Donnerstag, 30. Juni 2022

Das Atelier 47 schließt

Siegmund Eibel liebt die Kunst - aber Menschen noch mehr.

Ladenburg, 03. Dezember 2011. Schade – das Atelier 47 schließt am 31. Dezember. Der Künstler Siegmund Eibel hat Rente beantragt und will es etwas langsamer angehen lassen.

Von Hardy Prothmann

Siegmund Eibel (60) wird Ladenburg fehlen und Ladenburg ihm. 1998 war er das erste Mal in Ladenburg, seit 2005 arbeitete Eibel als Künstler in der Stadt, erst in der Hauptstraße 47 und seit drei Jahren direkt am Marktplatz (Nummer 43)  im Atelier 47 – er hat die Hausnummer des ersten Standorts einfach mit “umgezogen”.

Ein offenes Atelier, ein offener Austausch mit Menschen – das war Eibel immer wichtig: “Ich mag es, mit de Mensche zu redde”, sagt der gebürtige Pfälzer, den man oft und gerne beim Schwätzchen mit anderen beobachten konnte. [Weiterlesen…]

Atelier 47: Zu schade, wenn es zu „intim“ bleibt


Guten Tag!

Ladenburg, 26. Mai 2011. (red) Gestern hat der Mannheimer Morgen über ein Konzert in Ladenburg berichtet: „Intime Atmosphäre inspiriert„. Das machen Zeitungen und andere Medien so – sie berichten über dies und das. Leider war uns ein Bericht zu „dies und das“ nicht möglich, denn wir unterliegen einem Bann. Das Ladenburgblog hat „Hausverbot“ im Atelier 47. Wieso, weshalb, warum? Die Gründe sind nicht genau bekannt. Oder doch?

Von Hardy Prothmann

Am 06. Oktober 2010 haben wir zum ersten Mal über das Atelier 47 berichtet (Berichte siehe am Schluss des Artikels unter „Diese Artikel könnten Sie auch interessieren“). Mit viel Wohlwollen. Ein Künstleratelier am Marktplatz von Ladenburg. Siegmund Eibel – ein Maler, „Phil Leicht“ – ein Foto-Impressionist . Beide zusammen wollen „Zimmer-Konzerte“ veranstalten. Das kennt man sonst in Deutschland nur aus Hamburg oder Berlin.

Einmal im Monat soll es ein „großes Konzert“ vor „kleinem Publikum“ geben. Keine Massenveranstaltung zu überhöhten Preisen also. Sondern eine bewusst verknappte Öffentlichkeit, eine „intime“ Atmosphäre. Besondere Veranstaltungen eben, wie man sie nicht immer erlebt. Auch Lesungen sollen geboten werden. Soweit uns bekannt, gab es bislang nur eine einzige, über die wir nicht berichtet haben.

Warum? Weil eine Hamburger Künstlerin zu viel kurpfälzische Sonne bei zuviel pfälzer Wein abbekommen hatte. Ein Bericht über die misslungene Lesung hätte nur „negativ“ ausfallen können. Wir haben Milde walten lassen, weil wir die Idee nicht beschädigen wollten (was wir nach wie vor nicht wollen).

Wir haben die ersten Konzerte mit viel Wohlwollen begleitet. Gut 30 Personen finden Platz bei diesen Konzerten – wenn man eng steht, könnten es auch 40 sein. Leider kamen fast nie mehr als ein Dutzend Gäste und häufig dieselben. Wieso es dem Veranstalter nicht gelingt, den Raum voll zu bekommen, ist ein Rätsel. Die Atmosphäre hat was, die Künstler sind klasse.

Aktuell berichtet der MM von „20 Gästen“ – bei Zahlenangaben dieser Zeitung sind wir immer sehr vorsichtig, denn meistens stimmen sie nicht. Sind mal hoch-, mal runtergerechnet. Die Rechnung kann so und so gehen: Nur Gäste. Oder auch plus Veranstalter, plus Darsteller, plus Familienangehörige. Wir gehen von unserer Erfahrung aus und wir haben bei Zahlenangaben immer „freundlich“ gerechnet – aus der Überzeugung heraus, dass man kleinen Projekten gerne Raum geben darf. Also anwesende Personen minus der Atelier-Künstler und der auftretenden Künstler.

Die Gäste können eine exklusive Vorstellung von tollen Künstlern genießen, für einen wahrhaft guten Preis von 14 Euro. Man sitzt zwar auf Biertischbänken, aber egal ob ganz vorne oder ganz „hinten“, man ist wirklich in der ersten Reihe.

Ganz besonders hat mich persönlich gefreut, die Veranstaltung mit dem Ditzner-Lömsch-Duo zu besuchen. Erwin Ditzner hat schließlich 2009 zusammen mit Laurent LeRoi und einem Bassisten mein Hochzeitsfest ganz hervorragend musikalisch begleitet – davon schwärmen noch heute alle Hochzeitsgäste. Abgesehen davon kenne ich den herausragenden Schlagzeuger schon seit gut 20 Jahren und seine immerglühende Leidenschaft und sein Humor sind außergewöhnlich.

Anfang Januar haben wir den Künstler Siegmund Eibel porträtiert – danach war es vorbei mit dem guten Verhältnis zum „Atelier 47“. Nicht zu Siegmund Eibel – aber zu Herrn „Phil Leicht“ – der im echten Leben Schmitt heißt.

Vielleicht oder sogar sehr wahrscheinlich hat Herr Schmitt uns das „persönlich“ genommen, dass wir nicht „ihn“, sondern den eigentlichen Inhaber des Ateliers porträtiert haben. Vielleicht war das der Grund. Vielleicht war es ein anderer.

Ganz plötzlich war es vorbei mit dem guten Kontakt.

Ganz plötzlich hat sich auch der Mannheimer Morgen für diese kleine Konzertreihe interessiert und berichtet „außer Konkurrenz“ – denn wir haben „Hausverbot“.

Herr Schmitt zeigt sich sehr glücklich, in der Zeitung erwähnt zu sein – obwohl er eigentlich ein „Künstler“ der Neuen Medien ist. Er experimentiert mit digitalen Fotos und verdient sein Geld in einem Steuerbüro.

Sein Konzept ist charmant – in künstlerischer Umgebung wird Musik geboten und nach den Konzerten soll es weiter mit „Impressionen“ gehen. Das Publikum ist danach zum Restaurantbesuch geladen. Seit Oktober allerdings schon in die dritte Lokalität – vielleicht wird das als Flexibilität angepriesen, tatsächlich könnte es aber auch mit Kommunikationsproblemen zusammenhängen.

Wie auch immer, was auch immer, warum auch immer. Die Konzertreihe im Atelier 47 ist eine klasse Idee.

Wir finden es sehr schade, per „Hausverbot“ ausgeladen zu sein und damit all unseren Leserinnen und Lesern keine unabhängige Berichterstattung anbieten zu können.

Wir haben Herrn Schmitt darauf hingewiesen, dass sein selbstgewählter Weg mindestens „steinig und hart“ sein kann. Selbstverständlich hat er als privater Veranstalter ein Hausrecht. Aber auch eine Pflicht gegenüber den engagierten Künstlern, die sich sicher gerne einem Publikum präsentieren. Und einem unabhängigen Journalismus.

Die Entscheidung von Herrn Schmitt, Öffentlichkeit per Hausrecht, also „Hausverbot“, aus vermutlich „persönlichen Gründen“ zu bannen, ist nicht nachvollziehbar – vor allem, wenn die Künstler mehr als eine „Kritik“ erhalten könnten. Und mehr als ein „abgesoffenes“ Bild ohne Aussage, einem dahingeschriebenen Text, an einem Tag, in einer Zeitungsausgabe.

Die Atmosphäre ist klasse im Atelier 47 und sicher tritt hier kein Künstler auf, um Geld zu verdienen. Hier kann in „intimer Atmosphäre“ geprobt werden, ausprobiert werden, versucht werden, der Kontakt zum Publikum gesucht werden. Das ist das Honorar für die Künstler – plus Fotos, plus eine verständige Berichterstattung, plus eine Verbreitung von Text und Bild über das Internet und Social Media – also Aufmerksamkeit.

Einer unserer Fotografen, wollte sehr, sehr gerne Thomas Siffling, einen Ausnahme-Trompeter, fotografieren. Ohne Auftrag von uns – weil der Fotograf aber für uns tätig ist, unterliegt er der „Sippenhaft“, wie Herr Schmitt per email mitteilte. Auch er hat Hausverbot – seit er für das Ladenburgblog tätig ist.

Herr Schmitt hat nicht nur vielleicht, sondern ganz klar entschieden, dass die Künstler, die im Atelier 47 auftreten, auf eine kritische Begleitung im Ladenburgblog verzichten müssen. Zu schade.

Offener Brief an Phil Leicht (Atelier 47): Sie sollten Ihr Verhalten dringend überdenken


Guten Tag!

Ladenburg, 06. April 2011 (red) Was wie ein verspäteter April-Scherz klingt, ist bittere Realität: Phil Leicht, einer der Künstler des „Atelier 47“ am Marktplatz hat heute einem unserer freien Mitarbeiter ein „Hausverbot“ ausgesprochen. Einfach so. Der Grund: Vor ein paar Tagen hatte der Fotograf zum ersten Mal für uns Bilder gemacht. Von einem Ereignis, dass nichts mit dem Atelier 47 zu tun hat. Aus Sicht von Phil Leicht ein schwerwiegender Fehler. Denn damit fällt unser Mitarbeiter unter „Sippenhaft“. „Unumstößlich“. Der „Bann“ kam per email auf Facebook.

Von Hardy Prothmann

"Phil Leicht" erteilt jedem Hausverbot, der mit dem Ladenburgblog zu tun hat: "unumstößlich".

Sehr geehrter Herr „Leicht“ (Anm. d. Red. „Phil Leicht“ ist ein „Künstlername“),

Sie haben heute Mittag um 12:13 Uhr einem unserer freien Mitarbeiter ein „Hausverbot“ erteilt.

Tatsächlich war Ihnen dieser Fotograf vor kurzem bei einer Veranstaltung noch sehr „willkommen“ und sie lobten die Qualität seiner Bilder. Die können wir bestätigen, deswegen sind wir froh, dass er ab und an auch für uns arbeitet.

„Unumstößliches Hausverbot“

Vor einigen Tagen hat er dies zum ersten Mal getan und kurz darauf erkundigen Sie sich bei ihm über Facebook, ob er „nun auch für das Ladenburgblog arbeitet?“ Der Fotograf bestätigt das, woraufhin Sie ihm schreiben:

„ups, dann hast du bei uns ja auch Hausverbot .o(
Herr Prothmann, seine Blogs und seine Mitarbeiter haben bei mir Hausverbot!
unumstößlich!

Warum schreiben wir Ihnen diesen offenen Brief? Am einfachsten wäre es, Sie und Ihr Verhalten zu ignorieren. Ab so „einfach“ ist das nicht – weil wir uns als Redaktion vor unsere freien Mitarbeiter stellen und diese schützen. Und weil die Öffentlichkeit über Ihr absurdes Verhalten informiert sein muss.

Auf den Hinweis zu einer Urheberrechtsverletztung folgt das Hausverbot. Klicken Sie auf das Bild für eine größere Darstellung.

Ihr Verhalten, Herr Phil Leicht, ist nicht akzeptabel. Es ist sogar mehr als das, es ist skandalös.

Selbstverständlich können Sie ein „Hausrecht“ ausüben – als Veranstalter von öffentlichen Konzerten wäre es aber selbst nach einer „negativen Berichterstattung“ nicht hinnehmbar, wenn deswegen Journalisten an einer weiteren Berichterstattung gehindert werden.

„Unumstößliche“ Missachtung der Presse- und Kunstfreiheit – von einem „Künstler“…

Wer Öffentlichkeit herstellt, sollte sich immer auch der Öffentlichkeit stellen können und wollen – vor allem der nach Artikel 5 grundgesetzlich garantierten Meinungs- und Pressefreiheit.

Diese gilt für alle Bürgerinnen und Bürger Deutschlands, aber insbesondere für kritische Journalisten und Künstler und ist einer der wertvollsten Artikel des Grundgesetzes als Reaktion auf die Nazi-Diktatur, die eine freie Meinung und deren Bildung mit allen Mitteln der Verfolgung bis hin zu Todesstrafen unterdrückt hat.

Insbesondere Menschen, die sich als „Künstler“ sehen oder Kunst vermarkten und eine Öffentlichkeit suchen, müssten also das vorrangigste Interesse haben, eine zensurfreie Berichterstattung immer vor jedes andere Interesse zu stellen. Sie, Herr Phil Leicht, tun exakt das Gegenteil.

Sie hatten mir und meiner Frau bereits am 30. Januar 2011 ein „Hausverbot“ ausgesprochen. Wir haben das bislang nicht thematisiert, aus Rücksicht auf den anderen Künstler im Atelier 47, Herrn Siegmund Eibel, der nichts mit Ihrem Verhalten zu tun hat.

Vorgeschichte

Was war passiert? Das ist schnell erzählt: In insgesamt acht Artikeln haben wir zwischen September 2010 und Januar 2011 über das „Atelier 47“ berichtet. Zwei Mal sind Sie persönlich nur namentlich erwähnt, es gab zwei Terminankündigungen, ein Porträt zum Start der Konzertreihe, zwei Konzertkritiken und ein Porträt über Siegmund Eibel.

Alle Artikel haben eine positive Aussage und Sie, Herr Phil Leicht, zeigten sich sehr bemüht um uns, denn schließlich hatte sich sonst kein Medium für Ihre Veranstaltung interessiert. Und selbst wenn die Berichte kritisch-negativ gewesen wären, wäre Ihr Verhalten nicht zu rechtfertigen.

Ganz im Gegenteil haben wir sehr zugewandt berichtet, weil uns bis heute das Konzept gut gefällt, Zimmerkonzerte in kleiner Gesellschaft zu veranstalten. Wir haben darauf verzichtet zu berichten, dass es Ihnen nicht ein Mal gelungen ist, 30 Gäste zusammen zu bekommen, obwohl durchaus bekannte Künstler aufgetreten sind.

Wir haben auch auf einen „Verriss“ über eine Lesung verzichtet, weil eine der Performance-Künstlerinnen aus Hamburg die Wirkung von Sonne und pfälzischem Wein überschätzt hatte und sturzbesoffenen eine katastrophale „Vorstellung“ ablieferte. Warum? Aus dem Wohlwollen heraus, dass jeder Anfang schwer ist. Und der Abwägung, ob ein negativer Bericht die insgesamt gute Idee unnötig beschädigt.

Den Schaden richten nun Sie selbst an. Vermutlich aus verletzter Eitelkeit oder kleinem Selbstbewusstsein oder einer Mischung aus beidem. Das kann fatal sein.

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Solche Fotos und eine Berichterstattung sind von "Phil Leicht" unerwünscht. Bild: ladenburgblog.de

Kurz nach dem von meiner Frau geschriebenen Porträt über Herrn Eibel, haben Sie Mitte Januar den Kontakt zu uns eingestellt und beispielsweise auf Facebook alle „Freundschaften“ zu unseren Blogseiten gekündigt. Ohne Nachricht, ohne Begründung. Wir können nur vermuten, dass Sie sich selbst als „zu wenig berücksichtigt“ empfunden haben, aber das ist reine Spekulation.

Sie nutzten aber weiterhin urheberrechtlich geschützte Fotos von uns (unter anderem eines, das den Bürgermeister Ziegler beim Besuch im Atelier zeigt), was wir aus Freundlichkeit geduldet haben. (Dokumentation auf Facebook – Sie brauchen dafür einen Facebook-Zugang.)

Wie wichtig ein Urheberrecht ist, müssten Sie als „Künstler“ eigentlich wissen. Wir haben Sie nach Ihrem unfreundlichen Verhalten darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Bilder zu entfernen haben.

„Sippenhaft

Daraufhin erhielten wir von Ihnen besagtes Hausverbot, das aber nicht nur mich und meine Frau als Journalisten betrifft, sondern offenbar eine Art „Sippenhaft“ darstellt.

Herr Phil Leicht – Ihr Verhalten ist leider nicht nur absurd, es ist jeder Kunst und jedem Künstler unwürdig. Unsere Leserinnen und Leser bilden sich selbst eine Meinung und entscheiden auf dieser Grundlage, ob sie einen Veranstalter mit Ihrer Haltung weiter durch den Besuch von Konzerten unterstützen wollen.

Bedauerliche Haltung

Wir nehmen an, dass einige die einzig richtige Konsequenz ziehen und dies solange nicht mehr tun, bis Sie diesen absurden „Bann“ mit einer entsprechenden Entschuldigung aufheben. Wäre die Bedeutung, Ihre mindestens zur Zeit vollständig undemokratische Haltung nicht so erschreckend, müsste man Ihr Verhalten als lächerlich empfinden.

Mit dem Wissen, was eine solche Haltung für fürchterliche Folgen schon hatte und überall auf der Welt in repressiven Systemen hat, vergeht einem aber das Lachen.

Wenn Sie einen lichten Moment haben sollten, werden Sie verstehen, was wir meinen. Und keine Sorge, wir haben in nächster Zeit nicht vor, über eine Ihrer Verstaltungen zu berichten. Auch wenn das aus Sicht der auftretenden Künstler sicherlich bedauerlich ist. Ebenso aus Sicht der interessierten Öffentlichkeit.

„Ich bin am Üben“ – der Künstler Siegmund Eibel im Porträt

Guten Tag! Ladenburg, 11. Januar 2011. Siegmund Eibel ist mitten in Ladenburg. Im Atelier 47 arbeitet er direkt am Marktplatz. Als Künstler. Oder als Geschichtenerzähler. Was irgendwie dasselbe ist. Doch es kommt aufs Detail an. Der Künstler Siegmund Eibel im Porträt. Von Sabine Prothmann Siegmund Eibel erzählt Geschichten. Geschichten von seinem Leben, seiner Kunst, von Zufällen und Begegnungen. Er erzählt von seinen Träumen und mysthischen Zusammenhängen. Seine Geschichten sind bunt wie seine Bilder. Sie sind chaotisch und wenig linear. Genauso wenig wie sein Lebenslauf.

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Siegmund Eibel im Atelier 47 am Ladenburger Marktplatz.

Eine Geschichte ist die seiner Geburt: Siegmund Eibel wurde am 01.11.1951 in einem alten Fachwerkhaus auf einem ehemaligen Klostergrund in Asselheim bei Grünstadt in der Pfalz geboren. Im Zeichen des Skorpions, unter dem Aszendenten Löwe, erzählt er. Dafür stehen die Elemente Wasser und Feuer oder die Farben Blau und Rot. Der 01. November ist Allerheiligen. Auch das ist für den Künstler ein Zeichen. Eine weitere Geschichte ist die, wie er Ladenburg entdeckte: Auf einer Fahrradtour fuhr er um 1997 zufällig durch Ladenburg.

Aus dem Traum von einer kleinen Altstadt in Südfrankreich wurde Ladenburg.

„Ich hatte einen Traum von einer kleinen Altstadt mit engen Gassen und ich dachte, sie liege in Südfrankreich.“ Dann kam er nach Ladenburg und fand, dies könne auch das Städtchen aus seinem Traum sein.

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Action: Siegmund Eibel bei der Arbeit.

Eigentlich habe er ins Rheinland ziehen wollen. „Denn hier in der Gegend sind alle ein wenig stur, das ist bei den Rheinländern anders“. Bei einem seiner nächsten Besuche entdeckte er in Ladenburg ein kleines Atelier mit der Hausnummer 47. Für ihn eine magische Zahl. Denn deren Quersumme ergibt seinen Geburtsmonat. Der Künstler im Atelier war ein Kölner. Das Bild vom Traum passte, die Zahl passte und „wenn ein Kölner schon herkommt, dann brauche ich nicht nach Köln zu gehen“, erzählt Eibel. Und lacht. Oder schmunzelt eher. Grient in sich rein und sucht doch gleichzeitig den Blick, um das Mysthische im anderen zu entdecken.

„Ich habe etwas in mir.“ Siegmund Eibel

Ab seinem 5. Lebensjahr wuchs Siegmund Eibel in Frankenthal auf. Sein Vater hatte im Krieg ein Bein verloren. Über den VDK konnte sich die Familie in Frankenthal ein Haus leisten. Nach seiner Schulzeit machte er eine Ausbildung zum Elektriker. „Doch in meinem Innersten spürte ich, ich habe etwas in mir. Da schlummert etwas. Ich habe nach meinen Wurzeln gesucht.“ Schon in den frühen 70er Jahren hatte er einen Freund, einen Grafiker, den er für seine Bilder bewunderte. „Ich habe mir Ölpastellkreiden und Hartfaserplatten gekauft und angefangen zu malen, rauszuschaben und zu kratzen. Körper, Augen mit surrealistischem Anklang. „Mein Freund hat mich für meine Bilder so gelobt.“ Gemeinsam sind sie 1978 zusammen nach Marokko gefahren und haben die Farben der Landschaft, des Himmels und der Wüste gemalt. Danach fuhren sie nach Südfrankreich. Nach der Rückkehr lebte Siegfried Eibel in einer WG in Dirnstein. Er restaurierte Fahrräder, Möbel und Häuser.

Beginn der Übungen für einen Begabten.

Eines Tages sah er in dem Stadtmagazin „KetchUp“ ein Bild von der Freien Kunstschule Rhein-Neckar in Mannheim, heute Freie Akademie der Künste, und wusste: „Da will ich hin.“ „Ich nahm mein Fahrrad und fuhr von Grünstadt nach Mannheim, sagte: „Hier bin ich. Hier möchte ich anfangen zu studieren.“ Wenn Siegmund Eibel das erzählt, dann sagt er das und dann guckt er. Und dann weiß man, dass sie so war, diese Geschichte. Man überreichte ihm die Unterlagen und er konnte an einer Begabtenprüfung teilnehmen. Ein Semester lang besuchte er an der Kunstschule Kurse in verschiedenen Bereichen, wie Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Grafik. „Die anschließende Prüfung habe ich mit Bravour bestanden.“ Siegmund Eibel grinst. „Bravour“. Was für ein Wort. Siegmund Eibel grinst weiter. Denn Bravour ist eine Auszeichnung. Das Leben was anderes.

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Siegmund Eibel: Künstler. Geschichtenerzähler. Pfälzer. Stipendiat. Südfranzose in Ladenburg. Am Marktplatz. Im Atelier 47. Bescheiden und mit Humor. „Am Üben.“

Zunächst wurde das Studium vom Arbeitsamt – Eibel war zu dieser Zeit arbeitslos gemeldet – nicht anerkannt. Daraufhin klagte er und gewann und zunächst wurde auch das Schulgeld bezahlt. Er begann 1986 mit seinem Kunststudium. Ein Jahr vor seinem Abschluss wurde die staatliche Unterstützung in Folge eines Umzugs gestrichen. Er wohnte weiterhin in der Pfalz und hielt sich mit Renovierungsarbeiten über Wasser und besuchte nur noch einmal die Woche die Malerei-Kurse an der Kunstschule.

Stipendiat und wunderbare Geschichte.

„Da sprach mich die Rektorin der Akademie an, ob ich mich nicht um ein Stipendium des Lions Clubs bewerben wollte.“ Das Rektorat unterstützte ihn bei seiner Bewerbung und Eibel gewann ein Stipendium über zwei Semester und konnte so sein Studium 1991 abschließen. So endete die wunderbare Geschichte seines Kunststudiums. Nach seinem Abschluss arbeitete er mehrere Jahre im Messebau bis die fürchterlichen Schmerzen im Rücken und Gesäß begannen. Er stellte fest, dass er bei seiner Geburt zunächst Klumpfüsse gehabt hatte, die korrigiert wurden. Damit erklärte er sich seine körperlichen Probleme. „Ich war vier Jahre krank geschrieben und hatte Schmerzen. Die vom Arbeitsamt dachten, ich sei ein Faulenzer.“ Das war auch die Zeit, als Eibel begann, mit dem Fahrrad immer wieder nach Ladenburg zu fahren.

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Siegmund Eibel im Atelier 47 beim Konzert mit Silke Hauk.

Doch zunächst findet er eine Arbeit in einem Antiquitätengeschäft in Viernheim, das dafür Unterstützung vom Arbeitsamt erhält. „Ich habe dort drei Jahre gearbeitet und hatte einen guten Chef, das hat mich seelisch geheilt.“ Er fing mit einer Aktzeichengruppe an zu malen und sein Chef bot ihm in seinem Laden die Möglichkeit für eine Ausstellung an.

Stationen bis Ladenburg.

Eibel malte weiter. Die ersten informellen Bilder entstanden. Es folgten mehrere Ausstellungen und er konnte seine Bilder gut verkaufen. Doch das Antiquitätengeschäft lief schlecht und sein Chef konnte ihn nicht mehr bezahlen. Nach einem halben Jahr, indem er noch umsonst weitergearbeitet hatte, hörte er dort auf. Das ist der Zeitpunkt für seine Geschichte in Ladenburg. Nach der Bekanntschaft mit dem Kölner Künstler in dem Atelier in der Hauptstraße 47 steigt er dort ein. Der Kölner lässt ihn bald in dem Atelier allein zurück. Es ist schwierig die Miete zu zahlen und es gibt immer wieder Probleme mit dem Vermieter. Die Ladentür lässt sich nicht mit einem Schlüssel aufsperren, sondern kann nur per Lichtschranke geöffnet werden. Immer wieder muss die Tür repariert werden. Siegmund Eibel träumt von einem Atelier, das er einfach mit einem Schlüssel aufsperren kann. Da entdeckt er, dass ein Laden zwei Häuser weiter leer steht. Er spricht immer wieder Leute darauf an und irgendwann nimmt sein Traum Gestalt an, er trifft auf den Vermieter und kann den Laden übernehmen. Er zieht mit seinem Atelier aus der Hausnummer 47 aus, aber der Name bleibt. Doch die Mietkosten kann er nicht alleine tragen. Andere Künstler steigen mit ein, sie kopieren ihn, es gibt Probleme, sie gehen wieder. Doch irgendwann steht Phil Leicht vor der Tür und sagt, „ich mach hier mit“.

„Ich mach hier mit.“ Phil Leicht

Siegmund Eibel ist skeptisch, er hat schon zu viele kommen und gehen sehen. Doch Phil Leicht steigt ein, vor etwa 2 Jahren. Dann passiert lange nichts. Es dauert fast ein Jahr bis er seine ersten Bilder bringt und sagt: „Das hab-€™ ich vor“. Die Idee des Atelier 47 beginnt Gestalt anzunehmen. Ein Ort der künstlerischen Begegnung entsteht, die Begegnung zweier unterschiedlicher Künstler und Kunstrichtungen, die Begegnung von Bildnerischer Kunst und Musik. Siegmund Eibel erzählt auch die Geschichte seiner Kunst. Er ist Maler. Im Lauf der Zeit hat sich sein Kunststil verändert. „Zu Beginn meines Studiums habe ich mich dem Gegenständlichen zugewendet, dem Abbild der Realität. Doch ich im Laufe meines Studiums begreife ich, Kunst hat nichts mit dem genauen Abbild zu tun, dafür gibt es die Fotografie.“

Rot. Blau. Mythos. Eibel.

Den Kunststil, dem der Besucher in den Bildern von Eibel begegnet, bezeichnet der Künstler Eibel selbst als „informell“. Man könne ihn auch abstrakt nennen oder auch als „story painting“ bezeichnen. Es dominieren die Farben Rot und Blau – für Feuer und Wasser, für Löwe und Skorpion. „Mit dem Alter nimmt der Einfluss des Aszendenten immer mehr Raum ein. Bei mir ist es das Feuerzeichen Löwe und somit dominiert immer mehr die Farbe Rot in meinen Bildern“, erklärt Eibel.

„Die 47 ist mein Markenzeichen.“

In den abstrakten Bildern sind immer wieder Körper und Köpfe und Landschaften zu erahnen und immer wieder die Zahl 47: „Das ist mein Markenzeichen.“ Eibel malt mit Acryl, mit Ölpastellen, mit Rostemulsionen und Glasmalfarben. Er übermalt, schabt und kratzt. Er lässt Fragmente stehen und ergänzt, ändert ab, fügt hinzu. In vielen seiner Bilder meint man, es öffne sich ein Fenster. Ist es der Blick von Innen nach Außen oder umgekehrt.

Porträt. Ideen. Übung.

Als neue Herausforderung stellt sich ihm jetzt die Portraitmalerei. Nicht das Abmalen eines Bildes, sondern das Zeichnen eines Menschen, der sich bewegt, der sich und seine Person in das Bild mit ein bringt, stellt sich ihm hierbei in den Vordergrund. Eibel erinnert sich an eine Begegnung vor Jahren mit drei Pariser Malern. Einer von ihnen malte Portraits. Die Idee, nur einen Block und einen Stift zu brauchen und überall unterwegs, in Restaurants, auf der Straße, malen zu können, gefällt ihm. Wie lange braucht man für ein Portrait? Wie viel kann man an einem Tag, in einer Woche, in einem Monat malen? Was kann man dafür verlangen, was kann man daran verdienen? Er überschlägt und freut sich über die Summe, die sich ergeben könnte. Selbst, wenn die Leute nur das geben, was sie wollen, könnte das eine Einnahmequelle sein. Kunst ist immer auch eine Kalkulation. Was man sich leisten kann und will, als Künstler und als Käufer. „Ich bin am Üben“, sagt Eibel. Die Besucher beim letzten Konzert im Atelier 47 konnten ihn schon erleben, wie er während einer Aufführung die Zuschauer und Musiker gezeichnet hat. Die meisten seiner Bilder entstehen kurz vorm Einschlafen in seinem Kopf. Als Idee, als Traum, als Mythos. Sie verkaufen sich gut. Weil Siegmund Eibel Geschichten erzählt. Siegmund Eibel bei der Arbeit. Viel Freude mit den Fotos: [nggallery id=159]

Inge May aus Heddesheim ersteigert Weihnachtsbaum für 70 Euro


Guten Tag!

Ladenburg, 19. Dezember 2010. Bei der heutigen Versteigerung der Weihnachtsbäume auf dem Weihnachtsmarkt wurde ein echtes Bieterfinale geboten. Inge May aus Heddesheim wollte unbedingt einen Weihnachtsbaum ersteigern und tat das auch: für 70 Euro.

Das freut den Bund der Selbstständigen und vor allem die Kindergärten, die die Bäume geschmückt hatten. Zu Preisen von 15 Euro aufwärts wurden die Bäume versteigert.

Beim letzten Baum wurde es richtig spannend. Moderator Peter Henniger machte Späßle mit den Weihnachtsmarktbesuchern, als der Preis von zwei Frauen hochgetrieben wurde.

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Zuvor war ein Baum auch mal „nicht weggegangen“ und der Höchstpreis waren 35 Euro. Dafür hatte hatte Phil Leicht vom „Atelier 47“ den Zuschlag erhalten.

Die „35 Euro“ hatten die beiden Frauen schnell hinter sich gebracht und dann ging es mal in „Ein-Euro“-Schritten, mal gleich mit „Fünf-Euro“-Schritten nach oben.

Bei 70 Euro war dann Schluss und Inge May hatte ihren Weihnachtsbaum ersteigert: „Ich wollte den einfach haben.“

Voraussichtlich im Januar werden die Erlöse an die Kindergärten überreicht.

Viel Freude mit den Fotos.

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Einen schönen Tag wünscht
Das ladenburgblog

Atelier 47: Silke Hauck bezaubert

Guten Tag!

Ladenburg, 10. Dezember 2010. Musiker ganz nah zu erleben – das gibt es bei „Hauskonzerten“ in Hamburg oder Berlin – und seit ein paar Monaten auch in Ladenburg. Im Atelier 47 treten Musiker vor kleinem Publikum auf. Gestern Abend war es die Mannheimer Künstlerin Silke Hauck, begleitet vom Pianisten Michael Quast.

Von Sabine Prothmann

Das Atelier 47 ist nicht viel größer als ein mittleres Wohnzimmer. Auf der einen Wand hängen die Bilder des Künstlers Sigmund Eibel, auf der anderen die von Phil Leicht. Ein schwerer roter Samtvorhang wirkt als Bühnenhintergrund für die Musiker. Im Raum stehen mit schwarzen Hussen überzogene Bierbänke. Darauf sind immer kleine „Präsente“ verteilt. Heute Nikoläuse und Schokolade, es darf ruhig ein bisschen „weihnachten“. Die Atmosphäre ist entspannt, so, als würde man sich bei Freunden treffen.

Exklusiver kann man einen Abend mit Künstlern nicht verbringen.

Dann steht Silke Hauck im Raum.

Silke Hauck - zierliche Frau mit großer Stimme

Silke Hauck ist klein und zierlich und weiblich. Sie begrüßt und beginnt zu singen: Ihre Stimme ist rauchig und jazzig und soulig.

Die Sängerin gewinnt sofort mit ihrer Ausstrahlung und ihrer Stimme die knapp 20 Zuschauer im Atelier 47.

Sie singt weihnachtliche Jazz-Standards, aber auch „Route 66“, „Valerie“ von Amy Winehouse und so wundervolle Stücke wie „Halleluja“ von Leonard Cohen (besser bekannt in einer Version von Jeff Buckley oder auch als „Shrek Song„).

Es geht unter die Haut, als sie als Hommage an John Lennons 30. Todestag „Imagine“ sehr gefühlvoll interpretiert und man ihr anmerkt, dass sie nicht einfach nur singt, sondern eine enge Beziehung hat.

Hautnah

Das kleine Atelier ermöglicht den Zuschauern die Künstlerin ganz nah zu erleben und umgekehrt. Wenn sie sagt: „Hey, eigentlich brauchen wir ein Schlagzeug für das nächste Stück, das haben wir aber nicht dabei, also müsst ihr uns unterstützen“, macht das Publikum gerne mit. Wenn sie die Zuschauer animiert Tonfolgen zu singen, müssen sich auch die Zuschauer trauen, mitzumachen. Silke Hauck animiert so sympathisch, das einige auch bei anderen Liedern mitsingen. Einfach so.

Während des Konzerts zeichnet der Künstler Siegmund Eibel Portrait-Skizzen der Gäste. Denn man ist ja in einem Atelier und da wird Kunst gemacht, die musikalische und die bildnerische.

Mit dem Konzert von Silke Hauck hat das Atelier 47 einen neuen Standard gesetzt, man darf auf die nächsten „Hauskonzerte“ gespannt sein.

Auch „Up and Down“ stand auf dem Programm.

Internet:
Homepage von Silke Hauck

Viel Freude mit den Fotos!

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Schwoinemäßiger Start im Atelier 47 mit Ditzner und Lömsch

Guten Tag!

Ladenburg, 17. Oktober 2010. „Große Konzerte vor kleinem Publikum“ nennt das Atelier 47 seine Konzertreihe – mit dem Ditzner Lömsch Duo ist der Start am 15. Oktober 2010 mehr als gelungen. Gut zwanzig Gäste waren gekommen – dreißig passen vielleicht rein in dieses kleine Atelier. Heißt – zehn Personen haben gefehlt und ein musikalisches Bild verpasst, das nur für diesen Abend ausgestellt worden ist.

Von Hardy Prothmann

Ich habe jetzt fünf Mal das Album „Schwoine“ auf CD gehört – zusammen mit dem Konzert von Erwin Ditzner (Schlagzeug) und Lömsch Lehmann (Saxophon, Klarinette) im Atelier 47 also sechs Mal.

Lömsch Lehmann hatte mir nach dem Konzert empfohlen, zur CD eine gute Flasche Wein aufzumachen, „dann kummschd gut druff, glaab mers“, meinte der Speyerer Musiker. Das habe ich gemacht – beim ersten Mal. Die restlichen Male habe ich auf den Wein verzichtet und nur die CD genossen – ich komme auch ohne Wein mit diesen Aufnahmen gut drauf.

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Lömsch und Ditzner eröffnen Konzertreihe im Atelier 47.

Musikkritiken zu schreiben ist schwer, weil man Musik nicht argumentieren kann. Sie gefällt einem oder eben nicht. Das gilt ganz sicher auch für das, was Ditzner und Lömsch im Atelier 47 aufgeführt haben. Nebenbei hören kann man das nicht.

Nach Erwin Ditzners Schlagzeug könnte man Schweizer Uhren stellen – so präsize, so gerade, so erbarmungslos genau spielt dieser Mann. Und dazwischen zieht er einen in den Bann mit vielen kleinen Spielereien. Herausragende Schlagzeuger sind feinsinnige Geschichtenerzähler. Erwin Ditzner ist so einer. Immer konzentriert, immer auf den Punkt, auch wenn er die Schläge verteilen kann, wo und wie er will. Die „Eins“ ist immer überall. Das macht sein Spiel so faszinierend. Wenn er zwischen den Stücken ins Publikum lächelt, dann ist er einfach ein netter Mensch.

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Erwin Ditzner bearbeitet die Schweine.

Lömsch Lehmann erscheint dagegen wie ein Klotz. Mit riesigen Händen, ein fleischiger Typ mit einer wirren Mähne. Er flegelt sich auf den Stuhl und wenn er seine Instrumente in die Hand nimmt, dann hat man fast Angst, dass ihnen was passieren könnte.

Und das tut es auch. Lömsch passiert mit seinem Spiel Musikgeschichte.

Lömsch spielt über die ganze Breite des Instruments. Er beatmet sein Instrument. Er schmust es, er lässt ihm Luft, er quetscht es aus und sich, so als gäbe es einen letzten Ton. Und Ditzner taktet und treibt voran, lässt Lömsch machen, um dann wieder seine Akzente zu setzen.

Die beiden präsentieren ihre Version von Jimi Hendrix „Up from the skies“ und Lömsch hat das, was sich viele Musiker wünschen: Er kopiert niemanden, sondern hat seinen ganz eigenen Sound. Der ist teils so wuselig wie seine Korkenzieherlocken, und wenn er gerade richtig globig wird, ist er im nächsten Moment so zart, wie man es einem massigen Kerl wie ihm nie zutrauen würde.

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Lömsch Lehmann beatmet sein Instrument.

Das schwierigste Stück ist sicherlich „Disznó“ – verstörrend und faszinierend wie ein Buch von Stephen King – mit einem unerwarteten Ende. „Schwoine“ ist, das muss man klar sagen, eine absolute Headbanger-Nummer. Lömsch phrasiert dazwischen, aber eigentlich geht es um einen Ton und Ditzner treibt ihn.

Das Stück, mit dem man das Konzert, die CD, die Idee und das Gefühl am besten beschreiben kann, ist für mich eindeutig „Ghosts“ von Albert Ayler. Der Jazz-Musiker bekannte sich gnadenlos zu Volks- und Marschmusik, Kinderliedern, zu eingängigen Melodien, die jeder nachsingen kann. Was Ayler daraus machte, war seins, „„geisterhafte Interpretationen“„.

Viele der Stücke, die Ditzner/Lömsch spielen haben ganz eingängige, einfache Phrasen: „In-A-GADDA-DA-VIDA“ ist sicherlich das lustigste Stück. Eigentlich ein Rocksong, der dank grunsender Schweine voll eingängig ist, was Lömsch mit Röhren, Tuten und klarem Sound zum Märchen macht. Nebenbei lehrt die Bassdrum von Ditzner jeder Techno-Maschine das Fürchten.

Eigentlich müsste man erwarten, dass Musiker, die Plastikschweine bearbeiten, das irgendwie selbstironisch meinen. Und das tun sie auch – ganz „ernst“.

Das Stück von den Iron Butterfly stammt aus dem Jahre 1968. Ayler nahm sich 1970 im Alter von 34 Jahren wahrscheinlich wegen Drogenproblemen das Leben. Ditzner und Lömsch setzen einen Link in die Vergangenheit und wecken deren alten Geister, die sich, wiedererweckt, in unserer Gegenwart sehr wohl fühlen.

Die beiden Ausnahmemusiker verlinken Jazz, Rock, Volksmusik, Klassik und Moderne. Was überhaupt nichts mit „Cross-Over“ zu tun hat, sondern? Ja, mit was? Mit der Geschichte hinter der Geschichte. Und den Verbindungen, den „Links“.

Das passt zum Atelier 47 und ist ein gelungener Auftakt. Die beiden Künstler Siegmund Eibel und Phil Leicht wollen ebenfalls „Links“ setzen, für Vernetzung sorgen. Die Keimzelle soll das Atelier sein – das Netz die Kunst, die Menschen und ihre Sinne.

Ditzner und Lömsch von der CD zu hören ist klasse, sie zu erleben ist…? Ja was? Klassischer? Es ist unwiderbringlich. Es bedient auf jeden Fall mehr Sinne und das ist der Anspruch, den das Atelier 47 erfüllen will und erfüllt hat. Die Musik lebt weiter auf CD – das Event in der Erinnerung.

Es war ein großes Konzert vor kleinem Publikum – das Interesse wird schnell größer werden. Der Raum im Atelier ist begrenzt. Die Idee dahinter nicht.

Viel Freude mit den Fotos und dem Video des Rockhousechannel:

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Es leuchtet orange in Ladenburg – Das Atelier 47

 

Guten Tag

Ladenburg, 06. Oktober 2010. Zu dieser Jahreszeit, werden die Tage grauer und dunkler. Wenn man jedoch durch die Hauptstraße in Ladenburg geht, entdeckt man einen kleinen Lichtblick. In Orange leuchten die Buchstaben über dem Eingang des Ateliers 47. Das kleine Atelier ist der Werkraum der Künstler Siegmund Eibel und Phil Leicht .

Von Sabine Prothmann

Die Bezifferung soll die Räumlichkeit als Arbeitsstätte charakterisieren. Denn nach der christlichen Zahlensymbolik steht die Zahl 4 für Geburt, als Anfang, und die 7 als Zahl der Vollständigkeit. Zusammen stehen somit die beiden Zahlen für den Anfang und das Ende eines Schaffensprozesses, erklärt Phil Leicht.

Ein Ort der Begegnung

Die Farbe Orange wiederum steht in der Farbenlehre für Freude, Spaß und Geselligkeit. So ist das Atelier 47 nicht nur Ort der Beschäftigung, sondern auch ein Ort der Begegnung.

Umgeben von bereits fertigen Werken, die die Räume des Ateliers schmücken, kann man unter der Woche dem Künstler Siegmund Eibel bei der Erstellung neuer Bilder zusehen und sich mit ihm über seine Technik oder Motivwahl unterhalten.

Ab November wird es in den Räumen der Hauptstr. 43 eine Kunstschule für Kinder und Erwachsene geben, die von Siegmund Eibel und Christine Liebenstein geleitet wird. Die beiden Dozenten möchten Kunstinteressierten in Techniken, Farbgebung und Materialkunde unterrichten und zwar in kleinen Gruppen von höchstens 5 Teilnehmern.
Anmeldungen für die Kurse werden gerne unter der E-Mailadresse mundei@arcor.de entgegengenommen.

„Wir haben ganz bewusst die Farbe Orange für das Atelier 47 gewählt“, sagt Phil Leicht. Denn auf der seelisch-geistigen Ebene fördert Orange das Vertrauen und die Lust am Leben. Die Sinne können sich entfalten, Aufgeschlossenheit und Zusammenhalt stellen sich ein.

So beschloss der Artist Phil Leicht die Räume nicht nur als Ausstellungs-, Verkaufs- oder Werkraum zu nutzen, sondern einen Ort zu schaffen, an dem sich Bildende Künstler, Musiker, Tänzer, Schauspieler und Selbstdarsteller treffen. Ein Netzwerk zu schaffen, das sich verschrieben hat, die Sinne zu bedienen und dessen Zentrum das Atelier 47 sein wird.

Einmal im Monat werden Konzerte stattfinden, die nur für ein kleines Publikum gedacht sind. Vor 25 Besuchern spielen Musiker – hauptsächlich aus dem Bereich Jazz – unplugged und hautnah!

Konzerte – unplugged und hautnah

Am 15. Oktober startet die Konzertreihe mit dem Ditzner Lömsch Duo. Musiker wie Chris Finnsome, Silke Hauck, Jem Cooke, Thomas Siffling und Claus Boesser-ferrari werden in den nächsten Monaten folgen.

Die Konzertreihe wird dokumentarisch von Hermann Erbrecht und seinem Team von der Rhein Neckar Film GmbH gefilmt und am Ende eines jeden Jahres als DVD herausgebracht. Zudem erscheint eine „Atelier 47 Collection“ CD, die zum Verkauf angeboten wird.

Eine Aufführung im Atelier 47 ist immer ein Gesamtkunstwerk, bei dem die Elemente des Bildnerischen, der Optik und des Lichts eine genauso wichtige Rolle spielen wie die sensationelle Musik.

Das Atelier 47 bedient die Sinne Sehen, Hören, Tasten und manchmal auch Riechen. „Doch der Mensch hat bekannter Weise fünf Sinne!“

Um diesen fünften, das „Schmecken“, abzudecken, konnte der Initiator Phil Leicht die „Zwiwwel“ in der Kirchenstr. 24, Ladenburg als Partner gewinnen. Die Besucher seiner Konzertreihe erhalten zum Eintrittspreis einen Verzehrgutschein. Die „Zwiwwel“, die für eine natürliche feine deutsche Küche im gehobenen Stil steht, bietet in einem ganz besonderen Ambiente an den Konzertabenden extra für die Gäste aus dem Atelier 47 ein speziell angerichtetes Essen, das im Rosenzimmer unter den Bildern des Künstlers Siegmund Eibel serviert wird. Ideal für einen Abschluss eines feinen Abends in geselliger Runde, in welcher der ein oder andere Musiker auch mit anwesend sein wird.

Ziel des Ateliers 47 ist es, Netzwerke zu schaffen. Deshalb fordert Phil Leicht auf: „Werden Sie ein Teil dieser Vernetzung, wir freuen uns auf Ihren Besuch“.

Termine

15.10.10 20:00 Uhr Ditzner Lömsch Duo
15.11.10 Beginn Kunstschule
19.11,10 20:00 Uhr Chris Finnsome
9.12.10 20:00 Uhr Silke Hauck und Michael Quast
21.02.10 20:00 Uhr Jem Cooke – The Princess of Hearts!

Einen schönen Tag wünscht
Das ladenburgblog