Guten Tag!
Ladenburg, 09. Juni 2010. Wir haben vor gut einem Monat schon einmal über eine Unsitte des Mannheimer Morgen berichtet und heute müssen wir das wiederholen. Denn die Zeitung tut oft nur so, als würde sie journalistisch informieren.
Von Hardy Prothmann
Journalist kann in Deutschland jeder Bürger und jede Bürgerin sein. Journalist ist nämlich keine geschützte Berufsbezeichnung. Wenn Sie so wollen, könnte man (Bild)titeln: „Wir sind Journalist“. Wir alle. Jeder einzelne.
Das garantiert Artikel 5 Grundgesetz über die Meinungsfreiheit. Danach können alle BürgerInnen über alle vorhandenen „Kanäle“ ihre Meinung äußern – eine staatliche Zensur findet nicht statt. Und das ist gut so.
Sicher haben Sie auch schon von „Bürgerjournalisten“ gehört. Vorreiterin und Erfinderin dieser neuen journalistischen Spielart ist die Bildzeitung. Der geht es nicht um Bürger und schon gar nicht um Journalismus, sondern vor allem um „exklusive“ Dinge – vornehmlich Fotos, die die Zeitung gerne mit gutem Geld bezahlt, vor allem dann, wenn es um „Exklusives“ geht – Bürger und Journalismus sind der erfolgreichsten Zeitung Europas dabei egal. Es geht um Auflage, Werbeeinnahmen, ums Geschäft.
Bild-Insider wissen, was sich gut verkauft: TTT- Tiere, Titten, Tote.
Ob man dieses „Geschäftsmodell“ nun gut findet oder nicht – Journalismus ist ein „Business“, ein Geschäft. Typischerweise finanziert über Werbung – wobei die Trennung zwischen Anzeigen und Redaktion als Status quo gilt, was aber flächendeckend nur ein Mythos ist.
Wer guten Journalismus machen will, muss personalintensiv arbeiten. Von überall her gibt es Informationen. Professioneller Journalismus prüft diese, ordnet sie ein, gibt ihnen ein Gewicht.
Informationen sind sehr vielfältig und das macht auch den Reiz des Journalismus aus. Was steht fest? Was muss man anzweifeln? Was tiefer recherchieren? Was wie darstellen?
Fragen zu stellen und Antworten zu finden – das ist Journalismus. Ein Job, den jeder Bürger erledigen kann – wenn er bereit ist, sich viel Arbeit zu machen.
Aber es geht auch einfacher. Vor allem für so genannte Journalisten – die lassen nämlich die Arbeit machen.
Zum Beispiel bei Vereinen. Dort gibt es „Pressewarte“ – die schreiben auf, was im Verein passiert oder was der Verein vorhat. Das ist absolut richtig und legitim. Man informiert die Öffentlichkeit und das natürlich „positiv“.
Das machen Gemeinden, Regierungen und Firmen nicht anders. Alle machen das.
Auch wir übernehmen redaktionell immer wieder ungeprüft „Informationen“ – wenn diese eindeutig sind.
Es gibt allerdings einen eklatanten Unterschied zwischen unserer redaktionellen Arbeit und der der Tageszeitungen, speziell der des Mannheimer Morgens.
Wir tun nicht so, als ob. Wir können nicht überall an jedem Ort zu jedem Thema präsent sein. Trotzdem können wir zu jedem Thema an jedem Ort berichten – indem wir recherchieren.
Ungeprüfte Informationen werden von uns niemals als redaktionelle, also geprüfte, Informationen dargestellt. Der MM bedient sich hier eines „Tricks“. Texte von Vereinen, Institutionen, Behörden oder Firmen werden mit „zg“ gekennzeichnet.
Der unbedarfte Leser denkt vielleicht, dass das Kürzel für einen Journalisten steht – dem ist aber nicht so. „zg“ heißt „zugeschickt“.
Jeder Artikel – und davon hat es heute viele – im MM, der das Kürzel „zg“ trägt, ist eine mehr oder weniger 1:1-Übernahme eines nicht journalistisch überprüften Textes, der so tut, als sei er ein redaktioneller Text, denn immerhin steht ein „Kürzel“ darunter.
Ganz konkret und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, werden damit die LeserInnen „verarscht“.
Sie glauben das nicht? Dann machen Sie sich einen Spaß draus.
Fragen Sie Ihre Kinder, Nachbarn, Kollegen, wen auch immer, was „zg“ heißt.
Wir verfahren anders. „zg“ ist für uns ein „No-Go“.
Auch wir veröffentlichen ab und an „zugesandte Mitteilungen“ – von der Gemeinde, von Vereinen oder von anderen.
Wir nennen die Quelle und wenn es notwendig ist, recherchieren wir nach und veröffentlichen zusätzliche Informationen.
Der Mannheimer Morgen tut so, als würde er seine LeserInnen aus eigener redaktioneller Kompetenz informieren – heute überwiegend mit „zg“.
Ich persönlich finde es schade und bedenklich, dass eine Zeitung, die journalistisch ernst genommen werden will, nicht in der Lage ist, seine offensichtlichen Quellen zu nennen, sondern sich hinter einem „Pseudo“-Kürzel wie „zg“ versteckt.
Das ist armselig, schwach und feige.
Leider gilt diese Einschätzung für viele der Journalisten in unserem Berichtsgebiet, für deren Redaktionsleitungen und für deren Produkte.
Ein aufrechter Journalismus benennt seine Quellen – außer, wenn er diese schützen muss, weil die „Quelle“ Nachteile befürchten muss.
Journalismus ist das Geschäft mit Informationen. Glaubwürdiger Journalismus lebt von Transparenz.
Es gibt für kein Medium dieser Welt einen Grund, unproblematische Quellen zu verschweigen.
Außer für Tageszeitungen, die schon seit vielen Jahren ihre Inhalte nicht journalistisch, sondern „zugeschickt“ bestücken und so tun als ob es „journalistisch-erarbeitete“ Informationen seien.
Dazu gehört der Mannheimer Morgen, der einen sehr „fleißigen Mitarbeiter“ hat, dessen „Kürzel“ „zg“ ist.
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