
Beispiel Schriesheim: Teils fehlen Informationen zu den Lokalpolitikern, meist sind Darstellung und Übersicht mangelhaft. Man hat den Eindruck, die Gemeinderäte wollen nicht wirklich für die Bürger erreichbar sein.
Rhein-Neckar, 31. Oktober 2014. (red/ms) Wäre das nicht schön? Man hat Fragen zu kommunalpolitischen Themen und kann sich damit direkt an Gemeinde- oder Stadträte wenden. Manche Kommunen in unserem Berichtsgebiet machen es Bürgern leicht, ihre Politiker zu erreichen, indem sie auf ihren Internetseiten Übersichten mit Kontaktdaten anbieten – doch vielerorts sind diese Angaben mangelhaft und von Transparenz kann keine Rede sein. Teilweise ergibt sich der Eindruck, die Lokalpolitiker wollten gar nicht erreicht werden.Â
Von Minh Schredle
Auf allen Internetseiten der Gemeinden und Städte in unserem Berichterstattungsgebiet gibt es Übersichten zu den Gemeinderäten – allerdings sind die Informationen, die man erhält teilweise mangelhaft und unzureichend. Alle Kommunen könnten nachbessern.
Das würde nicht nur Journalisten die Arbeit erheblich erleichtern: Größtmögliche Transparenz ist zudem zuträglich für den Austausch von Politik und Bürgern. Wenn Stadt- und Gemeinderäte schnell und einfach zu erreichen sind, können Informationen und Anregungen besser mitgeteilt werden.
Dazu wären folgende Informationen wünschenswert: Eine Anschrift, eine Telefonnummer und eine Email-Adresse. Außerdem ist es hilfreich, wenn es ein Bild des Politikers gibt, um dem Namen auch ein Gesicht zuordnen zu können – abgesehen davon, dass das auch für Stadträte eine effektive Eigenwerbung wäre. Denn bei den nächsten Wahlen würde man auf den Plakaten eher erkannt werden.
Nirgendwo perfekt
Die genannten Informationen sollten in einer Übersicht zu finden sein, die keine Unübersicht ist. Am besten sind die Seiten geeignet, auf denen die Gemeinderäte nach Fraktionen sortiert sind – so erkennt man, wie es um die Machtverhältnisse im Gemeinderat steht.
Leider gibt es in unserem Gebiet keine einzige Internetseite, die all diese Anforderungen, beziehungsweise Wünsche erfüllt. Vielerorts ist die Transparenz undurchsichtig und es wirkt geradezu als wollten die Politiker nicht erreicht werden. Wir werden bei dem Kommunen anfragen, ob Verbesserungen an den Internetseiten geplant sind und ihre Antworten dokumentieren. Im Folgenden ist der Ist-Zustand der Gemeinden und Städte im Umkreis festgehalten.
Mannheim
Wer einen Mannheimer Stadtrat erreichen will, wird eine Weile zu suchen haben: Bis man auf der Seite der Stadt Mannheim zu einer Übersicht der Stadträte gelangt, muss man sich durch ein paar unübersichtliche Menüs klicken. Das wird dann mit mangelhafter Information entlohnt.
Die Übersicht zeigt Bilder der Stadträte, ihre Fraktionszugehörigkeit und ihre Namen. Weitere Informationen sucht man vergeblich. Dafür heißt es:
Nähere Informationen zu den einzelnen Stadträten finden Sie unter den individuellen Angeboten der Parteien und Gruppierungen.
Diese „individuellen Angebote“ sind auf der Seite verlinkt – und tatsächlich sehr individuell: Nur in wenigen fällen findet man, wonach man sucht. Häufig sind die Informationen mangelhaft und unvollständig. Es sollte eigentlich nicht zu viel Aufwand sein, eine Übersicht mitsamt Kontaktdaten zu erstellen – andere Kommunen schaffen das ja auch. Und wer als Stadtrat keine privaten Daten oder nur einen Teil davon angeben will, kann immer noch die Veröffentlichung verweigern.
Heidelberg
Auf der Seite der Stadt Heidelberg findet man eine gute Übersicht der Stadträte und Bürgermeister – nachdem man diese eine Weile suchen musste. Hier sind die Namen der Personen alphabetisch aufgeführt, außerdem ist ihre Fraktionszugehörigkeit angegeben.
Bei einem Klick auf einen der Namen, öffnet sich ein neues Fenster mit zusätzlichen Informationen. Dabei ist immer die Mitarbeit in verschiedenen Gremien und Ausschüssen angegeben. Ansonsten ist die Transparenz sehr heterogen: Bei manchen findet sich beispielsweise nur Name und Beruf, bei anderen dagegen auch Anschrift, Telefonnummer, Email-Adresse und ein Bild.
Hirschberg
Auf hirschberg-bergstrasse.de ist der Informationsgehalt wohl am höchsten: Alle Gemeinderäte und der Bürgermeister haben ein Porträtfoto, jedes Mal sind Name, Anschrift, Telefon- und teilweise sogar Handynummern genannt. Bis auf Fritz Bletzer von den Freien Wählern geben alle Gemeinderäte zudem ihre Emailadresse an.
Einzig negativ anzumerken ist, dass die Seite etwas unübersichtlich ist. Die Gemeinderäte sind nicht nach Fraktion, sondern nach Alphabet geordnet. Irgendwo dazwischen findet sich der Bürgermeister Manuel Just. Die Größe der Fraktionen ist nicht direkt ersichtlich, sondern muss nachgezählt werden.
Um Informationen zu einem Gemeinderat zu erhalten, muss man auf seinen Namen klicken, damit alles angezeigt wird. Es gibt auch die Option „alle ausklappen“. Man könnte meinen, mit einem Klick darauf, werden alle Gemeinderäte „ausgeklappt“. Das ist aber nicht so. Nur 17 von insgesamt 22 Feldern werden angezeigt. Die restlichen muss man manuell ausklappen – dieser Systemfehler sollte behoben werden.
Edingen-Neckarhausen
Die Internetseite der Gemeinde Edingen-Neckarhausen ist fast lobenswert und hat zumindest bezüglich des Aufbaus Vorbildcharakter: Die Seite ist optisch ansprechend.
Die Gemeinderäte sind nach Fraktionen sortiert und haben jeweils ein eigenes Bild. Angegeben sind jeweils Anschrift und Telefonnummer – mit Ausnahme von Irene Dahners (SPD), bei der keine Telefonnummer angegeben ist. Zusätzlich sind kleine Informationstexte einzusehen, in denen aufgeführt wird, seit wann die jeweilige Person ein Mitglied des Gemeinderats ist und in welchen Ausschüssen sie tätig ist.
Leider ist keine einzige Email-Adresse zu finden – außer der von Bürgermeister Roland Marsch. Wenn man diese noch ergänzen würde, wäre die Übersicht nahezu perfekt und könnte in Sachen Transparenz als Vorbild für die anderen Gemeinden im Umkreis dienen.
Hemsbach
Die Internet-Seite der Stadt Hemsbach ist im regionalen Vergleich die am wenigsten informative: Es gibt ein Kuchendiagramm mit der Verteilung der Sitze auf die Fraktionen im Gemeinderat und die Namen der Stadträte.
In Klammern werden die Fraktionsvorsitzenden und die Bürgermeisterstellvertreter gekennzeichnet. Ansonsten findet man keinerlei Angaben, nicht einmal eine Anschrift. Die Transparenz ist somit mangelhaft.
Ladenburg
Die Internetseite der Stadt Ladenburg ist übersichtlich und informativ: Man findet mit wenigen Klicks zu einer Übersichtsseite mit den Ladenburger Stadträten. Diese sind nach Fraktionen sortiert, es finden für jeden Stadtrat Angaben über Anschrift und Telefonnummer und bei 21 von 23 Personen auch eine Email-Adresse. Die Ausnahme sind hier Karl Meng und Uwe Wagenfeld von der CDU.
Leider gibt es zu den einzelnen Stadträten keine Bilder. Allerdings ist oben auf der Seite ein Bild mit allen Stadträten und dem Bürgermeister zusammen zu sehen. Hier wäre eine Bildunterschrift sinnvoll, um alle Stadträte eindeutig identifizieren zu können – aktuell gibt es diese allerdings nicht.
Ilvesheim
Auf der Homepage von Ilvesheim lassen sich kaum Informationen zu den Gemeinderäten finden: Hier sind lediglich Namen und Anschrift aufgeführt. Auf einem anderen Reiter lassen sich wenigstens die Telefonnummern der Fraktionsvorsitzenden finden.
Wer einen anderen Gemeinderat kontaktieren will, muss auf den Seiten der Ortsverbände suchen. Und diese sind unterschiedlich übersichtlich. Allerdings sind fast immer Bilder, Telefon und Email-Adresse angegeben. Eine Ausnahme ist der Fraktionvorsitzende der SPD, Rolf Sauer – er gibt seine Email-Adresse nicht an.
Dossenheim und Laudenbach
Auf der Website Dossenheims finden sich zu den Gemeinderäten nur Name, Anschrift und eine Verlinkung zu den Seiten der Ortsverbände. Diese sind qualitativ sehr unterschiedlich: Auf der Seite der CDU sind beispielsweise immer ein Bild, die Anschrift, eine Telefonnummer und eine Email-Adresse. Auf der Seite der Grünen sind dagegen gar keine Kontaktdaten angegeben. Hier könnte Einiges verbessert werden.
Auch auf der Seite von Laudenbach findet man bis auf die Namen und die Fraktionszugehörigkeit ist nur die Anschrift. Hier gibt es allerdings noch nicht einmal weiterführende Links. Das ist mangelhaft.
Schriesheim
Auf schriesheim.de gelangt man schnell und unkompliziert zu einer Übersicht der Gemeinderäte. Diese sind nach Fraktionen sortiert. Klickt man auf einen der Namen öffnet sich ein Fenster mit weiteren Informationen – wie viel man erfährt ist unterschiedlich. Die meisten geben ihre Anschrift, eine Telefonnummer und ihre Email-Adresse an, häufig ist auch ein Porträtfoto zu sehen.
Ein paar Gemeinderäte sind dagegen weniger transparent: Dann gibt es nur eine Telefonnummer oder nur eine Email-Adresse. Zu Heinz Waegner (Grüne Liste) und Jutta Becker und Dieter Knopf von den Freien Wählern gibt es gar keine Informationen.
Schwetzingen
Auf der Internetseite Schwetzingens lassen sich viele Informationen finden – allerdings ist die Seite unnötig kompliziert und die Bedienung ist zeitraubend. Die Stadträte sind alphabetisch sortiert, in dieser Übersicht finden sich der Name und die Fraktionszugehörigkeit. Bei einem Klick auf einen Namen öffnet sich ein neues Fenster, in dem weitere Informationen angegeben sind.
Hierbei gibt es große Unterschiede: Manche Gemeinderäte geben nur ihre Anschrift und eine Telefonnummer an. Bei anderen gibt es auch ein Bild, eine Email-Adresse und manchmal sogar eine Handynummer – das ist vorbildlich. Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, wie groß die jeweiligen Fraktionen sind und das per Hand nachgezählt werden muss.
Weinheim
Auf der Seite der Stadt Weinheim sind die Gemeinderäte nach Alphabet sortiert. Man findet Angaben über die Fraktionszugehörigkeit, den Wohnsitz und eine Telefonnummer. Bis auf Dr. Klaus Ditzen und Wolfgang Schäfer (FW) haben zudem alle Gemeinderäte ihre Email-Adresse angegeben. Bilder gibt es leider keine.
Unten auf der Seite heißt es, nur diejenigen, die ihre Zustimmung dazu erteilt haben, sind in der Liste aufgeführt. Das sind 37 von 38 Stadträten – ein Politiker der Grünen ist nicht aufgeführt. Bis man zu der Übersicht der Stadträte gelangt, müssen verhältnismäßig viele Klicks getätigt werden – das könnte man verbessern.
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