Ladenburg/Rhein-Neckar, 17. August 2013. (red/pro) Ladenburger BĂŒrger/innen und solidarische Teilnehmer aus der Region haben der NPD heute eine klare Kante gezeigt – in der demokratischen Gesellschaft ist kein Platz fĂŒr Neonazis. Zu einer demokratischen Gesellschaft gehört aber auch die Akzeptanz von „Spielregeln“. Polizeidirektor Dieter SchĂ€fer hatte ein gutes Konzept vorbereitet. Die Gegendemonstranten haben dieses leider missachtet.
Kommentar: Hardy Prothmann
Ganz ehrlich? Alle, die gegen Nazis stehen, tun das Richtige. Aber einige, die die Polizei provozieren, tun das Falsche. Und alle Teilnehmer der Gegendemo heute haben kein gutes Vorbild abgegeben.
Unser unkommentiertes Video zeigt den Verlauf der Veranstaltung:
Gutes Konzept geht nicht auf

Dieter SchĂ€fer (Mitte) hat möglichst viele „Problemkandidaten“ persönlich angesprochen – vergeblich.
Die Idee von Polizeidirektor SchĂ€fer hatte Charme: Keine Absperrgitter, kein GroĂaufmarsch der Bereitschaftspolizei, um die öffentliche Ordnung zu sichern. Sondern hier ein paar Neonazis und in 25 Metern (!) Entfernung die Gegendemonstration. In Sicht- und Hörweite. Mit der Macht, den Rechtsradikalen zu zeigen, was gute Demokraten von dem auslĂ€nderfeindlichen Pack halten: NĂ€mlich nichts.
Doch es kam anders. Schon im Vorfeld der Gegendemo hatte die Polizei MĂŒhe, die Menschen aus der neutralen Zone zu halten. Und plötzlich stĂŒrmte alles nach vorne. Der erfahrende Polizist SchĂ€fer hatte zuvor gewarnt, je nĂ€her man sich kĂ€me, umso höher sei das Gefahrenpotenzial und umso eher mĂŒsse er polizeiliche MaĂnahmen anordnen. FĂŒr eine ordentliche Versammlung bedankte er sich im voraus. Das war verfrĂŒht.
Anstatt frei und ohne groĂe PolizeiprĂ€senz zu demonstrieren, pöpelten viele Teilnehmer herum, provozierten Polizisten und Ordner. Ein reichlich blödes Verhalten – anders kann man das nicht beurteilen. Es gibt kaum ein Land, in dem man so friedlich demonstrieren kann wie in Deutschland. Seit Jahren begleitet die Mannheimer Polizei vorbildlich solche Veranstaltungen. Es kommt zu keinen Krawallen, Auschreitungen, Zerstörungen und vor allem nicht zu Verletzungen.
Wer diese herausragenden Möglichkeiten nicht schĂ€tzt, noch nicht einmal akzeptiert, der will Ărger. Und der wird irgendwann kommen.
Will man partout Ărger?
Polizeidirektor SchĂ€fer hat das vor einiger Zeit selbst erlebt, als urplötzlich tausende von Steinen auf die Mannheimer Polizei niedergingen. Der Anlass: Polizisten kontrollierten wĂ€hrende des Internationeln Kurdenfestivals auf dem Maimarkt-GelĂ€nde einen kurdischen Jungen, der eine verbotene Flagge trug. Dann ging der Steinregen auf die vollstĂ€ndig ĂŒberraschte Polizei nieder. Niemand hatte mit einem solch massiven Angriff gerechnet. Herr SchĂ€fer tat das einzig richtige und zog seine Leute zurĂŒck, sonst hĂ€tte es einen StraĂenkampf mit vielen Verletzten auf beiden Seiten gegeben.
Trotzdem behĂ€lt er sich seinen Idealismus und hofft auf die Vernunft der Demokraten. Er schreibt einen offenen Brief, bietet die gröĂtmögliche Freiheit an. Und wird enttĂ€uscht.
Brenzlige Situation
Kurz nach 12 Uhr gerĂ€t eine junge Aktivistin beinahe unter ein Pferd, weil sich die Demonstranten nur mit MĂŒhe aus der neutralen Zohne drĂ€ngen lassen. 25 Meter Abstand sollten eingehalten werden. Was wĂ€re passiert, wenn die Frau verletzt worden wĂ€re? Auf die Frage, ob die Situation kritisch war, sagt Dieter SchĂ€fer knapp: „Ja“, und guckt konzentriert auf die Szenerie.
LĂ€sst Polizeidirektor SchĂ€fer den klaren Bruch der Auflagen zu oder „ergreift er polizeiliche MaĂnahmen“? Er behĂ€lt die Nerven und geht damit selbst ein Risiko ein. Was, wenn Wurfgeschosse geflogen wĂ€ren? Er wĂ€re in der Verantwortung gewesen.
Man kann nur hoffen, dass Herr SchĂ€fer seinen Idealismus und seinen Sinn fĂŒr Freiheit auf Grund solcher Erfahrungen nicht verliert. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Und wenn das passiert, wird abgesperrt, werden Hundertschaften aufgefahren, die Gruppen so weit als möglich getrennt und im Zweifel klare polizeiliche MaĂnahmen durchgefĂŒhrt.
Das Geschrei wird dann groĂ sein. Die VorwĂŒrfe umfassend. Geholfen wĂ€re damit niemandem.
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