viert schaffen die Feuerwehrleute Mensch für Mensch aus dem Raum, manche im Rollstuhl, anderen müssen sie schleppen. Die Arbeit geht an die Belastungsgrenze – auf dem Boden robben die Feuerwehrfrauen und -männer und ziehen die SchülerInnen aus der Gefahrenzone. Draußen warten die Johanniter, um die Menschen sofort notärztlich zu versorgen.
190 behinderte Kinder befinden sich unter der Woche in der Martinsschule. Dazu 170 Bedienstete. 120 Kinder sind mehrfachbehindert, 150 sitzen im Rollstuhl.

Notärztliche Versorgung. Bild: ladenburgblog.de
„Unsere primäre Aufgabe ist hier die Menschenrettung“, erläutert Josef Karlberger, der stellvertretende Kommandant, den Einsatz: „Die Martinsschule ist durch die besondere Situation der Menschen für uns tatsächlich keine einfache Aufgabe, sondern ein schwieriger Einsatz.“
Für 35 der insgesamt 87 Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Ladenburg ist dieser Einsatz die diesjährige Jahreshauptübung. Erfahrene Feuerwehrkollegen arbeiten mit noch nicht so erfahrenen zusammen – im Ernstfall müssen alle funktionieren. Dann gibt es keine Diskussionen oder den ein oder anderen Hinweis, dann gibt es Kommandos, dann müssen die Handgriffe sitzen, dann gilt es, volle Leistung zu bringen und Leben zu retten.
Enorme Belastung.
Die Atemschutzgeräte zischen, der Inhalt der Flaschen wird kontrolliert – je nach Belastung geben diese für 20 bis 30 Minuten Sauerstoff. Die „volle Montur“ der feuersicheren Kleidung, Helm, Atemschutzgerät, sonstige Ausrüstung – selbst eine Übung ist schon eine immense körperliche Belastung. Im Ernstfall muss nicht nur der Körper mitmachen, sondern auch die Nerven.
Jede Übung macht Abläufe „selbstverständlicher“ – Routine braucht keiner. Routine ist eher gefährlich. Denn Routine gibt es nicht. Jeder Einsatz ist anders – die Feuerwehrleute müssen verstehen, was sie wann wie tun.
Rund eine halbe Stunde dauert die Jahreshauptübungin der Martinsschule. Feuerwehr-Chef Bürgermeister Rainer Ziegler beobachtet den Einsatz, rund 30 BürgerInnen, Bedienstete der Schule, Stadträte und natürlich Mitglieder der Unterkreiswehren aus benachbarten Orten. Auch sie lernen von ihren KameradInnen – zwar gibt es Standards bei Einsätzen, aber wie gesagt, jeder Einsatz ist anders und die praktische Erfahrung unersetzlich.
Alle Erfahrung, alle Ausrüstung ist nichts gegen die Kameradschaft – im Ernstfall müssen sich die Feuerwehrleute auf „Leben und Tod“ aufeinander verlassen können, auch ihr eigenes Leben dem Können der anderen anvertrauen. Nur im Team ist eine Feuerwehr wirklich „einsatzbereit“.
Diese Gemeinschaft wird traditionell nach der Jahreshauptübung in einer gemeinsamen Runde gefeiert. Kommandant Harald Lange begrüßt die Gäste und anderen Wehren wie auch Bürgermeister Rainer Ziegler, der den Anwesenden, auch Polizei und Johannitern dankt und den Einsatz lobt: „Im Ernstfall wird hier Menschen geholfen, die durch ihre besondere Lage am meisten auf unsere Hilfe angewiesen sind.“ Und er erinnert an seinen Vorgänger, Rolf Reble, der Ziegler ins Stammbuch zur alten Martinsschule geschrieben habe, „dass die baulichen Gegebenheiten zu gefährlich für alle sind, die sich dort aufhalten.“

Kameradschaft - Wehren, Polizei, Johanniter, nur gemeinsam ist Rettung möglich. Bild: ladenburgblog.de
Das ist Geschichte, der Neubau ist natürlich auch nach neuesten brandschutztechnischen Kriterien entwickelt worden, doch es gibt immer etwas zu verbessern: „Heute wurde klar, dass noch ein Orientierungssystem fehlt, das muss nachgebessert werden.“
„Unser Dank gilt ihrem besonderen Einsatz.“ Kurt Gredel
Axel Schuh, stellvertretender Kreisbrandmeister lobt den „sehr hohen Ausbildungsstand und den gelungenen Ablauf“ und informiert den Bürgermeister, dass es vor einigen Tagen eine Begehung im Vorfeld der Übung gegeben habe, bei der dieser Mangel schon entdeckt worden sei und dessen Abhilfe bereits in Arbeit sei.
Der Rektor Kurt Gredel sagt in seiner ihm eigenen herzlichen Art: „Ich möchte den Dank aller Kinder, der Eltern und der gesamten Schulgemeinschaft für diesen „Einsatz“ aussprechen. Wir haben besondere Kinder und Sie setzen sich dafür besonders ein. Dafür sind wir sehr dankbar.“
Im Herbst wird es wieder eine Übung geben – während des Schulbetriebs. Das wird eine große Herausforderung werden – für die Schülerinnen, das Personal und die Feuerwehr. Aber auch eine sehr sinnvolle.
Viel Freude mit unseren Fotos.
Alle Fotos: ladenburgblog.de/Robin Birr
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Dokumentation: Die Rede von Landrat Schütz zur Einweihung der Martinsschule
Guten Tag!
Ladenburg/Region Rhein-Neckar, 25. Februar 2010. Der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, Dr. Jürgen Schütz, hat zur Eröffnung der neuen Martinsschule eine umfangreiche Rede gehalten. Da die Rede wichtige Aussagen zur Schule trifft und die hohe Bedeutung dieser Einrichtung unterstreicht, dokumentier die Redaktion die Rede in voller Länge
Rede zur offiziellen Einweihung der Martinsschule von Dr. Jürgen Schütz
„Verehrte Gäste,
heute ist einer der schönsten Tage meiner bald zu Ende gehenden 24-jährigen Amtszeit als Landrat. Denn jetzt weihen wir gemeinsam die neue Martinsschule hier in Ladenburg ein. Beinahe zehn Jahre lang hat dieses Projekt eines Neubaues unserer regionalen Schule für körper- und mehrfach behinderte Kinder mich in meiner Arbeit begleitet, ja, hatte sogar oberste Priorität. Und nun, nach vielen Gesprächen, Verhandlungen, Vereinbarungen, nach einem Architektenwettbewerb, Spatenstich, Richtfest, nach knapp zwei Jahren Bauzeit, dem Umzug einer ganzen Schule an einen neuen Standort, ist es soweit. Das erfüllt mich mit großer Freude, ebenso wie Ihrer aller Anwesenheit, und geteilte Freude ist bekanntlich doppelt so fein…
Aus der großen Schar der Gäste, die, wie schon beim Ersten Spatenstich und beim Richtfest zum Beginn ganz gekonnt von der Schülerfirma mit Cocktails bewirtet wurden – herzlich Dank Euch allen ebenso wie den Mitgliedern der Schülerband „Crazy-Schülers“ und den kooperativ-integrativen Klassen 6 und 8, die diese Feierstunde musikalisch und mit Beiträgen umrahmen, – will ich einige wenige namentlich begrüßen.
Ich heiße Herrn Regierungspräsidenten Dr. Rudolf Kühner, der nachher als Vertreter der Landesregierung zu uns sprechen wird, herzlich willkommen. Mit ihm und seinem Haus standen wir oft im Kontakt, wenn es um Raumplanung und Zuschüsse für die neue Schule ging. Gerne wäre auch Kultusstaatssekretär Wacker gekommen, doch da heute die neue Landesregierung vereidigt wird, muss er in Stuttgart anwesend sein. Voll Dankbarkeit erinnere ich an dieser Stelle noch einmal an den Besuch (2004) der damaligen Kultusministerin Dr. Annette Schavan, die sich von unseren Vorstellungen überzeugen ließ und ebenso wie Ministerpräsident Günter Oettinger (2006) einen Neubau der Martinsschule und eine finanzielle Förderung (6,4 Millionen Euro) durch das Land unterstützt hat.
Ich habe die neue Martinsschule einmal als Bauwerk mit Symbolcharakter bezeichnet. Dabei erinnerte ich mich noch gut, was mein ehemaliger Chef im Innenministerium und spätere Bundespräsident Roman Herzog einmal gesagt hat: „Über die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidet die Gegenwart unserer Kinder“, waren seine Worte. Sicher war die alte Martinsschule noch gut in Schuss, doch sie wurde der ständig steigenden Zahl der schwerst mehrfach behinderten Kinder, die zudem oft Medizinische Behandlungspflege brauchen, nicht mehr gerecht. Deshalb ging es darum die Gegenwart zu verbessern, wofür sich alle kommunalen Partner dieser überregional bedeutenden Schule zu diesem Neubau am Ortsrand Ladenburgs entschlossen.
Herzlich begrüße ich meinen Kollegen Landrat Matthias Wilkes für den Kreis Bergstraße, der nachher ebenfalls zu uns sprechen wird, Erster Bürgermeister Christian Specht für die Stadt Mannheim sowie Herrn Brühl, den Leiter des Schulverwaltungsamtes für die Stadt Heidelberg. Lassen Sie mich Ihnen und den Vertretern Ihrer Gremien, die ich ebenfalls, wie unsere Kreisrätinnen und Kreisräte, herzlich willkommen heiße, auch an dieser Stelle noch einmal für die partnerschaftlich-kooperativen Beziehungen und die Finanzierung dieses 28,2 Millionen Euro-Projektes danken. Sie sind für die uns anvertrauten Kinder wirklich zukunftsweisend! Ein herzlicher Gruß gilt auch meinem Nachfolger, Stefan Dallinger, der heute ebenfalls mit dabei sein kann. Dieses Projekt ist abgeschlossen, aber er weiß, dass noch einige weitere, die es noch zu Ende zu bringen gilt, auf ihn warten-€¦
Ich glaube, auch für die Stadt Ladenburg ist heute ein großer Tag. Nicht nur, dass der Schulstadt ein weiterer Mosaikstein hinzugefügt wird, der eigentlich, auch diesen Begriff habe ich einmal verwendet, ein Edelstein ist. Denn mit ihrer anspruchsvollen Architektur und Umfeldgestaltung stellt die neue Martinsschule ein selbstbewusst-gelungenes städtebauliches Entree der alten Römerstadt dar. Bürgermeister Rainer Ziegler ist heute ebenfalls unter uns und wird ein Grußwort sprechen. Seien Sie und die Mitglieder des Stadtrates herzlich gegrüßt und bedankt für die Unterstützung der Stadt.
Wenn ich die Architektur anspreche, sind wir beim Architektenehepaar Maximilian Otto und Ursula Hüfftlein-Otto angelangt, die uns nachher ebenfalls einige Worte zu Ihrer Arbeit sagen werden. Ich begrüße Sie beide und Ihr Team des Stuttgarter Architektenbüros „OHO“ ganz herzlich und lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage: Es hätte uns kaum etwas Besseres als die Zusammenarbeit mit Ihnen passieren können. Vom Planentwurf über die Ausführung und die Arbeit mit den am Bau beteiligten Ingenieurbüros und Firmen – denen ich alle für ihre Arbeit danke – bis hin zur Einhaltung von Zeit- und Kostenplan waren Sie unserem Eigenbetrieb Bau und Vermögen, uns allen ein ausgezeichneter Partner. Für die rund 240 Kinder, die künftig hier zur Schule gehen, haben Sie beinahe eine kleine Stadt geschaffen, die durch die verwendeten Baumaterialien und die Einbindung in die Landschaft zwischen Ladenburg und Schriesheim sowie das ihr eigene Modulkonzept schon für viel Aufsehen gesorgt hat. Wäre die Schule bereits im September fertig gewesen, hätten der Kreis und Sie beim Auszeichnungsverfahren „Beispielhaftes Bauen Rhein-Neckar-Kreis – 1999 bis 2009“ der Architektenkammer Baden-Württemberg ganz gewiss einen Preis eingeheimst, so begeistert war die Jury.
Apropos Modulkonzept: Das ist für Versorgung der schwerst-pflegebedürftigen und schwerst mehrfach behinderten Kinder und Jugendlichen eine ausgezeichnete Sache. Vor allem, weil wir damit noch bessere pädagogische Förderung, therapeutische Maßnahmen, Betreuung und Versorgung ermöglichen. Denn die Nähe im Modul erreicht viel Positives, die Kommunikation im Team, der Einsatz technischer Hilfsmittel bei der Pflege und Betreuung wird erleichtert, die physische und psychische Belastung der Mitarbeiter reduziert. Das gibt mir Gelegenheit, mich bei allen, die sich hier vor Ort für die Kinder der Martinsschule engagieren, ganz herzlich Danke zu sagen, von der Schulleitung über Pflegekräfte und Betreuungspersonal bis hin zum Elternbeirat mit Anita Baro und dem Förderverein mit Jürgen Vosslo an der Spitze. Sie alle haben sehr aktiv an der Ideenfindung und Planung der neuen Schule mitgewirkt – gerne nennen will ich auch die extra eingerichtete Projektgruppe mit Ursula Grabbert, Ingrid Linsenmeyer-Wenz und Peter Hellriegel, die unseren Schulleiter Kurt Gredel und dessen Vorgänger Paul Hennze, sowie die Stellvertreterin Brigitte Spies-Bechtel unterstützt haben. Ein Dankeschön gilt zudem den Mitgliedern des Kollegiums, die die Ferien geopfert haben, um den Umzug in der vergangenen Woche zu realisieren. Schön, dass Sie alle da sind, ebenso wie Pflegekräfte und Betreuungspersonal, die ich gerne in meinen Dank mit einschließe. Ohne jetzt alle namentlich erwähnen zu können, will ich hier nicht vergessen den großen Kreis der Kooperationspartner und das bestehende Netzwerk der Martinsschule, in dem sich Schulverwaltung und Schulen, die Bundesagentur für Arbeit und viele mehr engagieren. Dazu zähle ich auch die Vertreter der Presse, die uns über die ganze Zeit so ausführlich zu diesem Thema begleitet haben! Überblickt man dies alles, könnte man beinahe sagen, ein Märchen ist wahr geworden, denn selten bringen sich so viele Menschen über eine so lange Zeit so beharrlich, mit Fantasie und so intensiv für eine Sache ein.
In Abwandlung eines Bibelwortes könnte man auch sagen: Sie alle suchen der Kinder Bestes, was mir Gelegenheit gibt, die Vertreter der Kirchen in Ladenburg herzlich zu grüßen. Die Schule trägt ja den Namen eines der berühmtesten Heiligen, und vielleicht hat jeder, der sich für unsere Kinder und Jugendlichen hier in der Schule engagiert, ein klein wenig von St. Martin. Heute wie damals braucht es den Martin, der hinschaut, der Not wahrnimmt und seinen Mantel teilt. Und heute ist das der Mantel der Güte und Nähe, der Mantel der Sorge und Anteilnahme, der Mantel tatkräftiger Hilfe.
Damals war es ein frierender Bettler im Schnee. Wie Martin ihm in seiner Not begegnet ist, daran erinnert die große Stahlskulptur, die der in Hördt/Pfalz lebende Künstler Andreas Helmling für den Verkehrskreisel vor der Schule geschaffen hat. Trotz ihrer Dimension (6 to schwer, Gesamthöhe 3,50 m) strahlt die scherenschnittartige Skulptur eine unglaubliche Leichtigkeit aus und wirkt äußerst lebendig. Ich freue mich sehr, dazu schon viel Positives von Menschen aus der Stadt vernommen zu haben. Die Plastik schlägt so den Bogen von der Verehrung des heiligen Martin, die in Ladenburg eine lange Tradition hat, zur Moderne und fordert, wie auch der Künstler sagt, zu Humanität auf.
Eine ganz andere künstlerisch gestaltete Skulptur aus Aluminium steht direkt im Eingangsbereich der neuen Schule. Geschaffen hat sie der Heidelberger Künstler Pieter Sohl, der auch die weitere künstlerische Ausgestaltung der Schule übernommen hat. Es war für ihn eine echte Herausforderung besonders für die Kinder zu arbeiten, hat er mir gestanden. Zudem musste es zu der wunderschönen Architektur passen und die einzelnen Bauelemente unterstützen. Auch wollte Pieter Sohl nicht nur kindergerecht gestalten, sondern für Lehrer, Betreuer und Besucher insgesamt ein Seherlebnis schaffen. Ich denke, das ist ihm gelungen. Sein besonderer Wunsch war es, die Fantasie der Kinder anzuregen und nicht, wie meist üblich, nur vor dem Eingang als gängige Kunst am Bau ein „Schmuckstück“ zu platzieren. Diese Begrüßungsskulptur gibt es, und eigentlich besteht sie aus dem Grundriss der Schule (und wäre vielleicht auch ein schönes „Schullogo“). Doch auch innen entdeckt man, gleich wo man steht oder geht, immer wieder einen fröhlichen Farbtupfer. Und die beweglichen Wände innen sollen besonders einladen, sich nach Lust und Laune ein Bild zu drehen – auch mit dem Hintergedanken einer pädagogischen Funktion.
Meine Damen und Herren, wie man es also dreht und wendet: Mit der neuen Martinsschule haben wir eine moderne, offene und freundliche Schule geschaffen. Wir haben geduldig daran gearbeitet, den behinderten Kindern eine bessere Chance auf einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Die investierten Gelder sind gut angelegt, die Schule wird im Laufe der Jahre noch weiter an Kontur gewinnen und jedem einzelnen Kind und jedem Jugendlichen hier einen optimalen Weg der Förderung bieten. Ich hoffe und wünsche, dass auch Sie – so wie ich – heute damit einen Augenblick der Dankbarkeit erleben und dass sich alle, die hier arbeiten, und besonders die Kinder, in der neuen Martinsschule wohlfühlen und das Lernen Freude macht.“
Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich um die schriftliche Fassung der Rede. Der mündliche Vortrag kann davon abweichen.
Einen schönen Tag wünscht
Das ladenburgblog
Fotostrecke: Die Einweihung der Martinsschule
Guten Tag!
Ladenburg/Region Rhein-Neckar, 25. Februar 2010. Die neue Martinsschule bietet zur Zeit 235 behinderten und schwerst-behinderten Kindern Ausbildung und Betreuung. Am 24. Februar wurde die Schule offiziell eingeweiht.

Spielecke: Die Martinsschule ist auf den ersten Blick eine Schule. Aber eine besondere. Bild: ladenburgblog
Gut 150 Gäste waren zur Einweihung der Martinsschule gekommen. Die Redaktion zeigt Fotos der Einweihung und Impressionen, wo und wie die Kinder dort unterrichtet und betreut werden.
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Einen schönen Tag wünscht
Das ladenburgblog
Hintergrund: Die neue Martinsschule
Guten Tag!
Ladenburg/Region Rhein-Neckar, 25. Februar 2010. Daten und Fakten zur heute eingeweihten Martinsschule in Ladenburg: 28,2 Millionen Euro hat der Schulbau gekostet. Unterrichtet werden aktuell 235 behinderte und schwerst-behinderte Kinder.
Der Rhein-Neckar-Kreis informiert in einer Presseinformation:

Zwei Freunde umarmen sich. Die Skulptur des Künstlers Pieter Sohl formt den Grundriß der Schule nach. Bild: lblog
„Die neue Martinsschule ist der Nachfolgebau für die bestehende Martinsschule, die momentan 235 Kinder aus Mannheim, Heidelberg, dem Rhein-Neckar-Kreis und dem Kreis Bergstraße unterrichtet und seit 1978 als regionale Gemeinschaftsaufgabe geführt wird.
Ein Neubau war notwendig geworden wegen der sich stetig vergrößernden Schülerzahl, der Zunahme des Behindertengrades, darunter viele Schwerst-Mehrfachbehinderungen, den geänderten, sonderpädagogischen Gegebenheiten und den höheren baurechtlichen Anforderungen, insbesondere Sicherheitsansprüche aus dem Brandschutz.
Mit 28,2 Millionen Euro ist der Schulneubau das größte Hochbauprojekt des federführenden Rhein-Neckar-Kreises. Die Finanzierung erfolgt durch die regionalen Partner, entsprechend der Schülerzahlen vom Oktober 2005.
So entfallen auf den Rhein-Neckar-Kreis (65 Kinder, 30,5 %, 6,649 Millionen Euro; Heidelberg, 13 Kinder, 6 %, 1,308 Millionen Euro, Mannheim (90 Kinder, 42 %, 9,156 Millionen Euro und Kreis Bergstraße (46 Kinder, 21,5 %, 4,687 Millionen Euro; das Land zahlt einen Zuschuss von 6,4 Millionen Euro).
Die neue Martinsschule hat rund 12.600 qm Fläche, einen umbauten Raum von 51.000 Quadratmeter und steht auf einem knapp 19.000 qm großen Baugrundstück.
Das gesamte Schulgebäude ist in die Bereiche Zentralfunktionen und Klassenmodule gegliedert.
Die Zentralfunktionen – Foyer, Versorgungs- und Speisebereich, Sporthalle und Schwimmhalle sind im Erdgeschoss des Gebäudes angeordnet.
Die 8 Klassenmodule mit Klassenräumen, Therapie- und Pflegebereichen sind um -½ Geschoss nach unten bzw. ein -½ Geschoss nach oben an den Zentralbereich angebunden. Die Erschließung erfolgt über Rampen und 2 Aufzüge.
Das zweigeschossige Schulgebäude bildet verschiedene Höfe aus, die sich in Lage, Funktion und Ausstattung unterscheiden. Um allen Klassen einen ebenerdigen Ausgang in die Freiräume zu ermöglichen, befinden sich die Höfe hinsichtlich der Höhenabwicklung auf drei unterschiedlichen Niveaus (Niveau Eingang, Werkhof, Gartenflächen zwischen den grünen Klassenzimmern, Zentraler Pausenhof, Niveau für die unteren Klassenmodulen wie Mauerhof, Schulgarten, Wellengarten und Niveau für grüne Klassenzimmer). Die Niveauunterschiede sind mit Stützmauern aus Drahtschotterkörben bewerkstelligt.
Die Schule hat drei Schwimmbecken: Therapiebecken mit Hubboden, Whirlpool, Bewegungsbecken.
Bei der „Klimatisierung“ – außer der Möglichkeit der Fensterbelüftung – kommt das Bauer-Optimierungs-System zum Einsatz. Das System wird durch die meteorologischen Wetterlagen inspiriert und arbeitet mit unterschiedlichen Luftdrücken. Ergänzend hierzu werden keine festen Luftwechselraten verwendet, die Räume erhalten je nach gemessener Luftqualität mit variablen Volumenströmen.“
Einen schönen Tag wünscht
Das ladenburgblog
„Zusammen sind wir eins“ – Einweihung der Martinsschule
Guten Tag!
Ladenburg/Region Rhein-Neckar, 25. Februar 2010. Der Schulbeginn war am Montag. Am Mittwoch, den 24. Februar 2010, wurde die Martinsschule in Ladenburg offiziell eingeweiht. In der Schule werden 235 behinderte und schwerst behinderte Kinder unterrichtet und betreut. Landrat Dr. Jürgen Schütz bezeichnete die neue Martinsschule als „Edelstein.“ Gut 150 Gäste waren zur Einweihung gekommen.
Von Sabine Prothmann
Die Kinder der Martinsschule haben bei der internen Einweihungsfeier vor zwei Tagen die Parole „Zusammen sind wir eins“ auf ein Plakat über ihren Alltag und ihr Leben in der Schule geschrieben. Kürzer und besser kann man kaum beschreiben, was die heutige Einweihungsfeier des Neubaus in der Hirschberger Allee 2 vermittelt hat.

Kinder führen den "Umzugszug" auf. Bild: ladenburgblog
Die Kinder, die Eltern und die Lehrer haben schon sehr früh erfahren, dass sie zusammenhalten müssen, um stark zu sein. Dass sie gemeinsam kämpfen müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Und dass sie sehr viel Hilfe brauchen, um sich eine Zukunft zu realisieren. Mühe-, aber hoffnungsvoll.
Die Martinsschule wurde 1978 schon einmal eröffnet. Doch die alte Schule ist im Laufe der Zeit zu klein geworden. Die Konzeption, die Planung und die Finanzierung haben viel Mühe und Zeit gekostet – sehr viele Menschen haben an diesem Projekt gearbeitet. Am Montag konnten 235 Schüler zusammen mit 105 Lehrern und 46 Kreisbediensteten in diesen wunderbaren Neubau einziehen. Die Mühe hat sich gelohnt.
Oberste Priorität.
Einer dieser Menschen ist der Landrat Dr. Jürgen Schütz. Und man glaubt ihm, wenn er in seiner Ansprache sagt: „Dies ist heute ist einer meiner schönsten Tage. Beinahe zehn Jahre lang hast dieses Projekt eines Neubaus unserer regionalen Schule für körper- und mehrfach behinderte Kinder mich in meiner Arbeit begleitet, ja, hatte sogar oberste Priorität.“
28,2 Millionen Euro hat das Projekt gekostet. Das ist viel Geld, aber es ist gut investiert.
Schütz bezeichnete die neue Martinsschule als ein Bauwerk mit Symbolcharakter und zitierte den Bundespräsidenten a. D. Roman Herzog: „Über die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidet die Gegenwart unserer Kinder.“

Landrat Dr. Jürgen Schütz: "Einer meiner schönsten Tage." Bild: lblog
Der Neubau war durch die ständig steigende Zahl der hier unterrichteten Kinder notwendig geworden. Diese benötigen oft eine medizinische Behandlungspflege.
„Edelstein“ in Ladenburg.
Mit ihrer anspruchsvolle Architektur und Umfeldgestaltung stelle die Martinsschule ein gelungenes städtebauliches Entrée zur alten Römerstadt dar – ein weiterer Mosaikstein der Schulstadt. „Ein Edelstein“, sagte Schütz. Die Einweihung sei damit auch ein großer Tag für die Stadt Ladenburg.
Das Architektenehepaar Maximilian Otto und Ursula Hüfftlein-Otto und ihr Team des Stuttgarter Architektenbüros „OHO“ haben beinahe eine kleine Stadt geschaffen, eingebunden in die Landschaft zwischen Ladenburg und Schriesheim.
Schütz hob das Modulkonzept des Neubaus besonders hervor. Dieses ermögliche mehr als nur eine Versorgung, bessere pädagogische Förderung sowie therapeutische Maßnahmen der schwerst mehrfach behinderten Kinder und Jugendlichen.
Enormer Einsatz.
Der Einsatz des Rektors Kurt Gredel, des Kollegiums, das seine Ferien für den Umzug opferte, das des Elternbeirats, des Fördervereins, der Pflegekräfte und des Betreuungspersonals so wie der Kooperationspartner und vieler anderer mehr hätten die Realisierung des Projekts erst ermöglicht.
„Ein Märchen ist wahr geworden, denn selten bringen sich so viele Menschen über eine so lange Zeit so beharrlich, mit Fantasie und so intensiv für eine Sache ein.“ Und: „Sie alle suchen der Kinder Bestes.“
Schütz erinnert auch an den Namenspatron der Schule, den Heiligen Martin. „Einer der hinschaut, der Not wahrnimmt und seinen Mantel teilt.“

Schulleiter Kurt Gredel (links) mit Bürgermeister Ziegler. Bild: lblog
Besonders lobte Schütz auch die Skulptur des Heidelberger Künstlers Pieter Sohl, die am Eingang steht: Zwei Freunde, deren Körper den Grundriss der Schule zeigen, umarmen sich.
Ort der Unterstützung.
Der Regierungspräsident Dr. Rudolf Kühner bezeichnete den Neubau der Martinsschule als Ort des Lebens, Ort der Beratung und Unterstützung. „Ja, sagen hier die Schüler, ja, sagen hier die Eltern, ja, sagen hier die Lehrer.“
Die Metropolregion und Baden-Württemberg könnten stolz sein auf diese Einrichtung, auf diesen Ort der Begegnung, des Miteinanders, des Lernens, des Förderns und Forderns, der zu einem Stück Heimat wurde.
„Die Finanzierung von sozialen Projekten ist ein Maßstab der Menschlichkeit und der Qualität einer Gesellschaft insgesamt“, sagte Landrat Matthias Wilkes als Vertreter der Kommunalen Partner für den Kreis Bergstraße.
Die staatlichen Vertreter seien oft weit entfernt, doch die Landes- und Kommunalpolitiker konnten und wollten beim Einsatz für behinderte Kinder nicht ausweichen. Wilkes ist so sozialisiert worden. Sein Vater war Lehrer für gehörlose Menschen.
Viel zu schultern.
„Es ist ein guter und großer Tag für unsere Stadt“, sagte Bürgermeister Rainer Ziegler in seiner Ansprache. Ladenburg sei gerne eine Schulstadt auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, doch „für die Martinsschule haben wir die Rolle des Schulträgers nicht, dafür bedarf es breiterer und stärkerer Schultern“.

"Lichtertanz" zur Einweihung. Bild: lblog
Aber, so betonte der Bürgermeister, Ladenburg sei von Herzen gerne Heimat für diese Schule: „Die Menschen in unserer Stadt freuen sich, wenn die Schüler unterwegs sind, teilnehmen und teilhaben.“
Die Lage des Neubaus sei angebunden an die Stadt und an die Natur, gelegen am Kandelbach und in der Nähe des Waldparks.
Es gab ein ehrgeiziges Ziel: Es sollten pädagogische und medizinische Voraussetzungen geschaffen werden, die sich baulich an die Stadt anschmiegen und in die Natur integrieren. „Das haben die Architekten mit diesem baulichen Ensemble überzeugend erreicht“, sagte Bürgermeister Ziegler: „Vor 32 Jahren war die Martinsschule ein Vorzeigeprojekt. Und dies ist auch jetzt wieder eindrucksvoll gelungen.“
Wie ein kleines Dorf.
Als eine Schule wie ein kleines Dorf zwischen Stadt und Landschaft beschrieb der Architekt Maximilian Otto bei der symbolischen Schlüsselübergabe an Landrat Dr. Schütz und den Sonderschulrektor Kurt Gredel seinen Neubau der Martinsschule.
Es gibt hier einen Bahnhof, einen Marktplatz, eine Cafeteria, Sporthalle und Schwimmbad, Häuser aus Backstein, aus Holz, eckig oder „kartoffelig“ rund, grau, blau, maigrün.
Es gibt Gassen, Plätze und selbständig „erfahrbare“ Wege. Spielräume innen wie außen, als Bühne für Begegnung und Kommunikation.
Besonders bedankte sich der Architekt dafür, „dass sie uns haben machen lassen“.
Beeindruckendes Miteinander.
Beeindruckender als die Architektur ist aber das Miteinander der Schüler, der Eltern und Lehrkräfte.

"Crazy Schülers" haben Spaß und rappen. Bild: lblog
Es ist beeindruckend, wenn die Schülerband „Crazy Schülers“ auftritt. Es ist berührend, wie die 6. Klasse ihren „Umzugszug“ darstellt. Es ist ergreifend, wie sich die 8. Klasse zum Lichtertanz bewegt und singt.
„Wir sind hier vier Schulen in einer“, sagt Peter Hellriegel, Leiter der Frühberatung: „Eine Grund-, eine Haupt-, eine Förderschule und eine Schule für Geistigbehinderte.“ Er und andere Lehrer führen die Gäste nach den Einweihungsreden durch das Schulgebäude.
Entdeckung der Langsamkeit.
Viele Menschen drängen durch die Flure, Rampen und Treppen. Dazwischen kommt man ins Stocken, wenn zum Beispiel eine gehbehinderte Schülerin die Treppen mühsam erklimmt. „Sich in einer Behinderten-Schule zu befinden, ist die Entdeckung der Langsamkeit“, sagt eine Mutter.
Dieses helle und freundliche Gebäude steckt voller Sonderanfertigungen und Sondereinrichtungen.
Ein Geländer kann nicht nur ein Geländer sein. Ein Schutz ist nötig, damit die Kinder sich nicht verletzen.
Ein Schwimmbad ist nicht einfach ein Schwimmbad. Es ist viel wärmer, 32-° Grad Celsius. Damit die behinderten Kinder nicht auskühlen, sondern ihre Körper und sich entspannen können. Es hat eine Transportschiene, damit auch Rollstuhlkinder in eines der drei Becken gehoben werden können.
125 Schüler sind Rollstuhlkinder.
Die vielen Details in diesem einzigartigen Gebäude sind teuer, aber sie tragen den Bedürfnissen der Kinder Rechnung.
Wie in der großen Turnhalle. Da gibt es Kletterwände für die, die viel können. Und Kletterebenen für die, die weniger können. Ein großes Trampolin für die, die hüpfen können. Aber auch für die, die nur gelagert werden und sich an den Schwingungen freuen.
Die Schülerschaft ist breit gefächert und so ist auch die Einrichtung. Hier muss auf jeden Einzelnen individuell eingegangen werden. Das geht gar nicht anders.
Und das tut man hier gemeinsam, denn „zusammen sind wir eins.“
Fotostrecke: Die Einweihung der Martinsschule
Hintergrund: Die neue Martinsschule
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