Sonntag, 24. September 2023

Drachenbootrennen 2011 – eine Bilanz


Der Turm, das Wasser, das Zeichen - "Spaß" hat mit Engagement, KreativitĂ€t und EinfĂŒhlungsvermögen zu tun. Diese drei Worte werden die Zukunft des Ladenburger Drachenbootrennens bestimmen.

Ladenburg/Rhein-Neckar, 12. Juli 2011. (red) Der große Publikumserfolg aus dem vergangenen Jahr blieb aus – zu widrig waren die WetterverhĂ€ltnisse beim diesjĂ€hrigen Drachenbootrennen. Trotzdem bleibt fĂŒr die Drachenbootabteilung des FV03 unterm Strich ein Erfolg ĂŒbrig. Das Event ist etabliert. Es gibt viele Sponsoren. Aber vielleicht ist genau das anders als frĂŒher und wird das Ereignis anders prĂ€gen, als viele aktuell denken.

Von Hardy Prothmann

FĂŒr uns fĂ€ngt das Drachenbootrennen im Jahr 2010 an. Seit Februar 2010 berichten wir aus Ladenburg – was davor war, haben wir nicht selbst erlebt.

Vergangenes Jahr war auch unserer Sicht ein tolles Ereignis. Das Wetter spielte (ĂŒberwiegend) mit, die Boote waren vom Ufer aus gut zu sehen, die Leute waren gut drauf. Alles sehr „chillig“. Auch, wenn es „natĂŒrlich“ Dikussionen um die Rennbedingungen gab.

Viele Diskussionen.

Die Diskussionen unter den Teams gehen um die Bahnen 1-3 und welche bevorteilt oder benachteilt ist. Wer wem „auf der Welle“ fĂ€hrt, ob das „erlaubt“ ist oder unfair und was sie Rennleitung damit zu tun hat. Es geht um die Zeiten und wer Favorit ist und wieso in diesem Jahr die Favoriten „Ladenburger SacktrĂ€gerschaft“ wieder nur „vierter“ wurde und der Vorjahreszweite „Falscher Dampfer“ nur achter und der Vorjahressieger „Havanna Boys“ nur fĂŒnfzehnter. Und wieso die Zeiten vom Sonntag fehlen und die Zeiten vom Samstag eine ganz andere Sprache sprechen als das Ergebnis.

Und es wird ĂŒber „Fun“ oder „Firma“ diskutiert, darĂŒber, ob große Sponsoren besser gestellt werden, als reine „Freizeitteams“. Die „Sport“-Klasse wurde zwar offiziell abgeschafft, aber gibt es sie dennoch?

Erstaunlich ist, dass die Vorlauf-Sieger auf Platz vier und acht abrutschen. Dem starken Team der „Dragon Lifters“ ist der Sieg aus Sicht der anderen gegönnt – von Platz fĂŒnf auf eins, das können sie nachvollziehen.

Fehlende Transparenz.

Aber „RNV-Bus-ters“ von Platz 13 auf Platz 2 und „Altstadtapachen 2“ von Platz 21 auf Platz 3? Da fangen viele an zu zweifeln, ob „hier noch alles mit rechten Dingen zu geht“.

Die Rennleitung schafft keine Transparenz. Bei den SonntagslĂ€ufen sind keine Zeiten veröffentlicht worden. Kann es wirklich sein, dass die „Apachen 2“ samstags mit 1:48,18 fast zehn Sekunden langsamer sind als die „SacktrĂ€ger“ mit 1:38,48 und dann tags drauf an ihnen vorbeipaddeln?

Eigentlich ist das nicht wirklich wichtig. Es ist doch ein „Fun“-Event. Der Spaß soll im Vordergrund stehen: „Aber so macht das keinen Spaß“, sagt uns jemand, der sich Ă€rgert.

Man kann das als „Sportler“-Debatte abtun. Die Drachenbootabteilung ist vermutlich aber gut beraten, wenn sie den „GerĂŒchten“ durch harte Fakten den „Drachenzahn“ zieht. Der Frust bei den ehrgeizigen Mannschaften ist zu spĂŒren.

DrĂŒcker-Moderation.

Und auch auf die GĂ€ste sollte man hören, wenn man sich denn dafĂŒr interessiert. Die „uner“minĂŒtlichen Meldungen des „DJ“, wer alles so als „Sponsor“ dabei ist, haben viele GĂ€ste genervt. Sie wollten gerne mehr ĂŒber den Sport und die Mannschaften wissen und nicht, „wem man alles danke“.

Menschen beobachten, reden, analysieren - bislang ist die Bilanz positiv.

Ganz sicher können sich die Zuschauer bei den Vereinsmitgliedern bedanken, die sehr emsig, teils aber auch gestresst im Einsatz waren. Der FV03 macht das besser als die LSV (Ballon-Festival). Die Versorgung wird ĂŒber Gastronomen abgewickelt statt ĂŒber „Grill- und Ausschank“-KrĂ€fte des Vereins mit einem ĂŒberkommenen „Bon“-System.

Man ĂŒberlĂ€sst also den Profis diesen Teil des Events, was zu weniger Wartezeiten fĂŒhrt und besserem Service. Die Preise sind nicht gĂŒnstig, aber meist vernĂŒnftig kalkuliert. Das kann man sich (noch) leisten.

„Vermeidbare Ärgernisse“?

Obwohl der Verein fĂŒr einen Toilettenwagen mehr gesorgt hat, reichte der nicht – das „Wildpinkeln“ war fĂŒr viele Anwohner erneut ein Ärgernis. Damit schafft man sich unnötig „Gegner“. Zwar gab es wegen der Musik am Freitag- und Samstagabend nur wenige Beschwerden, aber „verpisste Mauern“ und GĂ€rten werden fĂŒr Druck sorgen, wenn die „Druckentlastung“ nicht besser geregelt wird.

Die Drachenbootler wĂ€ren auch gut beraten, wenn sie dem Druck der „Sponsoren“ auf „Marathonmeldungen“ nicht nachgeben wĂŒrden. Viele GĂ€ste hat das „genervt“. Auch die Sponsoren wĂ€ren gut beraten, wenn sie das Event eine „Spaß“-Veranstaltung sein lassen wĂŒrden und nicht zur reinen „Sponsoren“-Show.

Riesenfreude bei den Flotten Bienen - Leistung und Spaß stimmen.

Ein kluges und einfĂŒhlsames Informationsmanagement ist hier gefragt – wenn sich die Moderation in Richtung „DrĂŒcker“-Werbung entwickelt, ist das sicher kontraproduktiv. FĂŒr das Event und fĂŒr den Verein. Schade, dass DJ Henninger nicht vor Ort war. Der Mann ist Profi, war aber „auswĂ€rts“ beschĂ€ftigt.

Trotz aller Diskussionen und „Ungereimtheiten“ – das Drachenbootfestival ist eine tolle Veranstaltung. Die Vereinsmitglieder können stolz darauf und vor allem auf sich sein, der BĂŒrgermeister Rainer Ziegler ist es (auch als aktiver Teilnehmer) sowieso, die Sieger haben sich gefreut und den meisten hat es „Spaß“ gemacht.

Trotz teils „miesem“ Wetter mit viel Wind am Samstag und viel Regen am Sonntag. Trotz einer Beach-Party, die zur Teenager-Party abzudriften droht – auch wenn, die Polizei insgesamt wenig „Vorkommnisse“ feststellen konnte. Der „Spirit“ der vergangenen Jahre war dieses Jahr nicht vorhanden.

Trotz vieler anderer Veranstaltungen hat sich das „Drachenbootrennen“ ganz gut geschlagen, wenn man auch weit entfernt von angeblichen 10.000+-Besucherzahlen frĂŒherer Zeiten weit entfernt war und mit der Zahl von rund 5.000 immer noch zufrieden sein kann.

Schnuller-Puller - ohne Diskussion klare Gewinner des KostĂŒmwettbewerbs. "Fun" statt "Firma".

Das Team des Anne-Frank-Kindergartens hat zum vierten Mal seit 2007 (so die Annalen, auf der Homepage der „Römer Drachen“ ist diese Information nicht zu finden) den KostĂŒmwettbewerb gewonnen. Aber nicht nur den – so viel Spaß und Freude wĂŒrde vielen Teams gut anstehen.

Im Gegensatz dazu sind die „Firmen-Teams“ (von denen es viele gibt), langweilig bis unnötig ernst.

Fun oder Vermarktung?

Wir haben das vergangenes Jahr schon „angemahnt“ und tun es wieder, auch wenn sich GeschĂ€ftsfĂŒhrer und Marketingverantwortliche vermutlich uneinsichtig zeigen und es nie verstehen werden: Ob man den ersten oder den letzten Platz erreicht, ist vollkommen egal. Der erste Platz gehört den Siegern der Herzen. Sich den zu erobern ist eine positive Leistung – Sponsoring, das nervt, verschwendetes Geld. Das Mannschaften natĂŒrlich auch gewinnen wollen, ist selbstverstĂ€ndlich, aber aus Sponsorsicht nur dann auch gut, wenn das Image positiv ist.

Aus unserer Sicht haben die Schnuller-Puller ohne jede „Zeit“-Diskussion, „Renn“-Debatten und sonstiges klar gewonnen. Sehr sympathisch waren „First Ladies“, die eine echte Konkurrenz waren.

Insgesamt waren die „Firmen“-unabhĂ€ngigen Teams lustiger und kreativer und die besseren Promoter dieses „Fun“-Spektakels, obwohl sie nicht minĂŒtlich als „Sponsoren“ durchgesagt wurden – was sie aber tatsĂ€chlich sind.

Das Ladenburger Drachenbootrennen wird in den kommenden Jahren einen schweren Weg gehen. Man muss sich entscheiden, ob auch „Fun“ drin ist, wo „Fun“ draufsteht – oder ob es um Marketing und Einnahmen geht.

Wer Fun sĂ€ht, sollte nicht Vermarktung ernten. Wer Vermarktung will, sollte klug ĂŒberlegen, wie der Fun als „Magnet“ und „Motivation“ erhalten bleibt.

Anmerkung der Redaktion:
Die Leserinnen und Leser des Rheinneckarblogs finden alle Fotostrecken beim „Ladenburgblog.de“ – es lohnt sich. Versprochen.

Die Siegerlisten gibt es hier: Homepage Römer Dragons