Ladenburg, 08. April 2014. (red/ms) In der vergangenen Woche hat der Ladenburger Jugendgemeinderat seine erste Sitzung im Jahr 2014 abgehalten. Themen waren unter anderem die Zukunft der 37 Stolpersteine und ein geplanter Bolzplatz in der Weststadt – allerdings gab es keinen einzigen jugendlichen Besucher in der Sitzung. Das ist ein bekanntes Problem und schade: Denn die Arbeit, die das Gremium leistet, ist gut und engagiert.
Von Minh Schredle
Im Publikum sitzen ein ehemaliger und zwei aktuelle Stadträte. Und der ehemalige Rektor des Carl-Benz-Gymnasiums, Heinz Ginder – aber kein einziger Jugendlicher. Das ist bedauerlich, zumal das Gremium unter der Leitung von Sophian Habel in der ersten Sitzung diesen Jahres neue Werbemittel vorstellte: Zu den bekannten Stickern kamen neue T-Shirts für die Ratsmitglieder, Werbekulis und Flyer mit der Aufschrift „aufmischen, mitgestalten, durchziehen“. Scheinbar verlief die Eigenwerbung bislang noch nicht allzu effektiv.

Die aktuellen Flyer des Jugendgemeinderats entstanden in Zusammenarbeit mit dem Bauhof. Das junge Gremium ist auch bei Facebook aktiv.
Dabei gibt es von Großem zu berichten: Beispeilsweise zum heruntergekommenen Bolzplatz in der Weststadt. Viele Jugendliche in der Stadt wünschen sich, dass hier etwas unternommen wird. Dank des Engagements des Jugendgemeinderats wird nun etwas getan: Wie zahlreiche andere Kommunen im Umkreis hat sich auch Ladenburg bei dem Projekt „alla hopp“ der Dietmar Hopp-Stiftung beworben – allerdings ohne Erfolg.
Bald ein guter Bolzplatz in der Weststadt?
Gemeinden, die in das Projekt mitaufgenommen werden, erhalten einen Zuschuss in Höhe von zwei Millionen Euro, um eine Bewegungs- und Begegnugnsstätte zu errichten. Allerdings müssen auch Eigenkosten getragen werden. Ladenburg hätte sich laut dem Stadtrat Alexander Spangenberg (GLL) mit etwa 20.000 Euro beteiligen müssen.
Auf Antrag des Jugendgemeinderats wurden dieser Betrag in den kommenden beiden Jahren im Haushalt eingeplant, um die Sanierung des Bolzplatzes anzugehen. Die genaue Gestaltung sei noch unklar, heißt es von Sophian Habel. Man wolle sich mit vielen Leuten zusammensetzen, um ein gelungenes Konzept auszuarbeiten.
Was geschieht mit den Stolpersteinen?
Bis vor Kurzem hat der Jugendgemeinderat die Schirmherrschaft für die 37 so genannten Stolpersteine übernommen: Dabei handelt es sich um Gedenksteine für Juden, die Opfer des Nationalsozialismus in Ladenburg geworden waren.
Die Steine sind über das Stadtgebiet verteilt. Um sie in einem guten Zustand zu erhalten, gab es eine Kooperation zwischen dem Rathaus und den Schulen: Geschichtslehrer der neunten Klassen wurden gebeten, mit ihren Schülern Ausflüge zu unternehmen. Dabei sollten die Jugendlichen etwas über die dunkle Ortsgeschichte lernen und die Steine Instand halten.
„Keine Schirmherrschaft für ein Projekt, das nicht läuft“
Anfangs habe das Projekt noch gut funktioniert, sagte Sophian Habel. Allerdings kümmere sich mittlerweile kaum noch jemand um die Steine. Wegen „mangelhaftem Engagement“ übte er auch Kritik an den Schulen:
Wir waren oft genug vor Ort da und haben mit Regelmäßigkeit die entsprechenden Lehrer dazu aufgerufen, das Projekt ernstzunehmen. Es hieß auch immer, man würde sich darum bemühen. Aber geschehen ist dann eben nichts. Es gab auch keine Anregungen oder Kritik, was wir besser machen könnten.
Der Jugendgemeinderat habe sich lediglich als Vermittler zwischen den Schulen und Ingrid Wagner gesehen. Frau Wagner ist die Vorsitzende des Arbeitskreises „Jüdische Geschichte Ladenburgs“ und hatte die Idee zu der Kooperation. Sophian Habel sagte, man wolle keine Schirmherrschaft übernehmen für ein Projekt, das nicht läuft. Daher habe man sie aufgegeben.
Frau Wagner war selbst in der Sitzung anwesend und bedauerte es, dass das Projekt so „eingeschlafen“ sei. Sophian Habel entgegnete, man habe es noch nicht ganz aufgegeben. Allerdings müsse man wohl nach einem anderen Weg suchen, da der alte offenbar nicht funktioniert.
Nächste Sitzung im Jugendzentrum?
Im Jugendzentrum „Kiste“ stehen die Arbeiten kurz vor der Vollendung. Dort gibt es einen Raum nur für den Jugendgemeinderat, in dem künftige Sitzungen des Gremiums stattfinden werden. Francesco Iacono ist der Finanzreferent des Jugendgemeinderats. Er sagte dazu:
Eigentlich ist alles fertig. Die Baustelle muss aber noch von jemandem abgenommen werden. Hoffentlich wird schon unsere nächste Sitzung im Jugendzentrum sein.
Vielleicht gelingt es, die Eröffnung und Einweihung des neuen Sitzungsraum gut zu kommunizieren und auch ein paar Jugendliche anzulocken.
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